Читать книгу Mondo Veneziano - Heidrun Reinhard - Страница 13
Der Fall Jacopo
ОглавлениеDie Hochzeit des 25-jährigen Dogensohns Jacopo mit der schönen und reichen Patriziertochter Lucrezia Contarini im Jahr 1441 wurde wie ein Staatsereignis inszeniert. Zwei Wochen lang dauerten die Feierlichkeiten mit Banketten, Umzügen, Regatten, Feuerwerken und Stierkämpfen. Eskortiert von dreihundert Reitern kam der Bräutigam zu Pferd zur Markusbasilika. Die Braut fuhr in der goldenen Staatsbarke, dem Bucintoro, vor. Auf der Piazza San Marco drängte sich ganz Venedig, vom Adel bis zu den Werftarbeitern aus dem Arsenal, den Fischern und Gemüsebauern von den Laguneninseln, dazu unzählige fremde Besucher, Griechen, Türken, Armenier, Araber, Deutsche, Spanier. 30.000 Neugierige zog das Ritterturnier auf die Piazza San Marco, das der berühmte Condottiere Francesco Sforza beisteuerte, ein Freund des Dogen. Der Glanz der Republik vermischte sich mit dem Glanz der Familie Foscari, die durch das Dogenamt erstmals an die Spitze der Patrizierfamilien aufgestiegen war.
Jacopo Foscari war im Dogenpalast aufgewachsen, im Zentrum der Macht, wo die Großen der Welt ein- und ausgingen. Er war intelligent und humanistisch gebildet, aber wenig ehrgeizig. Am liebsten vergnügte sich der Sohn des Dogen in Gesellschaft seiner Freunde aus den compagnie della calza, benannt nach ihren bunten Strumpfhosen, die wie heutige Event-Manager die großen Feste der Stadt inszenierten. Als er aber glaubte, sich nicht an die Vorschriften halten zu müssen, die für die ganze Dogenfamilie galten, und unerlaubterweise Geschenke fremder Fürsten annahm, schritt die Regierung ein. Er wurde wegen Korruptionsverdachts zur Verbannung in das griechische Nauplia verurteilt, konnte sich aber der Vollstreckung durch die Flucht nach Triest entziehen. Dort blieb er, bis die Strafe durch Intervention des Dogen abgemildert wurde und er schließlich wieder in die Lagune zurückkehren durfte.
Drei Jahre danach wurde der Patrizier Almorò Donà an einem nebligen Novemberabend auf dem Heimweg von einem Messerstecher überfallen und tödlich verletzt. Der Tatverdacht fiel auf Jacopo, der mit dem Ermordeten verfeindet war, seit dieser für seine Verbannung gestimmt hatte. Dass ihm auch unter Folter kein Geständnis abzupressen war, rettete ihn vor der Todesstrafe, doch Zweifel an seiner Unschuld blieben. Als Konsequenz wurde er 1451, nunmehr lebenslänglich, in das ferne Kreta verbannt, auf immer getrennt von seiner Frau und den beiden kleinen Söhnen.