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3. Mehrkulturalitätsdidaktik in der Aus- und Weiterbildung von Fremdsprachenlehrkräften

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In vielkulturellen gesellschaftlichen Kontexten erweist sich die Didaktik der Mehrkulturalität für das Lehren und Lernen von Sprachen aus mehreren Gründen relevant. So beeinflussen monokulturelle, pluri- oder multikulturelle Prägungen oder die ein- oder mehrsprachige SozialisationSozialisation Lehrender ihre Einstellungen zum Sprachenlehren und -lernen sowie zu ethnischen und kulturellen Fremdheiten (↗ Art. 26).

Die Einstellungen stehen in einem Wechselverhältnis zum Sprachlehrverhalten (↗ Art. 25), wobei natürlich auch andere Faktoren, wie z.B. die MehrsprachenkompetenzMehrsprachenkompetenz der Lehrenden oder ihre subjektiven Theorien eine Rolle spielen. Eine Lehrerin, die eine Zeit im Zielsprachenland verbracht hat, wird ihre Auslandserfahrungen authentisch in ihren Unterricht einfließen lassen können. Auch beeinflussen Fächerkombinationen (fachliche Kompetenzen) die Art und Weise, wie Lehrkräfte fremder Sprachen z.B. gesellschaftliche oder literarische ThemenThemenliterarische angehen und behandeln. Eine Lehrerin mit kritischen Positionen gegenüber bestimmten Kulturen und Traditionen, könnte diesbezügliche Themen eher distanziert unterrichten als ein Kollege, der mit EmpathieEmpathie genau diesen Traditionen gegenübersteht. In diesem Zusammenhang spielen auch Fragen der IdentitätIdentität (↗ Art. 1) eine Rolle (Caspari 2003; De Florio-Hansen & Hu 2003). Das Ziel der Lehrerbildung muss darin bestehen, zu einem (selbst)kritischen, reflektierten, offenen und sensiblen Handeln anzuleiten, um einen pädagogisch-konstruktiven Umgang mit den Lernenden zu pflegen.

Für die fremdsprachlichen Fächer spiegelt die Lehreraus- und -weiterbildung des 20. Jahrhunderts die jeweils in den einzelnen Jahrzehnten vorherrschenden lerntheoretischen Modelle und fremdsprachendidaktischen Methoden wider. Spätestens seit den 1970er Jahren wird mit dem kommunikativen Ansatz explizit das Vorbild des native speakernative speaker angestrebt, seit den 1990er Jahren gilt hingegen zunehmend der intercultural speaker als Ziel im Fremdsprachenunterricht (↗ Art. 30). Hiermit ist ein sprachlich wie kulturell sensibler mehrsprachiger Sprecher gemeint (vgl. Wilkinson 2012), der nicht zwingend über eine muttersprachennahe Beherrschung der Fremdsprache(n) verfügt und der neben zielkulturellen Kenntnissen über solche zur interkulturellen Kommunikationinterkulturelle Kommunikation verfügt. Sprachliche Fehler z.B. in der Grammatik gelten als weniger relevant für erfolgreiche Verständigung als kulturspezifische und vor allem pragmatische Fehler, z.B. ein unangemessener Höflichkeitsgrad in der Kommunikation (vgl. Watts et al. 1993).

InterkulturalitätInterkulturalität, d.h. der Bezug auf mindestens zwei Kulturen, wird somit seit den 1990er Jahren zu einem wichtigen Paradigma in der fremdsprachlichen Lehrerbildung. Mehrkulturalität mit explizitem Bezug auf mehr als zwei Kulturen spielt hingegen weniger eine Rolle. Diskurse zu interkulturellem Lernen (↗ Art. 32) werden in den Fremdsprachendidaktiken etwa seit dieser Zeit in Diskursen zu interkulturellen Kompetenzen weiterentwickelt.

Handbuch Mehrsprachigkeits- und Mehrkulturalitätsdidaktik

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