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Guernica

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Auch wenn die antifaschistischen Freiwilligen massenhaft der Arbeiterklasse angehörten, hätte man auch von einem „Krieg der Dichter“ sprechen können. Der Tod Federico García Lorcas (1936), Antonio Machados (1939) und Miguel Hernández’ (1942) trug dazu bei, die Niederlage der spanischen Republik im Gedächtnis des fortschrittlichen Europa als eine „persönliche Tragödie“ zu verankern, wie es Albert Camus 1946 formulierte. „Die Menschen meiner Generation tragen Spanien im Herzen. […] In Spanien hat meine Generation erfahren, dass man recht haben und dennoch besiegt werden kann, dass die Gewalt die Seele zerstören kann und dass der Mut mitunter nicht belohnt wird“ (Jean Camp). Der Spanische Bürgerkrieg war der erste, der von den modernen Medien (Presse, Fotografie – besonders mit Robert Capa und Henri Cartier-Bresson –, Radio, Film) abgedeckt wurde. Von Greta Garbo und Humphrey Bogart bis zu Alvah Bessie engagierte sich ein großer Teil Hollywoods in Kampagnen zugunsten der spanischen Republik – und zahlte in der McCarthy-Ära den Preis dafür. Der Film evoziert immer noch diesen Krieg (Land and Freedom von Ken Loach, 1995), ebenso wie die Literatur (von André Malraux’ Die Hoffnung 1937 und Ernest Hemingways Wem die Stunde schlägt 1940 bis zu José Saramagos Das Todesjahr des Ricardo Reis 1984).

Pablo Picassos Guernica (1937) ist zweifelsohne das berühmteste Kunstwerk über den Spanischen Bürgerkrieg. Mehr als die ersten Informationen über die deutschen Konzentrationslager, die mehrere Jahre vor Auschwitz und der „Endlösung“ publik geworden sind, mehr als der brutale Krieg der Italiener in Äthiopien (1935/36) ist der Spanische Bürgerkrieg im kollektiven europäischen Gedächtnis zum fundamentalen Symbol der erbarmungslosen faschistischen Gewalt geworden, Guernica zum absoluten Symbol des gegen die Zivilbevölkerung geführten totalen Kriegs, obwohl andere baskische Städte, von Madrid und Barcelona ganz zu schweigen, von Franco und seinen Verbündeten bereits bombardiert worden waren. Fünf Tage nach der Bombardierung der früheren baskischen Hauptstadt durch die deutsche Legion Condor, die italienische Aviazione Legionaria und die spanisch-nationalistische Luftwaffe schuf Picasso ein großes Gemälde in Schwarz-Weiß, um „den spanischen Krieg [als] Feldzug der Reaktion gegen das Volk, gegen die Freiheit“ anzuprangern. Franco bestritt bis zu seinem Tod, diese Bombardierung angeordnet zu haben; er behauptete sogar, dass kein Luftangriff auf Guernica stattgefunden habe, sondern dass die baskischen „Roten“ die Stadt in die Luft gesprengt hätten. Der spanische Staat hielt bis 1977 an dieser „offiziellen Lüge“ fest. Deutschland hat seine Schuld 1997 bekannt, Italien bis heute nicht.

Die vom anderen Lager geführten Kämpfe passionierten ebenfalls Millionen Menschen. Henri Massis sah im Kampf der Spanier gegen die rojos (die „Roten“) ein mit dem Werk aus Blut und Tod verquicktes schöpferisches Fieber. In Europa und in Amerika waren die Faschisten und die rechten Vertreter der Ordnung besonders von den Erzählungen über den Widerstand der aufständischen Militärs in der belagerten Festung Alcázar von Toledo beeindruckt, deren Kommandant seinen Sohn am Telefon aufgefordert habe, „[seine] Seele Gott anzuvertrauen, ‚Viva España!‘ zu rufen und als Held zu sterben“, als die Republikaner drohten, ihn zu erschießen, sollte die Festung sich nicht ergeben. Zwar hielten das Franco-Regime und ein großer Teil der europäischen Rechten über lange Jahre an dieser tragischen Erzählung fest, doch handelte es sich nur um einen Mythos. Sofort nach dem Einmarsch der franquistischen Truppen in Toledo (September 1936) wurde vorrangig die Umwandlung des Alcázars in einen Erinnerungsort betrieben. Der Bischof von Toledo, Enrique Plá y Deniel, Primas von Spanien, versicherte 1961 den Gläubigen, dass der vorgebliche Dialog zwischen Vater und Sohn „unsterblich bleiben würde“.

Das symbolischste Denkmal der franquistischen Gedächtnispolitik in Bezug auf den Bürgerkrieg ist jedoch das Valle de los Caídos (das Tal der Gefallenen), das zum 20. Jahrestag des Sieges (1. April 1959) eingeweiht wurde. 1940 hatte man einen „grandiosen Tempel für unsere Toten“ vorgesehen, „in dem [die Spanier] im Laufe der Jahrhunderte für diejenigen beten werden, die für Gott und Vaterland gefallen sind“. In Wirklichkeit gehörten von den 34.000 Leichen, die aus den Friedhöfen in ganz Spanien ins Valle überführt wurden, viele zu den 150.000 Republikanern, die hinter der Front von den Falangisten und den franquistischen Militärbehörden massenhaft hingerichtet und ohne Wissen ihrer Familien exhumiert wurden. Die spanische Demokratie hat sich nicht einigen können, was mit einem derart einseitigen Denkmal geschehen sollte, einem „verrotteten Denkmal, das völlig von der heutigen spanischen Gesellschaft sowie der Ewigkeit, für die es bestimmt war, abgekoppelt ist“ (Francisco Ferrándiz, 2014). Es bleibt weiterhin ein Erinnerungsort, an dem an jedem Todestag des „Caudillo“ neofaschistische Kundgebungen zu Ehren Francos (der in diesem Denkmal begraben ist) abgehalten werden.

Die offizielle kirchliche Erinnerungskultur in Bezug auf den Bürgerkrieg hat diesen bis in die 1970er-Jahre als Kreuzzug gegen den „atheistischen Kommunismus“ dargestellt. Der Vatikan hat zwischen 1987 und 2007 seinen Märtyrerstatus beglaubigt, als die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. mehr als 1000 von den 6000 spanischen Geistlichen, die von den Anarchisten oder anderen linken Milizen in den ersten Monaten des Kriegs getötet worden waren, seliggesprochen haben (elf davon wurden später heiliggesprochen). Keinem der von den Franco-Truppen hingerichteten baskischen und katalanischen Geistlichen wurde eine solche Ehrung zuteil.

Die Faschisten wie die Antifaschisten haben eine gewisse Kontinuität zwischen dem Spanischen Bürgerkrieg und dem Zweiten Weltkrieg festgestellt. Die meisten Freiwilligen der Internationalen Brigaden kämpften in den verschiedenen Widerstandsbewegungen. Alle europäischen Regime (mit Ausnahme von Francos Spanien, Salazars Portugal und der griechischen Monarchie nach dem Bürgerkrieg) bezogen sich offiziell – östlich wie westlich des Eisernen Vorhangs – auf den Sieg der Alliierten und der Widerstandsbewegungen über den Faschismus. Dennoch war die Nachkriegszeit für die meisten Widerstandskämpfer desillusionierend und die Niederlage der spanischen Republik blieb eine offene Wunde im Gedächtnis des liberalen und linken Europa. In Mittel- und Osteuropa wurden der Prozess der „Entfaschisierung“ sehr bald (nach 1947/48) durch die Stalinisierung pervertiert und nationalkommunistische Regime wurden errichtet.

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