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3.1.9 Management chronifizierter Schmerzen

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Die Prävention einer Schmerzchronifizierung sollte eines der Hauptziele bereits bei dem Zustandekommen akuter Schmerzen sein. So sollte eine suffiziente Akutschmerzbehandlung sowohl perioperativ oder bei nicht-traumatologisch bedingten Schmerzen gemäß dem physiologischen Korrelat als antinozizeptive bzw. antineuropathische Therapie erfolgen.

Gemäß dem bio-psycho-sozialen Modell der Schmerzchronifizierung bieten sich multimodale Behandlungsprogramme an, da die verschiedenen Faktoren und Aspekte in ihren wechselseitigen Auswirkungen adressiert werden. Dabei liegen Behandlungsprinzipien in der Aktivierung des Patienten, mit einer Mobilitätssteigerung und der Erschließung von körperlichen und psychosozialen Ressourcen, die im Krankheitsverlauf »verloren« gegangen sind.

Ziel ist die Wiederherstellung der Funktionsfähigkeit (»functional restoration«). Dazu werden über Techniken wie »graded activity« oder »graded exposure« eine schrittweise Kompetenzerweiterung und ein Mobilitätszuwachs vermittelt. Dies kann im Rahmen der multimodalen Bausteine Physiotherapie, Ergotherapie oder medizinischen Trainingstherapie erfolgen. Eine gleichzeitige schmerzpsychotherapeutische, oft verhaltenstherapeutisch fokussierte Behandlung ist dabei zwingend erforderlich, ebenso die Vermittlung aktiver Entspannungsverfahren, einer Kunst- oder Musiktherapie und weiterer aktivierender Therapieverfahren.

Passiv ausgerichtete Therapiemethoden stehen eher im Hintergrund. So weist die Anwendung invasiver Verfahren bei chronifizierten Patienten keine nachhaltigen Effekte auf. Die ausschließlich medikamentöse Behandlung ist ebenso ein passives Verfahren und birgt überdies Gefahren hinsichtlich eines Medikamentenfehlgebrauchs oder der Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung. Zu beachten ist, dass bei chronifizierten Schmerzen ähnliche psychosoziale Prädiktoren wie für eine Abhängigkeitserkrankung bestehen.

Psychosoziale Risikofaktoren für eine Abhängigkeitserkrankung (nach Jage 2005) sind:

• Somatisierung und Persönlichkeitsstörung

• Stress Vulnerabilität, Neurotizismus, chronische somatische Symptome

• Angst, Depression

• Drogenabhängigkeit/Missbrauch in der Anamnese

In der AWMF-Leitlinie Langzeitanwendung von Opioiden bei nicht tumorbedingten Schmerzen (LONTS) wird auf diese Gefahr hingewiesen. Beispielsweise sollten bei primären Kopfschmerzerkrankung, somatoformen Störungen, dem Fibromyalgiesyndrom und bei Schmerzen als Ausdruck einer affektiven Erkrankung generell keine Opioide verwendet werden. Auch der Einsatz von kurzwirksamen Opioiden kann eine Toleranzentwicklung fördern. Eine Besonderheit von LONTS ist, dass die Verfasser dem klinisch tätigen Arzt nützliche Praxiswerkzeuge liefern wie einen Handzettel zur Fahrtüchtigkeit, zum Vorgehen bei Niereninsuffizienz, zur Behandlung der opioidinduzierten Obstipation, etc. (LONTS 2020).

Multimodale Schmerztherapie

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