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3.2 Das kognitiv-behaviorale Modell
ОглавлениеDie Grundzüge des kognitiv-behavioralen Modells sind in Abb. 3.1 dargestellt. Eine zentrale Annahme des Modells ist, dass Intrusionen (d. h. ungewollte oder inakzeptable intrusive Gedanken, Vorstellungen, oder Impulse, siehe Rachman 1981) in der Allgemeinbevölkerung weit verbreitet sind. Erst die negativen Fehlinterpretationen dieser Intrusionen führen laut Modell zur Entstehung einer Zwangsstörung (Rachman 1997). Die Fehlinterpretation erfolgt in dem Sinne, dass Auftreten oder Inhalte der Intrusionen als bedrohlich für die eigene Person oder für andere wahrgenommen werden, und sich die Betroffenen verantwortlich fühlen, die vermeintliche Gefahr abzuwenden. Dadurch kommt es zu Unbehagen oder Angst (Salkovskis 1989), und wiederholten Handlungen, um die vermeintliche Gefahr oder die negativen Gefühle zu neutralisieren (Freeston und Ladouceur 1997). Neutralisieren kann auf der Handlungsebene (z. B. Hände waschen, Herd kontrollieren), oder auf der gedanklichen Ebene (z. B. Gedankenunterdrückung, gedankliches Rekonstruieren von Situationen) auftreten. Es hat verschiedene negative Auswirkungen: Zunächst werden kurzfristig Angst und Unbehagen reduziert, was durch die bekannten negativen Verstärkungsmechanismen dazu führt, dass Neutralisieren langfristig aufrechterhalten wird. Außerdem verhindert Neutralisieren die Möglichkeit, Fehlinterpretationen der Intrusionen zu widerlegen, so dass auch diese ebenfalls aufrechterhalten werden.
Abb. 3.1: Das kognitiv-behaviorale Modell
Das Modell nimmt an, dass die Fehlinterpretationen durch verschiedene, schon vorher bestehende, dysfunktionale Überzeugungen begünstigt werden (z. B. Salkovskis et al. 1999). Die Obsessive Compulsive Cognitions Working Group (OCCWG 1997) hat sechs Überzeugungen herausgearbeitet, die für die Zwangsstörung besonders relevant sind:
• Eine überhöhte subjektive Verantwortlichkeit, d. h. die Überzeugung, für das Eintreten negativer Ereignisse in überhöhtem Maße verantwortlich zu sein und diese beeinflussen zu können,
• Gefahrenüberschätzung, d. h. eine Überschätzung der Wahrscheinlichkeit oder des Ausmaßes von Gefahren,
• Perfektionismus, d. h. eine Überzeugung, dass man Dinge perfekt und fehlerfrei durchführen kann und sollte,
• Intoleranz gegenüber Unsicherheit, d. h. Schwierigkeiten, mit unvorhersehbaren oder mehrdeutigen Situationen umzugehen, oder die Notwendigkeit, sich absolut sicher zu sein,
• die Wichtigkeit von Gedanken, d. h. die Überzeugung, dass das Auftreten von Gedanken bedeutsam ist, und
• die Notwendigkeit, Gedanken zu kontrollieren, d. h. die Überzeugung, die eigenen Gedanken unter Kontrolle haben zu müssen.
In verschiedenen Versionen des Modells wird der Schwerpunkt auf unterschiedliche dysfunktionale Überzeugungen gelegt: Salkovskis (1985) betont z. B. die Rolle überhöhter subjektiver Verantwortlichkeit, während Purdon und Clark (1993) einen Schwerpunkt auf die Wichtigkeit von Gedanken und die Notwendigkeit, diese zu kontrollieren, legen.