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3.

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Die Flüchtlinge saßen in der Zentrale, tranken aus Plastikbechern und aßen kalte Rationen. Fartuloon hob seinen Becher und sagte:

»Es gibt zwei Möglichkeiten für uns. Aber darüber habt ihr ja auch schon nachgedacht.«

»Bleiben oder flüchten.«

»Wenn wir davonrennen und uns zu verstecken versuchen, werden wir ein unbequemes Leben führen. Sie finden uns natürlich, das ist klar.«

»Sie scheinen genügend Kräfte zu haben. Sie suchen uns ja schon«, sagte Rubernek. »Lassen wir uns lieber hier freiwillig von ihnen gefangen nehmen. Es ist bequemer. Als Nicht-Ligriden dürften wir ohnehin mehr Chancen haben.«

»So sehe ich das auch.«

Immer wieder zeigten die Ortungsschirme, dass sich kleinere Flugapparate suchend durch die Nacht bewegten. Yumnard hatte keinen Mond, das Sternenlicht lag schwach funkelnd auf den Wellen des nahen Flusses. Abkühlendes Metall des Schiffes knackte. Kornen Fus zog seine massigen Schultern hoch und erklärte:

»Wir wissen nicht, was sie vorhaben. Wir können nur hoffen, dass sie uns gut behandeln.«

»Sicher auch deswegen, weil wir vor ihnen nicht davongelaufen sind«, schloss Fartuloon. »Ich werde die Wartezeit in meiner Kabine schlafend verbringen. Der Lärm der Gefangennahme weckt mich sicher auf.«

Kopfschüttelnd schaute ihm der Daila nach.

»Ab und zu wundere ich mich über diesen Mann«, sagte er. »Er scheint alles zu können, alles zu wissen, und trotzdem glaube ich ihm seine Lässigkeit nicht ganz.«

Unter den vorspringenden Brauenwülsten zwinkerte Rubernek und ließ erkennen, wie unruhig und besorgt er war.

»Auf Yumnard geht irgendeine riesige Sache vor. Wir haben nicht nur zur falschen Zeit einen Funkspruch weithin hörbar abgesetzt, sondern darüber hinaus auch noch eine Art Sperrgebiet verletzt. Dafür werden wir jetzt bezahlen.«

»Ich bin nicht ganz so skeptisch«, meinte der Daila. »Zuerst werden sie uns einsperren. Wieder einmal. Ich kann nicht schlafen. Ich bin viel zu aufgeregt.«

»Mir geht es nicht anders.«

Aus den Lautsprechern der Funkanlage kamen in schneller Folge knappe Kommandos, Meldungen und Weisungen einer Bodenstelle. Sie galten ausnahmslos den anliefernden Schiffen. Allein dieser Umstand unterstrich, was Rubernek vermutet hatte. Ohne es zu planen, waren die vier Raumfahrer der KLINSANTHOR in ein unbekanntes, aber wichtiges Zentrum der Kämpfe hineingeraten. Auch die Monitore der Ortung zeigten deutlich, dass man nach den Notgelandeten suchte. Noch waren sie nicht entdeckt.

»Was tun wir?«, brummte Sparken missgelaunt.

»Ganz einfach: warten!«, antwortete Fus lakonisch.

*

Die ersten Sonnenstrahlen, die über den Bergkamm zuckten, trafen das langgestreckte Wrack.

Zwischen den Bäumen und über dem Wasser des flachen, stark mäandernden Flusses hingen niedrige, aber ausgedehnte Nebelschwaden. Über das Delta kamen kleine, kantig gebaute Gleiter mit aufmontierten Geschützen. Der riesige Lichtreflex, der in alle Richtungen funkelte, traf die langsam heranschwebenden Maschinen. Das dunkle Metall, die kleinen Glasflächen und die Gestalten der Roboter, die hinter den Aufbauten zu sehen waren, wirkten kalt und drohend. Auch über die Bergkuppen und aus dem Einschnitt des Flusstals schwebten schwer bewaffnete Fluggeräte auf das Wrack zu. Zwei Gestalten standen in der Schleusenkammer.

Ein Raumschiff raste mit röhrenden Triebwerken quer über die flache Ebene und hinterließ dicke, weiße Rauchwolken.

Eine vielfach verstärkte Stimme drang gleichzeitig aus mehreren, ringsum verteilten Außenlautsprechern.

»Das Schiff ist umstellt. Gegenwehr wird mit konzentriertem Vernichtungsfeuer bestraft. Die Insassen des unidentifizierten Schiffes sind unsere Gefangenen.«

Einige Gleiter sanken ein Dutzend Meter tiefer und summten auf die Schleuse zu. Eine dritte Gestalt tauchte im Rahmen der wuchtigen Platten auf und hob beide Arme.

»Wir wiederholen: keine Gegenwehr. Ihr seid unsere Gefangenen.«

»Alles verstanden«, schrie ein kleiner, fetter Mann in die Richtung der ersten Maschine. Sekunden später landeten, von anderen Gleitern abgesichert, drei schalenförmige Geräte dicht vor dem Ende der Rampe im feuchten Boden. Sie schoben sich heran und walzten binsenartige Gewächse in breiten Gassen nieder.

Aus den Luken kamen Roboter heraus. Sie waren nicht größer als Fartuloon und hatten eine deutliche Ähnlichkeit mit dem meist verwendeten Typ der »Stahlmänner«, also lag die Vermutung nahe, dass die KLINSANTHOR in einer von Hyptons kontrollierten Zone gelandet war.

Die Schockstrahler in den Handlungsarmen der Maschinen glühten. Die Maschinen stapften durch den nachgebenden Untergrund heran und stellten sich im Halbkreis vor der Schleusenöffnung auf. Der Daila kam als letzter ins grelle Sonnenlicht heraus.

»Das Schiff ist leer«, sagte er mit erregter Stimme. »Wir haben keine Waffen.«

Fartuloons Murmeln wurde von seinen Gefährten deutlich verstanden:

»Das sind die gleichen Burschen, die uns auch in den Schiffen so übel mitgespielt haben. Roboter.«

Zwei Roboter erreichten die Rampe. Mindestens drei Dutzend Waffen deuteten auf die notgelandeten Raumfahrer. Wieder dröhnte ein Raumschiff mit ausgeschwenkten Geschützprojektoren über die Szenerie hinweg und verschwand im Taleinschnitt. Die Wärme der Sonne Ukenzia begann den Nebel aufzulösen. Auf dem Metall kondensierte die Feuchtigkeit in großen Tropfen, in denen sich das Licht funkelnd brach.

Fartuloon ging langsam auf die beiden Roboter zu.

»Wir werden von euch gut behandelt?«, fragte er. »Wir sind harmlos.«

»Das wird sich zeigen«, erklärte ein Robot. »Ihr seid vier Fremde? Nicht mehr?«

»Durchsucht das Wrack«, bot Rubernek an.

»Genau das wird geschehen.«

Unhörbar verkehrten die Roboter miteinander. Je zwei Maschinen nahmen einen Raumfahrer zwischen sich und brachten ihn schnell zu einem der wartenden Gleiter. Fartuloon erhaschte, bevor er in den Laderaum einer Maschine hineingestoßen wurde, einen Blick in die Pilotenkabine. Dort saß ein Wesen von bisher unbekanntem Aussehen; möglicherweise ein Bewohner dieses Planeten. Ein Pelzwesen, kleiner als eineinhalb Meter, mit auffallend großen Augen und großen Rundohren. Aber dieser Kopilot oder Beobachter schien den Robotern keine Befehle zu geben. Er betrachtete Fartuloon schweigend und mit einem langen, durchdringenden Blick aus den dunklen Sehorganen.

Fartuloon konnte noch beobachten, wie eine Schar Roboter ins Wrack eindrang, und wie das Pelzwesen eine gewisse Aufregung erkennen ließ, als es die Glutspuren und Zerstörungen an der Außenhülle des Wracks sah. Dann schloss sich die Metalltür mit einem scharfen Geräusch, und der Gleiter hob ab.

Natürlich war Fartuloons Ruhe nur vorgetäuscht. Nicht völlig, denn er rechnete sich ernsthafte Chancen aus. Die ersten Minuten seiner Gefangenschaft gaben ihm Recht. Fieberhaft überlegte er, während er durch schmale Sehschlitze aus dem schwebenden Gefängnis nach unten starrte. Sie flogen über unbelebtes Land.

Konnte diese Beobachtung bedeuten, dass der Planet wirklich nur an einer Stelle ausgebaut wurde? Also keine Eingeborenen? Eine wichtige Station? Zu welchem Zweck?

Der Bauchaufschneider verschob die genaue Überlegung auf einen späteren Zeitpunkt. Er brauchte noch sehr viel mehr Informationen. Wichtig war einzig, dass seine Gefährten und er mit dem Leben davonkamen.

Nach einem Flug über Berge, Eisfelder und Wälder kam eine riesige, staubige Savanne in Sicht. Es war für ihn sicher, dass es sich um jene riesige Baustelle handelte, die aus dem All heraus geortet worden war. Allein schon die Menge der landenden und startenden Raumschiffe ließ kaum eine andere Deutung zu.

Bevor der Gleiter irgendwo zwischen aufragenden Fertigbauteil-Mauern landete, erhaschte der Bauchaufschneider noch einen kurzen Blick auf ein Kugelschiff, das eindeutig aus ligridischer Produktion stammte. Es war über und über staubbedeckt und sah leer und schäbig aus.

»Rätsel über Rätsel«, murmelte er. »Auf die Qualität unseres Gefängnisses bin ich jetzt neugierig.«

Die Summe seiner Beobachtungen und Schlüsse würde später sinnvolle Ergebnisse zeitigen. Er ließ sich von den beiden Robotern, die seine Oberarme mit ihren stahlharten Greifern gepackt hielten, in irgendeine Richtung schleppen und zerren. Sie hatten ihm das Skarg ebenso wenig abgenommen wie seinen zerbeulten Brustharnisch und die anderen Ausrüstungsgegenstände in seinen vielen Taschen. Offensichtlich hatte ihr Zentralgehirn entschieden, dass die vier Raumfahrer keine Ligriden und daher relativ harmlos waren.

Er landete in einer Zelle mit einem massiv vergitterten Außenfenster und einer kargen, aber ausreichenden Innenausstattung. Eine Gittertür klirrte hinter ihm in ein massives, halbrobotisches Schloss.

»He!«, rief er den Robotern nach. »Ich bin kein Ligride! Bekomme ich keine Luxuszelle?«

Die Roboter schwebten davon und erwiderten nichts.

Fartuloon hob seine Schultern und zog sich an den Gitterstäben in die Höhe.

Nachdenklich starrte er auf jene Teile der wahrhaft riesigen Anlage, die er einwandfrei erkennen konnte. Er versuchte, herauszufinden, wozu diese langsam wachsenden Teile dienen konnten. Wie auch immer – er hatte überlebt. Und seine drei Gefährten auch.

*

Wieder schrieb der RUP-Computer eine statistisch wichtige Reihe von Zahlen, Ziffern und grafischen Symbolen aus.

»Noch sieben Tage«, brummte Staringenieur Notrun. »Es wird wohl ziemlich knapp werden.«

Langsam schob er seinen Arbeitsstuhl nach hinten, stand auf und schaltete seine Anlage aus. Er verließ das Büro und hob die Hand, als er die beiden Roboter sah.

»Etwas Neues?«, fragte er knapp.

»Die gefangenen Ligriden befinden sich weiterhin in Haft«, erklärte die eine Maschine. Ihr Gegenstück erklärte mit metallisch harter Stimme:

»Ein anderes Schiff wurde zur Landung gezwungen. Vier Gefangene. Keine Ligriden. Eine gemischte Mannschaft aus Zyrphern, einem Daila und einem Angehörigen eines unbekannten Volkes; dailaähnlich.«

»Verstanden«, antwortete Notrun mürrisch. »Ich sehe mich in der Anlage um.«

Er schwang sich in seinen kleinen Gleiter. Er schaltete sämtliche Warnlichter ein und griff mit seinen schlanken Fingern in die Steuerung. Die Maschine steuerte auf die beiden hochwachsenden Bögen des Hyperenergie-Zapfers zu. Teile der riesigen Gitterantennen schwebten bereits zwischen den geschwungenen Elementen. Dicke Kabelstränge liefen an fast jeder sichtbaren Stelle aufwärts und abwärts und verschwanden in den unterplanetarischen Schalträumen.

Überall schufteten Roboter und Ikuser. Vor wenigen Stunden erst hatte der Wissende und Könnende Staringenieur Notrun das zweite Kodewort genannt bekommen.

Psionisches Tor.

Aus der Tiefe des Weltraums erstreckte sich bis hierher, bis zu diesem stellaren Zentrum von Manam-Turu, eine Transmitterkette. Sie war ausnahmslos vom Volk der Techniker hergestellt worden. Noch waren die ersten Testsendungen nicht durchgeführt worden. Die Ikuser und eine unübersehbare Menge von Spezialrobotern hatten gearbeitet und fuhren fort, die einmalige Anlage zu vollenden.

Notruns kleiner Gleiter war an jeder Stelle der Anlage bekannt. Selbst die Roboter respektierten die schneeweiße, blinkende Schale mit den auffälligen Drehlichtern und Antennensystemen. Langsam steuerte der Flugapparat auf die Doppelanlage zu. Sie reckte ein riesiges Gitterwerk und die Empfängerschalen senkrecht nach oben, der Sonne Ukenzia zu, die den Projektnamen Camcort trug: Energiespender.

Was für jeden Unbeteiligten verwirrend und völlig unübersichtlich aussehen musste, war für den Chef aller Ingenieure und Arbeiter eine klare, präzise Sache.

Hyperenergie lautete das Schlüsselwort für sämtliche Aktivitäten auf der Savanne Yumnards. An dieser Stelle herrschte ganzjährig das Maximum der Sonneneinstrahlung. Der Ort war sorgfältig und vor langer Zeit ausgesucht und vorbereitet worden.

Notrun nahm das Mikrophon auf und tippte eine Zahl in die Tastatur des Funkgeräts.

Fast augenblicklich meldete sich Coylom, einer seiner Assistenten.

»Hier Basis Großtransmitter, Coylom. Bist du es, Notrun?«

»Wer sonst? Ich bin in wenigen Minuten bei dir. Alles in Ordnung?«

»Sieht ganz gut aus. Wir haben hier ein statisches Problem. Ich erkläre es dir, wenn du da bist.«

Im Zentrum der ausufernden Anlage befanden sich ringförmige, unglaublich wuchtige Fundamente. Aus ihnen schoben sich ebenso kompakte Träger in die Höhe. Die wichtigsten Hauptstreben hatten sich bereits im Scheitelpunkt einer Kuppel getroffen. An mindestens fünf Dutzend Stellen verbanden schwebende Montagegruppen mit Antigravwerkzeugen die senkrecht hochgekrümmten Träger mit vorgefertigten Röhren und Verbindungselementen. Trotz des grellen Sonnenlichts sah Notrun die langen, nach unten wegspritzenden Funkenbündel. Teile der zukünftigen Kuppel waren bereits mit angelieferten, nach Notruns System durchnummerierten Großbauplatten verkleidet. Man sah schon jetzt die Struktur des Kuppelbauwerks.

Notrun lenkte sein Gerät vorsichtig und langsam – er wollte keinen Zusammenstoß mit den Robotern riskieren, die sich auf programmierten Flugbahnen bewegten – auf eine der Rampen zu, die sich als lange Tunnels vom Boden bis in die unergründliche Tiefe unter der Basisplatte der Kuppel erstreckten.

Scheinwerfer flammten auf, als der Gleiter in die Röhre einschwebte. Die Savanne war noch vor rund dreißig Tagen leer und von Dornenbüschen, Bäumen und staubbedeckten Gräsern bestanden gewesen.

Hinter Notrun arbeitete ein Robotkommando. Die Maschinen, die ihrerseits in den Führerkabinen der Spezialgeräte saßen, rissen den Boden auf, sprühten beachtliche Mengen Wasser darauf, versenkten den Samen schnell wachsender Gräser hinein und glätteten an allen Stellen, an denen nichts mehr gebaut wurde, den feuchten Untergrund.

Notrun hatte die Anordnungen selbst programmiert. Er konnte durch diese Aktion vorübergehende Überkapazitäten der Maschinen abbauen.

»Ausgezeichnet«, sagte er sich.

Für den Staringenieur war es völlig logisch, dass alles, was er geplant hatte, minuziös genauso ausgeführt wurde. Bis zu diesem Moment war jedes einzelne Teil des Materialnachschubs zur richtigen Zeit eingetroffen, entladen und zu mehr als achtzig Prozent verbaut worden.

Das Volk der Techniker hatte die Herausforderung angenommen und vollzog sie in atemberaubender Geschwindigkeit. Es gab für die Ikuser nur Planung und Vollendung; alles, was dazwischenlag, wurde in einer Art von begeisterter Raserei erledigt, so schnell wie möglich, und mit perfekter Meisterschaft. Seit die Hyptons in Chmacy-Pzan dieses Volk entdeckt und zu ihren Verbündeten gemacht hatten, bestand dieser Techniker-Status.

Der Gleiter sank neben dem Arbeitspult Coyloms auf den Beton.

Notrun sprang hinaus, stülpte beide Augen bis zur äußersten Grenze aus und drehte sie in verschiedene Richtungen. Er musterte die Stützen, die dicken Kabel, die unzähligen Scheinwerfer und die Pläne, über die sich Coylom beugte.

»Wo liegt das Problem?«, fragte der Chef. Coylom lief die Stufen vom Podium herunter, packte die Hand des Vorgesetzten und schüttelte sie.

»Hier. Ich verstehe die Energieweiche nicht ganz. Es scheint, als soll ein zweites Aggregat mit Hyperenergie versorgt werden.«

»Das ist so geplant«, sagte der Oberste Ikuser. »Ein zweites, noch nicht vorhandenes Gerät wird damit versorgt. Es wird hier eintreffen, sobald die Schaltung steht.«

»Wann?«

»In spätestens vier Tagen. Wir sind im Zeitplan.«

Um die Mitte des braunfelligen Körpers von Notrun lagen weiße, breite Gurte. Von den Schultern liefen schmalere Streifen auf den Gurt zu. Eine Vielzahl von Werkzeugen in langen Taschen und viele kästchenförmige Elemente befanden sich auf diesen Gurten. Farben und Farbstreifen auf den Schulterteilen kennzeichneten den Rang der Individuen innerhalb der Technikerhierarchie.

Notruns Assistent trug ebenfalls weiße Gurte, aber sie waren durch gelbe Streifen markiert. Auf der rechten, muskulösen Schulter leuchtete eine Nummer.

»Ich bin im Zeitplan«, bestätigte Coylom. »Trotzdem musst du mir die Schaltungen erklären.«

»Nichts leichter als das«, versicherte Notrun und war mit wenigen Schritten an den Plänen und am Nebencomputer.

Während hoch über ihnen die einzelnen Platten aneinander und übereinander befestigt und die Fugen vergossen wurden, erklärte der Wissende und Könnende seinem Helfer die Eigenheiten der Schaltung. Das geheime Projekt kam in sein letztes Stadium. Die Freigabe des Stichworts kennzeichnete diesen zeitlichen Verlauf.

Beide Männer waren geniale Supertechniker. Ihre vielen Helfer standen ihnen kaum in etwas nach. Das technische Verständnis eines jeden ausgebildeten Ikusers war hervorragend. Es schien nichts zu geben, das sie nicht binnen kurzer Zeit bewältigen konnten, gleichgültig, wie groß dieses technische Problem auch war. Binnen kurzer Zeit verstand Coylom, wie die Schaltweiche arbeitete.

Er nahm seine Kleinpositronik aus dem Schultergurt, aktivierte sie und überspielte die Daten aus dem größeren Standgerät in den Speicher.

»Verstanden?«, erkundigte sich Notrun freundlich. »Ist dir alles klar?«

»Selbstverständlich. Heute Abend räume ich diese Ebene. Dann ziehe ich nach oben um.«

»Das war bei mir schon programmiert.«

Hilfsgebäude, verbindende Stege und Röhrengänge, dazwischen leere Räume, in denen bereits wieder dünnes Gras wuchs, bildeten die eine Hälfte der Anlage. Ihr Zentrum war der Großtransmitter.

Notrun verließ das Bauwerk und schwebte durch den Tunnel hinaus, rief die einzelnen Teamleiter an und besprach mit ihnen die nächsten Arbeitsschritte.

Ein Reparaturkommando rief ihn an, als er in die Richtung auf den Transmitter zuflog.

»Ich höre?«

»Wir haben zwei Raumschiffe hier. Ein Ligridenschiff, das die Roboter zur Landung gezwungen haben. Und irgendwo am Rand des Ozeans liegt ein Wrack. Mit ihm kamen einige Gefangene. Keine Ligriden; sie scheinen sich nach Yumnard verirrt zu haben. Was hast du mit diesen Schiffen vor?«

»Das Kugelschiff könnt ihr an den Savannenrand schaffen. Es ist gefährdet, wenn die Anlage zu laufen beginnt.«

»Dachten wir schon. Das Wrack?«

»Holt es her, wenn unsere Arbeit nicht darunter leidet. Ihr wollt es untersuchen, nicht wahr?«

»Die Roboter haben nicht viele Informationen weitergegeben. Aber es ist wahrscheinlich interessant. Soll wie ein Experimentalschiff aussehen. Wir lernen dort vielleicht ein paar hilfreiche Techniken kennen.«

»Wenn wir unsere Arbeit im Projekt Psionisches Tor ohne Störungen erledigen können, erteile ich die Erlaubnis, Maschinen und Material auf das Wrack zu verschwenden.«

»Die Arbeit wird nicht darunter leiden.«

»Einverstanden.«

Sie alle lebten für die Erfüllung technischer Aufgaben und kannten für ihr Leben nichts Schöneres und Interessanteres als eine technische Herausforderung. Notrun flog sämtliche Stationen ab und verglich das, was er sah und notierte, mit den Vorgaben. An mehr als zwei Dutzend Stellen hatte er Verbesserungen und Änderungen vorzuschlagen und Terminüberschreitungen und andere Punkte zu reklamieren.

»Jetzt warte ich nur noch auf die Techniker-Traube«, sagte Notrun, als er seinen letzten Rundflug über der Anlage beendet hatte und auf die Wohnschiffe zusteuerte.

»Sie werden bald kommen.«

Als er sein kühles Apartment betrat und sich der Körpergurte entledigte, bemerkte er auf dem Tisch im Vorraum ein versiegeltes kleines Paket. Er riss es mit den harten, dreieckigen Nägeln seiner Finger auf und entdeckte einen kantigen Informationsträger. Er entnahm dem Mittelgurtfach seine Mikropositronik, schaltete sie ein und koppelte den Speicher an. An einem winzigen Bildschirm las er die Inhalte des Minispeichers ab; er fuhr sein rechtes Auge bis dicht vor den Schirm.

Wissender und Könnender, Staringenieur Notrun. Diese Botschaft richten wir, die Individuen der Techniker-Traube, an Dich und Deine tüchtigen Mitarbeiter.

»Sie sind schon immer von ausgesuchter Höflichkeit gewesen«, brummte Notrun. Mit Sicherheit traf dies auf die Beziehungen zwischen Hyptons und Ikusern zu; seit unglaublich langer Zeit.

Das Psionische Tor wird in Kürze auf den Transmitter-Weg gebracht. Wir richten uns dabei nach dem von Dir entwickelten Zeitplan. Das Projekt ist wichtig und von staatstragender Bedeutung. Überflüssig, dass wir dies Dir gegenüber wiederholen. Du wirst in zwei Tagen das Signal empfangen, das für die Techniker-Traube gilt. Stelle ihnen einen Raum zur Verfügung, in dem die bekannten Umwelteigenschaften herrschen.

Mit seinem nahezu halslosen Kopf führte Notrun die Geste der Bejahung aus. Natürlich waren die Hyptons keine Techniker. Aber diese Traube, deren Name ihm seit der Geburt vertraut war, besorgte mit absoluter Zuverlässigkeit alle Vorarbeiten für eine große Anzahl aus dem Volk der Techniker; in diesem Fall für seine rund fünftausend Ikuser.

Er hörte die weiteren Anweisungen nur mit halbem Ohr. Nach seiner Ruhepause würde er sämtliche Einzelheiten des Textes in seinem Bürocomputer verarbeiten.

Endlich konnte er sich wieder in das kühle, von Luftblasen durchschäumte Wasser des Recreationbeckens stürzen.

Dass sein Vorhaben zeitgerecht und pannensicher verlaufen würde, daran hatte er nicht eine Sekunde lang den geringsten Zweifel.

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)

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