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Erinnern jenseits des Heldentodes

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Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges ist vielleicht von der größten Welle todesrühmender Dichtung in Anlehnung an Horaz begleitet worden, bevor für die Beteiligten in den lungen- und hirnzerfressenden Giftgasangriffen der Tod seine Süße verlor. Nach dem vierjährigen Schlachten entstanden dann die Denkmäler für die Toten. Während nach 1918 in den Ländern der Entente ja immerhin noch der Sieg als Impulsgeber für die Denkmalsgestaltung wirken konnte, gab es für Deutschland und seine ehemaligen Verbündeten nichts zu feiern. Hier galt es nur, den Tod von Hunderttausenden nicht zu vergessen und – wenn möglich – ihm mit Ritualen an den Denkmälern auch einen Sinn zu geben.

Ganz besonders ausgefeilte Totenkulte haben dann die großen Diktaturen des 20. Jahrhunderts entfaltet, wie ohnehin Tyrannen aller Zeiten auf pompöse Inszenierungen von Begräbnisritualen besonderen Wert gelegt haben und die jeweilige Ikonografie diesem Ansinnen augenfällig dienen musste. Heute ist das anders geworden, worauf gleich noch einmal zurückzukommen sein wird. Doch scheint sich die moderne Popkultur von einer offiziellen Gedenkkultur entfernt zu haben. Hier stirbt es sich immer noch horazisch süß, wenn man etwa an Filme wie Zack Snyders 300 denkt, der im Kolorit einer Kaffeewerbung Leonidas und seine Gefährten ihrem unwirklich scheinenden Opfertod zuführt.

Die unzähligen Kriegerdenkmäler des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts in Europa ziehen, so könnte man resümieren, gleichsam als steingewordene Totenkulte die Blicke auf sich. Sie sind Momentaufnahmen einer Memoria, die dem Vaterland zu dienen hatte – oder der Heimat, dem Staat, der Nation. Bei den Memorialstrategien der Kriegerdenkmäler kann man oft erkennen, ob es vordergründig mehr um eine Trauer für die Opfer oder mehr um die Ehrung der Helden gehen sollte, ob also das individuelle Sterben memoriert werden sollte oder der Opfertod für das Vaterland im Vordergrund stand. Das Denkmal für die Toten des Ersten Weltkrieges von Ernst Barlach im Magdeburger Dom etwa wäre ein gutes Beispiel für eine solche konsequente Trauer ohne Heroentod. Allen Denkmälern gemeinsam bleibt aber die Aufgabe, einer aus der Vergangenheit hergeleiteten Sinnstiftung einen Ort zu geben und diese zugleich auf die Zukunft zu richten. Mag die Ikonografie von vielen dieser Kriegerdenkmäler uns heute fremd anmuten, so sind sie doch wichtige Belege einer Memorialkultur und lassen uns zudem daran teilhaben, wie nach den Gemetzeln auch um die Strategien gerungen wurde, der toten Soldaten zu gedenken.

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