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»Aufwachen, Atlan!«, forderte eine unbarmherzige Stimme.

Sie klang so schrill, dass sie eigentlich nur von Gucky stammen konnte, der anerkannt größten Nervensäge des Solaren Imperiums. Aus Erfahrung wusste ich, dass er mir keine Ruhe lassen würde, also gab ich nach und öffnete die Lider.

Das stieß jedoch auf Schwierigkeiten, denn die Wimpern waren mit einer zähen Masse verklebt. Ich hob die Hand, konnte einen Teil davon abstreifen, und nun bekam ich auch die Augen auf. Sicher hatte mir der Kleine einen seiner üblichen Streiche gespielt, und ich setzte zu einigen passenden Worten an.

Diese kamen jedoch nicht über meine Lippen, denn nun sah ich, dass die »Klebemasse« an meinen Fingern Blut war! Und nun kehrte plötzlich auch die Erinnerung zurück – ich befand mich an Bord der STERNSCHNUPPE, Gucky war weit weg, und der Extrasinn hatte mich aus meinem Blackout geweckt ...

Jetzt bemerkte ich auch, dass ich auf dem Boden lag, und dass das Blut von einer Platzwunde an meiner linken Augenbraue stammte. Ich musste also aus dem Sitz gerutscht und mit dem Kopf gegen das Instrumentenbord geschlagen sein ... doch was war mit den beiden anderen?

Ich stemmte mich hoch und stellte dabei fest, dass ich mich nicht gerade in Hochform befand, aber wenigstens war der fremde Druck nun von meinem Hirn gewichen. In der Zentrale brannte nur ein Teil der Beleuchtung, ich konnte aber sehen, dass Chipol und Mrothyr ebenfalls auf dem Boden lagen, beide noch besinnungslos.

Körperliche Schäden hatten sie aber offenbar nicht erlitten, das war wenigstens ein Trost. Allerdings auch der einzige, denn ich wusste noch immer nicht, was eigentlich geschehen war. Eines fiel mir nun aber auf: der Schiffsantrieb lief nicht mehr! Alle Bildschirme waren dunkel, so dass ich nicht feststellen konnte, wo wir uns nun befanden, und so fragte ich:

»Was ist passiert, während ich bewusstlos war, und wo sind wir nun eigentlich?«

»Frage mich jetzt bitte nichts«, sagte die STERNSCHNUPPE matt. »Mein Bewusstsein hat sehr gelitten, ich habe keine Energie mehr und muss mich dringend regenerieren! Mehr kann ich nicht sagen ... mir fehlt die Kraft ... ich muss regenerieren ...«

Der Rest war nicht mehr zu verstehen, das Schiff schien also ebenfalls einen gehörigen Knacks abbekommen zu haben. Immerhin aktivierte es nun doch noch die Sichtschirme, und schon nach dem ersten flüchtigen Blick darauf fuhr ich zusammen.

Wir waren nicht mehr draußen im Raum – die STERNSCHNUPPE stand auf dem Boden eines Planeten!

Genauer gesagt, auf einem nicht sehr großen und obendrein auch noch ziemlich verwahrlosten Raumhafen. In einiger Entfernung sah ich einige niedrige barackenartige Gebäude und Lagerhallen, ein kleiner Tower ragte dazwischen auf. Die Antennen auf seinem Dach standen jedoch still, und auch sonst zeigte sich nirgends eine Bewegung.

Cirgro!, kommentierte mein Logiksektor knapp, und ich nickte unwillkürlich.

Jene rätselhafte Kraft, die die Psi-Sperre um den Planeten errichtet und uns so übel mitgespielt hatte, musste das Schiff auch heruntergeholt haben. Was sie damit bezweckte, war mir erst recht schleierhaft, nur eines stand zweifelsfrei fest:

In dem desolaten Zustand, in dem sich die STERNSCHNUPPE jetzt befand, war an einen Start in absehbarer Zeit nicht zu denken! Sie bezog ihre Energie irgendwie aus dem Hyperraum, und wenn ihre Speicher nun wirklich leer waren, stand uns mit Sicherheit eine mehrtägige Zwangspause bevor.

Ich fluchte leise vor mich hin und sah nun auf einen Schirm, der einen anderen Sektor zeigte. Dort erkannte ich am Horizont im Licht der untergehenden Sonne die Silhouetten einer größeren Ansammlung von Gebäuden, schätzungsweise drei bis vier Kilometer entfernt. Dies musste die Stadt sein, zu der der Raumhafen gehörte, und sie war zweifellos von den hierher verbannten Daila errichtet worden.

Zu ihnen hingehen und fragen!, sagte mein Extrasinn.

Danach stand mir aber im Augenblick noch nicht der Sinn, ich fühlte mich längst noch nicht wieder fit. Dafür begannen sich nun endlich gleichzeitig auch Mrothyr und Chipol zu regen. Der Rebell kam als erster auf die Beine und kümmerte sich um den Jungen. Dem ging es offenbar nicht besonders gut, der Zyrpher fungierte einen Sitz zur Liege um und bettete ihn darauf.

Dann kam er zu mir herüber, studierte kurz die Bilder auf den Schirmen und lächelte dann humorlos.

»Man hat uns ganz schön drangekriegt, nicht wahr? Zuerst all die Psi-Attacken draußen im Raum, dann der große Knall ... wo sind wir jetzt, und wie steht es um das Schiff?«

Ich erklärte es ihm, so gut ich konnte, und nun stieß er einen langen Fluch im Idiom seines Planeten aus.

»Die Idee, hierher zu fliegen, war also scheinbar doch nicht so gut, wie du geglaubt hast, wie? Dein Ziel hast du aber immerhin erreicht, und irgendwie wird es nun auch weitergehen. Mir macht aber Chipols Zustand Sorgen, er ist körperlich ziemlich schwach und auch geistig noch nicht ganz da. Du bist auf den Kopf gefallen, das sehe ich, die STERNSCHNUPPE hat auch einen Dachschaden – ein idealer Zustand ist das nun gerade nicht.«

»Dafür bist du jedoch augenscheinlich schon wieder sehr munter«, stellte ich lakonisch fest. »Sorge also weiter für Chipol, bring ihn ins Bett und gib ihm Stärkungsmittel, ich helfe mir selbst. Mehr ist heute nicht mehr drin, draußen wird es schon bald dunkel, und eine Mütze Schlaf haben wir alle nötig. Morgen früh sehen wir dann weiter, sofern nichts dazwischenkommt.«

*

Die Nacht verlief ruhig, unsere unbekannten Entführer machten sich in keiner Weise mehr bemerkbar.

Ich schlief tief und traumlos sieben Stunden lang, und indessen sorgte mein Zellaktivator dafür, dass ich wieder zu Kräften kam. Am Morgen fühlte ich mich wieder fit, nur ein Bioplast auf meiner linken Augenbraue blieb noch als sichtbare Erinnerung an jene chaotischen Ereignisse vom Vortag zurück.

Dagegen schien die STERNSCHNUPPE wirklich schwer mitgenommen zu sein, denn sie war noch immer nicht ansprechbar. Ihre diversen Anlagen zu unserer Versorgung funktionierten jedoch weiter, wir mussten nichts davon entbehren. Die Automaten lieferten uns alles, was wir für unser leibliches Wohl brauchten, aber Chipol blieb noch immer unser Sorgenkind.

Er brachte kaum ein paar Bissen herunter, schob dann den Teller weg und erklärte matt: »Ich kann einfach nichts essen, ich habe rasende Kopfschmerzen, Atlan. Und auch sonst fühle ich mich gar nicht gut – ich möchte nur schlafen, sonst nichts.«

Das war bedenklich, denn der junge Daila ließ sich so schnell von nichts unterkriegen. Wir aßen also schneller als sonst und brachten ihn in den Medoraum des Schiffes, und dort unterzog ich ihn der Kontrolle durch einen Analysecomputer.

Dieser zeigte jedoch außer zu niedrigen Blutdruckwerten keinen krankhaften Befund. Das ließ darauf schließen, dass sein anomaler Zustand auf die Psi-Attacken zurückzuführen war, die ihn von uns dreien am stärksten betroffen hatten. Vielleicht spielte seine seltsame Aversion gegen Mutanten aller Art hier unterschwellig auch eine Rolle, das folgerte jedenfalls mein Extrasinn.

Dagegen wäre vermutlich mit Psychoblockern anzukommen gewesen, doch mit dem Medikamentenvorrat an Bord kannte ich mich in der Hinsicht nicht aus. Ich schaltete das Gerät wieder ab, überlegte kurz und wandte mich dann an Mrothyr, der im Eingang stand.

»Die Medoroboter könnten hier vermutlich helfen, doch leider kann die nur das Schiff aktivieren, und das ist selbst sozusagen krank. Also wirst du ihn wohl unter deine bildschön gestreifte Mütze nehmen müssen, so sagt man wohl doch auf Zyrph. Mit anderen Worten: bring ihn in seine Kabine, gib ihm noch ein Stimulans und achte weiter auf ihn, bis ich wieder da bin.«

»Du willst das Schiff verlassen?«, vermutete der einstige Rebell, und ich nickte bestätigend.

»Jene, die uns hier zwangsgelandet haben, kümmern sich nicht weiter um uns, also werde ich selbst die Initiative ergreifen. Der Raumhafen scheint verlassen zu sein, ich will mich trotzdem aber zunächst in seinen Gebäuden umsehen. Finde ich dort nichts heraus, das mich weiterbringt, werde ich die Stadt da hinten aufsuchen, um mit ihren Bewohnern zu reden. Allem Anschein nach dürften es Daila sein, und im Umgang mit denen kenne ich mich mittlerweile ziemlich gut aus.«

Mrothyrs Gesicht zeigte ein säuerliches Lächeln.

»Wer war es denn, der unbedingt nach Cirgro fliegen wollte? Jetzt bist du hier, nur unter ziemlich misslichen Umständen ... schon gut, ich sage ja nichts mehr. Mach dich also auf den Weg, ich wünsche dir viel Glück dazu.«

Er nahm den völlig apathischen Chipol am Arm und führte ihn hinaus, und mein Extrasinn kicherte leise.

Rebellen sind eben immer Individualisten!, kommentierte er trocken. Sie wollen selbst etwas tun, um das zu beweisen, du aber hast den Mann zum Kindermädchen degradiert und damit jeder Gelegenheit dazu beraubt. Wundert es dich, dass ihm das missfällt?

Ich enthielt mich einer Antwort, denn dies alles war mir auch ohne diese Bemerkung klar. Andererseits wäre es vollkommen witzlos gewesen, hätte ich Mrothyr hinausgeschickt und wäre selbst hier im Schiff geblieben.

Noch vor wenigen Monaten hatte der Zyrpher nichts als seinen eigenen Planeten und die Zustände dort gekannt. Erst die Ankunft der Naldrynnen und Ligriden hatte sein Bewusstsein erweitert, aber doch nur in einem beschränkten Rahmen. Er bediente sich zwar der Neuen Technik, wie man die Raumfahrt und verwandte Dinge auf Zyrph nannte, ohne sie aber wirklich zu begreifen. Irgendwie kam dies alles für ihn noch immer einem Wunder gleich, sein innerstes Denken basierte nach wie vor auf den alten Kategorien.

Für ihn gab es nur Gut und Böse, feinere Abstufungen waren ihm unbekannt. Demzufolge fehlte es ihm auch an jedem diplomatischen Geschick, und gerade darauf kam es in unserer Lage an!

Ich selbst hatte als Kristallprinz von Arkon, trotz der guten Ausbildung durch meinen Pflegevater Fartuloon, erst relativ spät begriffen, worauf es dabei ankam. War man schwach, musste man dies geschickt vor seinen Gegnern verbergen und zu bluffen versuchen, wo es nur eben ging. Erwies man sich aber als zu mächtig, galt es wiederum tiefzustapeln, so dass sie einen unterschätzten, und auch daraus konnte man mit dem nötigen Geschick Vorteile ziehen.

Für beide Fälle besaß ich jetzt genügend Erfahrung, aber noch wusste ich nicht, was hier wirklich angebracht war. Zunächst musste ich erst einmal Informationen zu erlangen suchen, natürlich mit der auf einem fremden Planeten gebotenen Vorsicht. Ich versuchte noch einmal mit dem Schiff zu reden, bekam jedoch keine Antwort, und das war wenig erfreulich.

In normalem Zustand hätte mir die STERNSCHNUPPE schon einiges über Cirgro sagen können, zumindest soweit es rein technische Gegebenheiten betraf. Jetzt war an Bord aber kaum etwas normal, die Ortungen hatten keine Energie, davon hatte ich mich bereits überzeugt. Also blieb alles an mir allein hängen, wie so oft. Ich seufzte leise und begab mich ins Arsenal, denn unbewaffnet wollte ich nicht gehen.

Ich wählte einen kleinen Kombistrahler, steckte ein Vibromesser in meinen linken Stiefelschaft und verließ dann das Schiff.

Kleine Wasserlachen auf dem Platzbelag zeugten davon, dass es in der Nacht geregnet hatte. Jetzt war der Himmel aber fast klar, die Luft trotz der höher steigenden Sonne nicht zu warm, und ein leichter Wind trug den Geruch irgendwelcher Pflanzen heran. Nach einem kurzen Rundblick setzte ich mich in Bewegung, unter meinen Füßen raschelte das Gras, das sich in Bodenritzen angesiedelt hatte. Dies war das einzige Geräusch, sonst war es weit und breit fast geisterhaft still.

Bis zu den ersten Gebäuden hatte ich etwa dreihundert Meter zurückzulegen, und dabei fühlte ich mich nicht sonderlich wohl, denn für etwaige Gegner gab ich eine prächtige Zielscheibe ab. Trotzdem bewegte ich mich zügig voran wie ein Mann, der nichts zu befürchten hat. Meine Augen blieben jedoch wachsam und suchten ständig die Umgebung ab.

Doch nirgends regte sich etwas, der Hafen schien tatsächlich verlassen zu sein. Ein Wunder war das allerdings nicht, denn vor drei Monaten hatten alle Schiffe fluchtartig Cirgro verlassen, und neue konnten infolge der Psi-Sperre nicht landen. Weshalb man ausgerechnet uns hier heruntergeholt hatte, war und blieb mir ein Rätsel, ich dachte vergebens darüber nach.

Denke etwas weniger, pass lieber auf!, mahnte der Extrasinn.

Dann hatte ich zweihundert Meter hinter mich gebracht, ich hielt auf den kleinen Tower zu. Schon aus dieser Entfernung erkannte ich, dass in seiner Umgebung irgendwelche Trümmer herumlagen, und auch die halbblinden Scheiben der Panoramafenster schienen teilweise zerschlagen zu sein. Hatte es hier vielleicht Kämpfe zwischen den Daila und Ligriden gegeben?

Dann hatte ich den Tower erreicht, sein Haupteingang stand offen, und ein Sammelsurium von zerschlagenen Gegenständen aller Art lag davor herum. Ich stieg darüber hinweg, ein rattenähnliches Geschöpf kam unter ihnen hervor und schnappte pfeifend nach meinen Stiefeln. Ein Fußtritt bewog es zu eiliger Flucht, einige andere schlossen sich ihm an, und ich betrat das Gebäude.

Darin hoffte ich wenigstens etwas zu finden, das mir Aufschluss darüber gab, was hier auf Cirgro alles geschehen war.

*

Meine Hoffnung erlitt jedoch bald einen erheblichen Dämpfer.

Als erstes stellte ich fest, dass es hier keine Energie mehr gab. Die Beleuchtung funktionierte nicht, als ich probeweise einen der Schaltkontakte drückte, und das sagte mir genug. Es war mir also nicht möglich, aus den vorhandenen Computern Daten abzufragen.

Vielleicht gibt es irgendwo ein Notaggregat, das du in Betrieb nehmen kannst!, sagte der Logiksektor.

Ein solches gab es normalerweise auf jedem Raumhafen, und dieser Gedanke munterte mich wieder etwas auf.

Allerdings nicht für lange, dafür sorgte der trostlose Zustand, in dem sich praktisch alles im Tower befand.

Überall in seinen Räumen sah es aus, als hätten Berserker darin gewütet! Schon die Abfertigungskabinen in der Vorhalle waren zum größten Teil zertrümmert, herausgerissene Datenfolien bedeckten den Boden. Alles technische Gerät war teilweise demoliert, teilweise aber wohl auch gestohlen worden, wie es schien. Auch im oberen Stockwerk sah es nicht besser aus, und als ich dann den Raum mit den Schaltanlagen, Funkgeräten und Computern erreichte, war ich restlos bedient.

Hier war ebenfalls nichts mehr heil, die Geräte waren entweder zusammengeschlagen oder entfernt worden, soweit sie transportabel waren. Auch schien hier verbissen gekämpft worden zu sein, es gab die unverkennbaren Brandspuren von Strahlschüssen, und zwischen den Trümmern lagen mehrere offenbar defekte Waffen herum.

Ein perfektes Chaos also, und ich lachte grimmig auf.

Das Schicksal war eindeutig gegen mich, hier gab es nichts mehr, das mir Informationen liefern konnte! Selbst die besten Techniker wären nicht imstande gewesen, den defekten Computern noch Daten zu entlocken, selbst wenn es Strom von einem Notgenerator gegeben hätte. Und auch der war mit Sicherheit nicht mehr zu gebrauchen, hier hatte man systematisch alles zerstört.

»Doch weshalb nur ...?«, fragte ich mich mutlos. »Wer tut denn so etwas, gegen alle Vernunft?«

Darauf wusste auch mein kluger Extrasinn keine Antwort, ich gab auf und verließ den Tower wieder.

Von ihm aus wandte ich mich nach rechts zu den Lagerhallen, und schon auf dem Weg dahin schüttelte ich wieder den Kopf. Auch hier gab es massenhaft zertrümmerte Gegenstände, dazwischen aber auch ganze Packen von Dingen, die noch in gutem Zustand waren. Hier waren offenbar Plünderer am Werk gewesen, andere hatten ihnen den Besitz geneidet und gegen sie gekämpft.

Diese Ansicht fand ihre Bestätigung, als ich dann das Innere der beiden nächsten Hallen sah.

Beim ersten Besuch in diesem System waren mir schon relativ viele Händlerschiffe aufgefallen, die Cirgro fluchtartig verließen. Sie alle mussten Güter gebracht haben, die von den Daila-Mutanten nicht selbst erzeugt werden konnten, und diese hatte man nach dem Ausladen hier in den Depots untergebracht. Die Plünderer wiederum hatten sich gierig darauf gestürzt, davon zeugten reihenweise aufgebrochene Container.

Teile ihres Inhalts lagen noch verstreut auf dem Boden herum; ich sah die aufgerissenen Packungen von wertvollen elektronischen Geräten ebenso, wie die von billigem Schmuck und hochwertigen konzentrierten Nahrungsmitteln. Über alle waren inzwischen aber viele Füße hinweggetrampelt, sie waren unbrauchbar.

Hier waren Dinge im Wert von vielen Millionen gestohlen oder sinnlos vernichtet worden – warum?

Das hast du dich vorhin schon erfolglos gefragt!, meldete sich nun plötzlich wieder das Extrahirn. Gib auf, hier wirst du doch nichts herausfinden, das dir irgendwie weiterhilft. Sieh zu, dass du jetzt in die Stadt kommst, um mit den Daila zu reden, alles andere ist verschwendete Zeit.

Dieser Ansicht war ich mittlerweile auch, also verließ ich die Hallen, um mich anderswo umzusehen.

Die Stadt war mehrere Kilometer entfernt, und ich hatte nicht die geringste Lust, diesen ganzen Weg zu laufen. Auf jedem Hafen gab es in der Regel eine ganze Anzahl von Fahrzeugen, mit denen Personen oder Güter her- und wegtransportiert wurden. Die Frage war nur, ob die Plünderer sie nicht ebenfalls entwendet hatten, und die Wahrscheinlichkeit dafür war groß.

Ich suchte und fand die entsprechende Halle, und dort wurde diese Vermutung auch prompt bestätigt. Ganze drei Fahrzeuge gab es noch darin, zwei davon Gleiter, die so demoliert waren, dass sie nie wieder würden fliegen können. Das dritte war halb von Gerümpel und ausrangierten Motorteilen bedeckt, also war es vermutlich ebenfalls defekt.

Immerhin schien es nicht zerschossen zu sein, also machte ich mich an die Arbeit und räumte den Plunder beiseite. Zum Vorschein kam ein simpler Elektrokarren für Kleintransporte, den man auf der Erde wohl passend als »Rostlaube« bezeichnet hätte. Ich nahm ihn notgedrungen näher in Augenschein und stellte fest, dass er keine sichtbaren Schäden aufwies.

Allerdings fehlten die Energiezellen, und unter den wenigen noch heilen Ersatzteilen waren keine zu finden. Also musste ich mir etwas einfallen lassen, ich nahm den Antrieb näher in Augenschein und holte dann die Ersatzzelle für meinen Strahler aus der Tasche. Die von ihr abzugebende Spannung ließ sich entsprechend regulieren, aber natürlich war das Ding viel zu klein ...

Ich brauchte fast zwanzig Minuten, bis ich mit Hilfe einer alten Kombizange alles soweit zurechtgebosselt hatte, dass die Kontakte saßen und die Zelle festen Halt bekam. Dann war ich so dreckig wie ein Automonteur aus alten Zeiten, aber meine Arbeit wurde belohnt. Der Motor des Vehikels begann zu summen, ich grinste und säuberte mich mit Hilfe einer herumliegenden bunten Frauenbluse, so gut es ging.

Was verdrießt dich immer noch?, erkundigte sich der Extrasinn spöttisch. Schlecht gefahren ist besser als gut gelaufen, so sagte man auf der Erde schon zur Zeit der alten Phönizier, nicht wahr?

Ich zuckte nur mit den Schultern, nahm im offenen Fahrersitz Platz und schaltete. Irgendwo im Getriebe knirschte es verdächtig, aber meine Luxuskarosse rollte folgsam los. Ich steuerte sie im Zickzack aus der Halle heraus und am Tower vorbei zur Straße, und dann war ich mit satten fünfzehn Stundenkilometern unterwegs zur Stadt der Daila.

Atlan-Paket 16: Im Auftrag der Kosmokraten (Teil 2)

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