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Fallobst

Irgendwo in den Nördlichen Königreichen, zu Winterbeginn

im Jahr 471 der Blauen Götter

»Kommt doch, ihr stumpfnasigen Reisfresser. Hugga Hugga!« Strolch hüpfte von einem Bein aufs andere wie ein betrunkener Affe und wedelte dazu mit seinen dünnen Armen. Die Pflückerinnen glotzten von den Leitern herab, einige kicherten. Die Knechte setzten die Weidenkörbe ab und kamen näher.

»Ihr kriegt mich nicht, ihr kriegt mich nicht«, spottete Strolch. Er führte die Hände an die Schläfen, um ihnen Eselsohren zu zeigen, aber als die Grasbüschel knisterten, die er um die Handgelenke gebunden trug, hielt er inne. Nicht nötig, dachte er, du siehst schon lächerlich genug aus. »Hugga Hugga!«

Einer der kräftigsten Knechte in vorderster Reihe rief etwas Kehliges zu seinen Gefährten. Weiter hinten antwortete einer mit wenigen Worten, aus denen sich eines hervorhob: »Gingaling.« Verrückt! Das erste Wort, das Strolch in Serkan Katau gelernt hatte – oder zumindest das, welches er wohl am häufigsten gehört hatte.

»Jaja, ihr Reisfresser, das verrückte Gespenst aus Ajuna ist da.«

Der bullige Obstpflücker in der ersten Reihe zog eine Sichel vom Gürtel und hob sie – eindeutig bedrohlich. Abstand halten, sagte sich Strolch. Er sprang einige Male nach links, dann zurück. Sehr gut, nun kamen auch die Pflückerinnen von den Leitern und folgten den Männern.

»Wung Ling«, rief er nun das Zauberwort. Er hoffte inständig, daß die Bauern ihn tatsächlich für einen Reisgeist hielten – oder zumindest so reagierten, wie sich das seine sauberen Spießgesellen ausgedacht hatten. Sein Blick glitt über die hinteren Reihen, in der Hoffnung, einen der Halunken auftauchen zu sehen. Dort hingen noch einige der fremden, orangefarbenen Früchte mit der harten Schale an den Bäumen.

»Hy’ä!« rief einer der Knechte. Tücke, dachte Strolch grimmig. Nein, das war das Wort, welches er am häufigsten gehört hatte: Hau ab! Hier bist du selbst als Reisgeist Ajunäer, fluchte er. Da flog die erste faulige Mandarine.

Strolch sprang schnell nach rechts und wich weiter zurück. Drei weitere Knechte bückten sich. Er wich erneut aus, aber schon traf ihn klatschend die erste Frucht. Und dann kam ein Stein daher!

»Verreckt doch alle«, kreischte Strolch, eher an seine Kameraden hinter den Obstbäumen als an die Angreifer gerichtet. Als er sich zur Flucht wandte, traf ihn ein Stein an der Schulter. Er schrie auf vor Schmerz und rannte geduckt los. Ein weiterer, tieffliegender Stein verfehlte ihn nur um Haaresbreite.

Nichts wie weg! Strolch schlug einige Haken zwischen den Bäumen. Hinter ihm prallte eine letzte matschige Mandarine auf. Er hörte Gelächter und ärgerliche Rufe. Dann gelangte er an den Rand der Plantage. Er machte einen Schwenk zur Seite und folgte dem Rain. Wie man sich verdrückte, hatte er in seinem miesen kleinen Leben nun wirklich gelernt. Nicht über freies Gelände laufen, solange sie noch so nahe sind. Am besten nicht auf Kontinente reisen, die nur aus freiem Gelände bestehen ...

Himmlisches Feuer

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