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5.1 Aufgabenbasierte Evaluation von Schreibkompetenzen

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In Kapitel 4.1 wurde bereits darauf hingewiesen, dass im Rahmen einer kompetenz- und handlungsorientierten Überprüfung von Schreibfähigkeiten in der Regel AufgabenAufgaben zum Einsatz kommen, die Merkmale lebensweltlicher Schreibhandlungen simulieren oder zumindest prototypisch abbilden. Von den SchreibaktivitätenSchreibaktivitäten in der Testsituation – in diesem Zusammenhang auch als Performanz (engl. performance) bezeichnet – soll dann auf die Fähigkeit zur Realisierung ähnlicher SchreibaktivitätenSchreibaktivitäten außerhalb der Testsituation und/oder auf hierfür wichtige Kompetenzen zurückgeschlossen werden.

Ein solches performanzbasiertes Vorgehen wird auch als performanzbasierte EvaluationEvaluationperformanzbasiert (performance-basedassessmentperformance-based assessment/testing) und das eingesetzte Instrument als PerformanztestPerformanztest (performance assessment/test) bezeichnet. Zur performanzbasierten EvaluationEvaluationperformanzbasiert sind auch Formen der aufgabenbasierten Evaluation (task-basedassessmenttask-based language assessment) zu zählen. Dies gilt insbesondere dann, wenn die Lösung der AufgabenAufgaben als funktionale Aktivität konzipiert wird, mit deren Hilfe ein Individuum in einem bestimmen sozio-kognitiven Kontext im Rahmen einer bedeutungszentrierten Kommunikation ein bestimmtes Ziel erreichen möchte (vgl. Bachman, 2007; Brindley, 2013; Bygate, Norris & Van den Branden, 2015; Fischer, Chouissa, Dugovičová & Virkkunen-Fullenwider, 2011a, 2011b; Norris, 2016; Purpura, 2016, S. 195f.; Van Gorp & Deygers, 2014). Ein entsprechendes Aufgabenkonzept liegt auch den Beiträgen im vorliegenden Band als Zielvorstellung zugrunde.

AufgabenAufgaben mit den genannten Merkmalen werden häufig auch als „authentisch“ charakterisiert. Der Einsatz (weitgehend) authentischer Aufgaben zur Messung von Schreibkompetenzen und die Bewertung der Leistung anhand geeigneter kriterialer Raster hat u.a. folgende Vorteile: a) Die Bearbeitung der TestaufgabenAufgabenTestaufgaben selbst kann bereits eine positive Lernerfahrung darstellen. b) Der Einsatz authentischer Aufgaben verbessert die Möglichkeiten einer lernorientierten, formativen EvaluationEvaluationformativ. c) Es verringert sich die potenzielle Distanz zwischen TestaufgabenAufgabenTestaufgaben und den in einem aufgabenbasierten oder aufgabenunterstützten Fremdsprachenunterricht eingesetzten (komplexen) LernaufgabenAufgabenLernaufgaben. Der Einsatz authentischer TestaufgabenAufgabenTestaufgaben kann damit auch einen Beitrag zu einer besseren Übereinstimmung zwischen Prüfungs- und Lehr-Lern-Aktivitäten leisten und einen positiven Washback-Effekt auf den Unterricht haben (vgl. Bygate, Norris & Van den Branden, 2015; Jones & Saville, 2016; Norris, 2016; Turner & Purpura, 2016; Yu, 2014).

Authentische AufgabenAufgaben weisen allerdings – verglichen mit objektiv auswertbaren geschlossenen AufgabenformatenAufgabenformate wie etwa Ankreuzaufgaben – auch eine Reihe von Nachteilen auf. So erfordert die Bearbeitung authentischer Aufgaben in der Regel vergleichsweise viel Zeit, und die adäquate Beurteilung der gezeigten Leistung ist relativ aufwändig (vgl. hierzu auch Kapitel 4.1).

Bei einer Evaluation anhand weitgehend authentischer Schreibaufgaben handelt es sich um eine relativ direkte Messung von Schreibleistungen. Diese steht im Gegensatz zu einer indirekten Messung von Schreibkompetenzen anhand von geschlossenen AufgabenAufgaben wie etwa Multiple-Choice-Items zu GrammatikGrammatik und LexikLexik. Während mit einer indirekten Messung in erster Linie überprüft werden kann, ob für die Realisierung von SchreibaktivitätenSchreibaktivitäten wichtige Ressourcen überhaupt vorhanden sind, ermöglicht eine direkte Messung anhand authentischer Schreibaufgaben zusätzlich eine Aussage darüber, inwieweit die vorhandenen sprachlichen und nichtsprachlichen Ressourcen in kommunikativen Situationen genutzt werden können.

Obwohl performanzbasierte Formen der EvaluationEvaluationperformanzbasiert die jeweils fokussierten SchreibaktivitätenSchreibaktivitäten vergleichsweise direkt repräsentieren, ist auch bei einer performanzbasiertenEvaluationperformanzbasiert Überprüfung von Schreibleistungen anhand authentischer AufgabenAufgaben bei der Konstruktion der Aufgaben und der Entwicklung der BewertungskriterienBeurteilungskriterien stets genau zu klären, welche Merkmale des Konstrukts „Schreiben“ die Aufgaben und die zugehörigen BewertungskriterienBeurteilungskriterien bei den jeweiligen Testteilnehmenden erfassen sollen. Außerdem ist stets zu prüfen, ob die Aufgaben und BewertungskriterienBeurteilungskriterien dann letztendlich auch tatsächlich das erfassen, was sie erfassen sollen.

Diese Argumentation steht im Widerspruch zu der Annahme, dass authentische TestaufgabenAufgabenTestaufgaben, die lebensweltliche Aktivitäten direkt repräsentieren, zugleich automatisch valide seien. Brindley (2013) nennt u.a. folgende Gründe dafür, dass auch authentische TestaufgabenAufgabenTestaufgaben nicht automatisch valide sind:

In the first place, an assessmentassessment activity is by definition an artificial situation: no matter how realistic the task is, people still know they are being assessed under special conditions (Spolsky, 1985), and their performance may not be the same as it would in real life. A second problem with ‘authentic’ assessment tasks is the difficulty of generalizing from a one-off performance to other situations of language use. Although a language learner may demonstrate competence in one context … this skill may not transfer to other contexts. (S. 2f.)

Auf den von Brindley (2013) angesprochenen Sachverhalt, dass es sich bei einer Prüfungssituation grundsätzlich um eine künstliche Situation mit ganz spezifischen Merkmalen handelt, hat bereits Spolsky (1985) in einem viel zitierten Aufsatz hingewiesen (vgl. auch Bachman & Cohen, 1998, S. 22).1AuthentizitätAufgabenTestaufgabenKompetenzkommunikativ Die von Brindley ebenfalls genannte Tatsache, dass die Aktualisierung von Kompetenzen vom jeweiligen Kontext abhängen kann und dass deshalb das Ergebnis einer einmaligen Messung nicht automatisch auf andere Kontexte verallgemeinert werden kann, wurde schon in Kapitel 4.2.2.6 „Generalisierbarkeit von Schreibleistungen“ thematisiert. Ich werde auf diesen Aspekt im Folgenden noch zurückkommen. Dabei werde ich weitere Gründe nennen, warum authentische AufgabenAufgaben nicht auch automatisch valide sind. Zuvor gehe ich jedoch kurz auf den wichtigen Begriff der KompetenzKompetenz und auf die Rolle der Adressaten und Verwendungskontexte bei der Definition des TestkonstruktsTestkonstrukt ein.

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