Читать книгу Einführung in die Fundamentaltheologie - Hansjürgen Verweyen - Страница 8
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I. Begriff und Herkunft der Fundamentaltheologie
1. Zum Begriff „Fundamentaltheologie“
Fundamentaltheologie vs. Fundamentalismus
Das Wort „Fundamentaltheologie“ verleitet zu Mißverständnissen. Ist dies eine besonders fundamentalistische Art von Theologie? Hat sich hier – wie z. B. die Anatomie, Orthopädie oder Gynäkologie als Teilgebiete der Medizin – eine besondere „Disziplin“ der Theologie neben anderen Einzelfächern wie Dogmatik, Kirchengeschichte oder Exegese entwickelt? In Wirklichkeit ist „Fundamentaltheologie“ eine relativ junge Bezeichnung für die erste Form einer wissenschaftlich, und d. h. gerade nicht fundamentalistisch betriebenen Theologie überhaupt. Im Christentum wurde diese als Verantwortung des Glaubens vor der allgemeinen Vernunft verstandene Theologie zunächst „Apologie“, später „Apologetik“ genannt. Um den vor allem nach der Reformation zu beobachtenden Engführungen der Apologetik auf eine bloße, oft sehr polemisch betriebene „Glaubensverteidigung“ zu entgehen, gab J. N. Ehrlich 1859 seinem neuen Ansatz den Namen „Fundamentaltheologie“, der dann nach und nach die Bezeichnung „Apologetik“ völlig verdrängte.
Verantwortung des „Logos der Hoffnung“
Zur Erklärung des Begriffs Fundamentaltheologie wird zumeist auf eine Stelle aus dem Ersten Petrusbrief verwiesen: „Seid jedem gegenüber stets zur , Verantwortung‘ (apologia) bereit, der von euch ,Rede und Antwort‘ (logos) fordert über die Hoffnung, die in euch ist“ (1 Petr 3,15). Schon hier werden zwei entscheidende Grundbegriffe rationaler Glaubensverantwortung genannt, auch wenn es in diesem Zusammenhang noch nicht um eine wissenschaftliche Verantwortung geht: Die sich im Glauben der Christen ausdrückende Hoffnung beruht auf einem Wort (logos), über das sie eine den Forderungen der allgemeinen Vernunft (logos) entsprechende Ant-wort (apologia) abgeben können. An der zitierten Stelle handelt es sich um eine Gerichtssituation. Gegen Ende des 1. Jahrhunderts gab das römische Recht grundsätzlich die Chance zur Verteidigung auch solcher religiöser Ansichten, die mit dem kaiserlich überwachten Staatskult unvereinbar erschienen. Eine Verantwortung des Glaubens vor dem Forum säkularer Wissenschaft hatte wenige Jahrzehnte zuvor erstmals ein jüdischer Gelehrter unternommen. Das bringt uns vor die Frage, in welchen Religionen eine rationale Glaubensverantwortung überhaupt zu finden ist und welche Bedingungen für ihr Entstehen wesentlich gewesen sind.