Читать книгу Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2) - Hans Kneifel - Страница 79
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ОглавлениеDiesmal wurden die Raumfahrer von drei Fledermauswesen verhört. Fartuloon und die drei aufgegriffenen Gefährten standen unruhig da, hinter ihnen befanden sich mehr als zwei Dutzend Roboter mit schussbereiten Waffensystemen. Fus, Rubernek und Sparken hatten verstanden, dass sie Fartuloon die Antworten überlassen sollten.
»... wir haben niemanden angegriffen. Wir sind beschossen und zur Landung gezwungen worden. Was hier passiert, geht uns nichts an. Wir verstehen auch nichts davon. Wir wollen weg, und das sehe ich als Recht von Gefangenen an.«
Die drei Hyptons wirkten, ohne dass Fartuloon sagen konnte, was ihn auf diesen Gedanken brachte, unkonzentriert und erregt.
»Dir ist nicht bekannt, dass EVOLO zu unseren zukünftigen Helfern gerechnet wird?«
»Nein. Weder ich noch jemand, den ich kenne, ist vom Erleuchteten oder von EVOLO geschädigt worden.«
»Der Erleuchtete existiert nicht mehr«, erklärte ein Hypton endgültig.
»Das weiß ich nicht. Woher auch?«, erwiderte betroffen und verunsichert der Bauchaufschneider. Der Daila räusperte sich und sagte leise:
»Atlan. Er hat es also doch geschafft.«
»Einer aus deiner Rasse, Daila, mit Namen Weißwert, hat uns von dieser Tatsache unterrichtet«, sagte der Hypton. »Du hast den Namen Atlan preisgegeben. Dein Freund? Euer Verbündeter?«
Fartuloon schüttelte den Kopf. Er hätte Sparken am liebsten erwürgt. Dann, unter dem Einfluss der tödlichen Bedrohung hinter sich, fing er mit einer Antwort an, die hoffentlich glaubwürdig klang: Auf seiner Suche nach dem Freund Colemayn hatte er mehrmals von Atlan gehört. Was Atlan angeblich getan haben sollte, berührte ihn nicht, aber er hatte verstanden, dass der Erleuchtete und Atlan Gegner waren. Er erklärte, dass alle Nachrichten darauf hindeuteten, dass EVOLO für die Galaxis eine deutliche Gefahr darstellte.
»Wir sehen es anders. EVOLO kann gefangen und gebändigt werden. Dann wird EVOLO zu unserem besten Verbündeten«, lautete die knappe Antwort der Hyptons.
»Ich verstehe«, tat Fartuloon überrascht. »Mit dem Psionischen Tor soll EVOLO gefangen werden. Können wir dabei helfen, Hypton?«
»Wir brauchen keine Hilfe. Die Ikuser haben versichert, sämtliche anfallenden Probleme erledigen zu können.«
Fartuloon als Gegner von Atlan! Der Erleuchtete war nicht mehr existent! Zuversicht bei Hyptons und Ikusern! EVOLO als Werkzeug zur Eroberung der Galaxis!
Fartuloon setzte zu einer neuen Frage an.
»Wir können euch weder nützen noch schaden. Wir wollen weg, sehr weit und sehr schnell. Was geschieht mit uns?«
»Das wird entschieden, wenn wir genügend Zeit dazu haben.«
»Wann?«, rief Fartuloon. »In einigen Monaten?«
»Wir sind vom Start und von der Inbetriebnahme des Tores in Anspruch genommen. Bringt die Gefangenen zurück in einen anderen Teil des Gefängnisses. Wir entscheiden später.«
Fartuloon senkte den Kopf. Die Gefangenen ließen sich widerstandslos von einem Teil der Stahlmänner in den bekannten Riesencontainer zurückbringen. Man schloss sie in die Zellen des untersten Stockwerks ein. Drei Maschinen blieben zu ihrer Bewachung zurück.
Fartuloon starrte zum Fenster hinaus und war ratlos. Der richtige Augenblick für die Flucht war vorbei. Das Psionische Tor, undeutlich hinter den vielen Raumschiffsrümpfen, lag im gleißenden Licht der unzähligen Scheinwerfer und Tiefstrahler.
*
In einer Anzahl einzelner Schritte nahm gegen Mitternacht der Lärm zu. Ein Schiff nach dem anderen startete. Dann hob sich die Rahmenkonstruktion des Tores senkrecht in die Luft, während die Triebwerke der drei Schlepper arbeiteten. Der Steigflug des Tores fing an.
Es überflog, während sich der Raumhafen leerte, das Gelände des Projekts. Das Tor wurde schneller und schlug eine Gerade ein, die es durch die Atmosphäre hindurch in den Weltraum bringen würde. Dutzende Raumschiffe begleiteten den Flug des Tores, und das Areal um die Kuppel wurde immer leerer. Die Raumschiffe der Hyptons und der Ikuser waren fast ausnahmslos durch diese Aktion gebunden – vermutlich für einige Tage.
In allen Tagen der Gefangenschaft hatte Fartuloon das Gelände noch nie derart entvölkert gesehen. Nicht ein einziges Raumschiff, abgesehen von der KLINSANTHOR, befand sich mehr in der Umgebung der Kuppel.
Fartuloon zermarterte seinen Verstand. Sie mussten diesen Planeten verlassen! Und es musste in den nächsten Stunden sein!
Als sich der Bauchaufschneider entschloss, endlich zu handeln, war er sich aller Gefahren voll bewusst. Er zog das Skarg aus dem Versteck, befestigte die Scheide wieder am Gürtel und öffnete dann mit der Waffe lautlos das Schloss seiner Zelle. Diesmal bestand die Sperre nicht aus Gittern, sondern aus einer massiven Metallplatte.
Ganz langsam zog er die Riegel auf und lauschte, als sich die Platte um einen Spalt geöffnet hatte, auf drohende Reaktionen der Roboter.
Im Moment wünschte er sich einen schweren Hochenergiestrahler mit einigen gefüllten Magazinen.
Das Skarg in der rechten Hand, die Spitze vorgestreckt, ging er auf den Roboter am Ende des kurzen Korridors zu. Die Maschine bemerkte ihn sofort, hob die Waffensysteme und feuerte, während sie mit den beiden anderen Robotern lautlos Funkalarm austauschte.
Fartuloon wurde geblendet, als die Energie von dem Schutzschirm aufgefangen und abgeleitet wurde. Er schüttelte sich, zwinkerte und rammte das Schwert vorwärts. Metall klirrte auf Metall, und das röhrende Donnern der Waffen riss ab.
Der Robot erstarrte. In seinem Innern gab es leise, puffende Detonationen. Fartuloon wirbelte herum, orientierte sich und sprang hinter den Metallkörper. Er packte die Maschine etwa um die Mitte, stemmte sie hoch und schob den schweren Körper vor sich her.
Inzwischen waren von rechts und links, aus Nischen oder einem Querkorridor, die beiden anderen Maschinen hervorgekommen. Auch sie feuerten ohne Warnung. Fartuloon wurde halb betäubt und versuchte, im Schutz der Metallmasse und des Schirmfelds aus seiner Waffe bis zum Ende des Korridors vorzudringen. Die beiden Maschinen waren kurzfristig verwirrt, weil sie die einander widersprechenden Beobachtungen falsch interpretierten.
Sie stellten das Feuer ein.
Im Innern der versengten, halb durchlöcherten Maschine, die Fartuloon hochstemmte und nach vorn schob, winselten Motoren. Es gab harte, knackende Geräusche und starke Vibrationen. Beide Waffenarme hoben sich langsam und rasteten in einem unnatürlichen Winkel ein. Dann lösten sich mehrere Schussimpulse, und Fartuloon war es gelungen, flüchtig zu zielen. Ein aufröhrender Feuerstoß schlug in das Schädelteil eines Gegners ein, der andere traf die Maschine in den Mittelteil und ließ sie explodieren. Einige Trümmer schlugen in den Skarg-Schutzschirm ein.
Fartuloon ließ den Robotkörper fallen und lehnte sich betäubt gegen die Wand.
Er wartete, bis es in seinen Ohren nicht mehr klirrte und pfiff, atmete tief ein und aus und machte einige Lockerungsübungen. Dann öffnete er in großer Eile die Zellen seiner Gefährten.
»Es geht weiter«, stieß er hervor und hustete. »Ich weiß, wie wir es schaffen können.«
»Wohin? Zum Schiff?«
»Natürlich, Fus. Wohin sonst. Aber diesmal machen wir es ein bisschen geschickter.«
Das Gebäude wurde von außen nicht mehr bewacht. Es war tiefe Nacht, und nur noch wenige Scheinwerfer waren eingeschaltet. Die Flüchtenden wandten sich wieder nach links und hatten nur noch ein Ziel – das Raumschiff und die Roboter.
»Verdammt!«, rief Fartuloon. »Weniger Lärm! Ihr stellt euch wie die Planiermaschinen an.«
Er brachte sie dazu, hintereinander zu gehen, weitaus langsamer und geräuschlos. Zwanzig Minuten lang tappten sie durch fast völlige Dunkelheit mehr oder weniger geradeaus. Dann erkannten sie die Umrisse der KLINSANTHOR und die Scheinwerfer der Roboter. Fartuloon blieb stehen, suchte in seinen Taschen und holte verschiedene Gegenstände hervor. Mit dem angefeuchteten Zeigefinger prüfte er die Windrichtung.
Flüsternd weihte er seine Gefährten in seinen Plan ein.
Wenige Sekunden später huschten dunkle Silhouetten in verschiedene Richtungen. Eine schnelle, ungenaue Zählung hatte weniger als fünfzehn sichtbare Robotwächter ergeben. Also waren einige Maschinen zu anderen Zwecken abgezogen worden.
Einzelne Flämmchen flackerten im Schutz von Büschen auf. Trockenes Gras brannte, und schnell wurden Zweige und brennbare Abfälle daraufgeschoben. Der Brandstifter rannte zwanzig Schritte weiter und duckte sich. Wieder breitete sich ein Brand aus, während die Flammen der ersten Feuer bereits höher schlugen. Ein Windstoß fuhr in die kleinen Büsche, und die Flammen begannen zu wandern und zu springen. Rauch kroch am Boden entlang und stieg höher. Nach wenigen Minuten brannten ineinandergehende Feuer in einem unregelmäßigen Halbkreis, und die inzwischen kniehohen Flammen und eine große Rauchwand trieben auf das Schiff zu.
In der Nähe des Hecks stand Fartuloon auf. Sein Arm beschrieb blitzschnell einen Halbkreis. Er schleuderte mit aller Kraft eine der wenigen Sprengladungen, die in seiner Kleidung verborgen gewesen waren.
Hundert Meter hinter dem Heck der KLINSANTHOR, hart am Waldrand, zuckte ein greller Blitz auf. Gleichzeitig krachte ein gewaltiger Donnerschlag. Die Roboter, die in den letzten Minuten zögernd ihre Plätze verlassen und sich Richtung Feuer bewegt hatten, liefen auf die Stelle der Detonation zu.
Der Bauchaufschneider duckte sich, spannte seine Muskeln und winkelte die Arme an. Dann rannte er los, lief durch aufstäubende, heiße Asche, auf Flammen und Rauch zu und in rasendem Spurt mitten hindurch. Er rannte weiter, schlug einige glimmende Stellen in seiner Kleidung aus und verschwand mit drei Sprüngen in der offenen Schleuse. Er wartete nicht einen Augenblick auf die anderen und holte erst einmal Luft, bevor er anfing, die notwendigen Schaltungen auszuführen.
Er war sicher, dass jetzt die Systeme des Schiffes sehr viel schneller aktiviert werden konnten als in BASTION II. Die Arbeit der Ikuser hatte das Schiff tatsächlich verbessert.
Kornen Fus kam als zweiter, schwang sich in den Kopilotensitz und aktivierte die Ortungsanlagen und weitere Schiffssysteme. Einzelne Leitungen zu den Schutzschirmprojektoren wurden geschaltet. Die Bordpositronik erwachte summend und blinkend und zeichnete Diagramme der Startvorbereitungen. Fluchend und hustend stolperte Sparken in das Kommandomodul hinein.
»Die Idee war gut«, sagte er undeutlich und machte sich sofort daran, weitere Teile des Schiffsinnern in Startbereitschaft zu versetzen. Fartuloon beobachtete die Anzeigeinstrumente und bückte sich nur einmal, um die Waffe aus dem Versteck zu ziehen.
»Wenn du fertig bist«, sagte er scharf und hörte, wie der dritte Raumfahrer ins Schiff polterte, »kannst du in die Schleuse gehen und dort vorwitzige Roboter zerstören.«
»Mit Vergnügen«, versicherte Sparken.
Eine Minute später durchliefen schwache Vibrationen das Schiff. Nacheinander bauten sich die einzelnen Segmente der Schutzschirme auf. Fartuloons Laune wurde besser, als er in die Steuerung griff und die KLINSANTHOR aufsteigen und nach vorn gleiten ließ. Sparken rannte in die Richtung der Schleuse davon.
»Wir müssen schneller sein als alle Hypton-Schiffe«, sagte Fartuloon fast knurrend. »Ich bin entschlossen, mich nicht mehr von ihnen erwischen zu lassen.«
»Wenn du ebenso gut als Kommandant bist wie das Schiff nach dem Einsatz der Ikuser-Techniker, dann schaffen wir es bis ans Ende der Galaxis«, meinte Kornen Fus.
»Ich leide zwar nicht gerade an Selbstunterschätzung ...«
Die KLINSANTHOR stieg höher und wurde schneller. Die Schleusentüren glitten zu. Die Roboter nahmen das Schiff unter Beschuss, aber die Energie verpuffte wirkungslos in den Schirmen. Fartuloon stimmte seine Schaltungen mit den Anzeigen der Bordpositronik ab und ließ das Schiff in einer weit geschwungenen Kurve in den Raum hinausjagen.
Er deutete auf die Ortungsschirme.
»Wir sind auf dieser Seite des Planeten allein«, stellte er fest. »Alle anderen Raumschiffe sind um das Psionische Tor versammelt. Sie fliegen auf die Sonne zu, auf Ukenzia.«
»Dort sollten sie auch bis auf weiteres bleiben«, brummte Sparken und lehnte sich zurück.
Die KLINSANTHOR raste durch die Lufthülle, zog einen Schweif ionisierter Gase hinter sich her und schoss in rasender Geschwindigkeit hinaus in die Schwärze zwischen den Sternen. Fartuloon fühlte sich zum ersten Mal seit Tagen wieder in ausgeglichener Stimmung. Er rief weitere Daten aus der Positronik ab und programmierte einen Kurs, der ihn an den Rand derjenigen Sonnensysteme bringen würde, die er zum Einflussbereich der Daila rechnete.
Sparken erkannte die Koordinaten und nahm diesen Kurs schweigend zur Kenntnis.
Fartuloon ging nur noch ein einziges Risiko ein. Er jagte die KLINSANTHOR quer über die Distanz des leeren Alls zu dem Psionischen Tor hinüber. Fünfzehn Sekunden lang zeichneten die Männer im Kommandomodul alles auf, was ihre Ortung entdeckte, und was die Antennen der Funkanlage auf verschiedenen Kanälen auffingen.
Dann führte die KLINSANTHOR das lange, entscheidende Linearmanöver durch.
Auf seinen Hyperfunkspruch, an Atlan gerichtet, hatte Fartuloon keine Antwort bekommen.
Noch nicht. Zweimal wiederholte er seinen Ruf. Es dauerte bis zum dreißigsten Tag dieses neuen Jahres, bis Atlan endlich antwortete.
*
Die STERNSCHNUPPE und die KLINSANTHOR trieben lautlos, in geringstmöglichem Abstand, nebeneinander. Die Fernortungen arbeiteten ebenso wie die des Nahbereichs. Sie waren allein – kein anderes Schiff im Bereich der hervorragenden Geräte.
Atlan saß in einem der Pilotensessel und hatte den Helm des Raumanzugs auf einer Gerätekonsole abgestellt.
»Das ist außerordentlich wichtig«, meinte er schließlich. »Es hagelt förmlich von Überraschungen. Ein Psionisches Tor! EVOLO ... und natürlich der gute, alte Fartuloon, der Bauchaufschneider wie in alten Zeiten.«
Zuerst war Atlans Antwort gewesen; mehr verwundert als erschrocken. Dann war die STERNSCHNUPPE herangerast, und erst die Bildfunkschirme hatten beiden Freunden gezeigt, dass es sich nicht um Phantome handelte. Atlan war sofort an Bord gekommen, ausgestattet mit Raumanzug und Flugaggregat. Die Freunde hatten sich angesehen und begrüßt. Eine seltsame Regung ergriff sie beide. Gleichzeitig hatten sie das Empfinden, sich eine Ewigkeit lang nicht gesehen zu haben, obwohl ihre Trennung nur kurze Zeit gedauert hatte. Selbst die Zyrpher und der Daila begriffen, wie einmalig diese Freundschaft war.
»Irgendwie habe ich es vermutet«, meinte der Arkonide nach kurzem Nachdenken. »Ein drittes Volk im Neuen Konzil. Es wird noch eine Weile dauern, bis wir wissen, um wen es sich wirklich handelt.«
»Um die kleinen Techniker auf keinen Fall«, sagte leise der Daila. »Undenkbar.«
»Du hast Recht«, meinte Atlan. »Mich interessiert dieses Völkchen nach allem, was Fartuloon zu berichten wusste, in diesem Zusammenhang nicht.«
Die meisten Erlebnisse, Erzählungen und Erfahrungen seit dem Augenblick der Trennung waren ausgetauscht und gehörig kommentiert worden. Die Freunde konnten frei miteinander sprechen, über die vielen offenen Fragen ihrer beiderseitigen Existenz dachten sie fast das gleiche.
»Die Expedition der Ligridenschiffe nach der geheimnisvollen Galaxis interessiert dich mehr, nicht wahr?«
»Natürlich. Die Hyptons misstrauen den Ligriden und machen die verrücktesten Anstrengungen, um das Projekt Psionisches Tor vor ihnen geheim zu halten.«
Atlan stimmte ein hartes, wenig humorvolles Lachen an und fuhr fort:
»Und die Ligriden stellen fest, dass sie zu ihren bisherigen Freunden doch nicht das enge, familiäre Verhältnis haben, als das es stets bekannt war. Sie schicken, um die Wahrheit zu prüfen, eine geheime Expedition aus. Köstlich!«
Fartuloons Gesicht zeigte, dass er mit dieser Entwicklung der Dinge einverstanden war.
»Das Projekt der Hyptons, mit Hilfe des Psionischen Tores EVOLO zu fangen, anschließend EVOLO zu ihrem gehorsamen Diener zu machen – ob es je funktionieren wird, weiß niemand.«
»So ist es. Niemand weiß es. Auch die Hyptons nicht, trotz aller geschilderten Zuversicht.«
Atlan nickte kurz.
»Dafür ist die Lage auf Aklard stabil. Jedenfalls sind wir davon überzeugt. Folgendes ist in der Zwischenzeit passiert ...«
Er gab einen kurzen Bericht über die letzten Entwicklungen ab, ebenso über das Ende von EVOLO. Atemlos hörten Fartuloon und seine Kameraden zu. Stückweise begriffen die Zyrpher und der Daila, worum es bei diesem galaxisweiten Kampf ging. Atlans alter Lehrer wandte sich an sie und erklärte:
»Nähere Einzelheiten erfahrt ihr von mir. Was hast du vor, Atlan, mit der STERNSCHNUPPE und deiner kleinen Mannschaft?«
»Ungefähr dasselbe wie du mit der KLINSANTHOR und deiner kleinen Crew«, erwiderte der Arkonide. »Nicht ohne mein Zutun ist der Erleuchtete keine Gefahr für die Völker dieses Milchstraßensystems mehr.«
»Keine Untertreibungen, Atlan!«, ermahnte grinsend der alte Freund.
Auf den Bildschirmen zeichneten sich die Sterne jenes Bereichs ab, der als die Einflusszone der Daila bezeichnet werden konnte. Natürlich galt diese Charakterisierung nur höchst pauschal. Immerhin betrug die Entfernung zwischen dem Standort der beiden Raumschiffe und dem Ukenzia-Sonnensystem fast genau einhundertdreiundvierzig Lichtjahre.
»Im Ernst. Du könntest mir helfen, Fartuloon«, meinte Atlan.
»Gern. Wenn die Aufgabe harmlos genug ist, machen diese drei Wagemutigen sicher mit. Bei uns herrschen demokratische Regeln.«
Atlan blickte in die Gesichter der Mannschaft.
»Ich denke mir, dass die KLINSANTHOR zwei Ziele beobachten sollte. Eines ist BASTION Zwei, das andere logischerweise das Psionische Tor. Wenn ich mich darauf verlassen kann, dass die Aktivitäten der Hyptons und der Ligriden beobachtet und registriert werden, bin ich zufrieden. Von Zeit zu Zeit treffen wir uns und tauschen Informationen aus.«
Rubernek hob eine Pranke.
»Und wenn wir wieder in Gefahr geraten, dann haben wir jemanden, der uns befreit, nicht wahr?«
»Das ist selbstverständlich«, erwiderte Atlan. »Falls ich davon erfahre.«
»Achte auf Funksprüche in altarkonidischer Sprache«, sagte Fartuloon und deutete auf die Funkanlage.
»Das gleiche gilt für die STERNSCHNUPPE.«
Mit Hilfe eines positronischen Griffels zeichnete Fartuloon auf einen Schirm die Umrisse des Psionischen Tores, gab Schätzungen über Größe und Durchmesser ab, sprach über seine Vermutungen und das wenige, das er klar erkannt hatte, über die mangelnde Fähigkeit der Konstruktion, sich selbst fortzubewegen, von den Schleusen und den Quartieren der Mannschaft und der geschätzten Anzahl der Ikuser und Roboter. Schließlich sagte er:
»Mehr weiß ich nicht. Und an Bord wagte ich mich nicht, obwohl es mich fasziniert hätte. Von einem toten Kurier erfährt man in der Regel nicht viel. So eilig, Atlan?«
Atlan war aufgestanden und griff nach dem Raumhelm.
»Ja, Fartuloon. Wir haben nicht viel Zeit, und die Liste der offenen Probleme ist endlos lang.«
Fartuloon, dessen Gedanken sich vorübergehend mit ausgiebigen Gastmählern und der Gesellschaft schlanker Frauen beschäftigt hatten, zuckte die Schultern.
»Also keinen Aufenthalt in angemessener Umgebung. Lebe wohl, Arkonide, und uns beiden viel Glück bei dem Kampf in Manam-Turu.«
Die Raumfahrer schüttelten einander die Hände. Fartuloon brachte den Freund zur Schleuse und schaute ihm auf den Normalbildschirmen nach, bis er in der STERNSCHNUPPE verschwunden war.
»Das war's«, brummte er lakonisch. »Er hat's eilig. Wir haben weitaus mehr Zeit. Sollen wir würfeln, welches Ziel wir zuerst anfliegen?«
Rubernek entgegnete zögernd:
»Ich kann nicht sagen, warum. Aber im Moment will ich von Ukenzia und Yumnard nichts wissen. Zuerst BASTION Zwei?«
»Einverstanden«, antwortete Fartuloon und rief die Kursdaten ab. »Und ihr?«
Schließlich stand es fünfzig zu fünfzig. Fus und Fartuloon wollten sich das Erlebnis nicht entgehen lassen, die Bemühungen der Hyptons zu beobachten. Fartuloon konnte seinen Mitstreitern nicht erklären, in welcher Form oder Energie sich EVOLO manifestieren würde, falls ihn das Tor einfing. Die Ligriden-BASTION interessierte sie erst in zweiter Linie.
»Darüber hinaus«, meinte der Bauchaufschneider und grinste kühl, »dauert die Expedition der Ligriden sicher länger als ein paar Tage. Wir brauchen sie nicht so bald zurückzuerwarten.«
Er setzte sich im Kommandantensessel zurecht und streckte seine Hände nach der Steuerung aus. Auf dem Bildschirm sahen die Insassen des Moduls, wie die STERNSCHNUPPE Fahrt aufnahm und sich zunächst noch auf Parallelkurs entfernte.
»Wir können uns später noch immer entscheiden«, sagte der Bauchaufschneider. »Entweder Psionisches Tor oder BASTION.«
Mit leisem, vertrauenerweckendem Summen setzte der Antrieb ein. Die KLINSANTHOR wurde schneller und bog von der Geraden ab. Zwischen beiden Schiffen bestand weiterhin Funkverbindung. Auf den Monitoren sahen sie Atlan und seine Mannschaft. Chipol winkte wieder Fartuloon zu. Er schien nun verstanden zu haben, dass Colemayn und der kleine, dicke Mann ein und dieselbe Person waren.
»Wir beenden die erste Linearetappe an einem Punkt«, erläuterte Fartuloon, »von dem aus wir beide Ziele gleich schnell und leicht erreichen können. Wir bleiben dort, orten und lauschen eine Weile, und dann werden wir es wissen. Ist das demokratisch genug, Freunde?«
Fus, Rubernek und Sparken stimmten zu.
Noch einmal winkte Fartuloon ins andere Schiff hinüber, dann raste das langgestreckte Schiff davon und verließ das Gefüge des dreidimensionalen Weltraums.
Die Raumfahrer waren allein mit ihren Gedanken und Vorstellungen dessen, was sie in den nächsten Tagen und Wochen erwartete. Dass nur wenige ihrer Vorstellungen erfüllt werden würden, davon war zumindest der alte Calurier überzeugt.
ENDE
Während Fartuloon mehr über die Aktivitäten des Neuen Konzils in Erfahrung zu bringen versuchen wird, sieht Atlan nach dem überraschenden Kontakt mit dem Calurier es als seine vordringliche Aufgabe an, sich erneut dem Planeten der Glückssteine zu widmen.
Dort erwartet ihn das totale Psi-Chaos – und die Herrschaft der Krelquotten ... DIE HERRSCHAFT DER KRELQUOTTEN – unter diesem Titel erscheint auch der nächste Atlan-Band. Als Verfasser des Romans zeichnet Harvey Patton.