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2 Ca’ Dario – Venedigs
Botschafter im Morgenland

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Der exotisch wirkende Palazzetto des Giovanni Dario mit seinem farbigen Marmorschmuck stammt aus der venezianischen Frührenaissance.

Die farbenfrohe Schaufront der Ca’ Dario ist eine typisch venezianische Extravaganz: asymmetrisch, verkleidet mit geäderten Marmorplatten und gerahmten Porphyrscheiben. Zu drei großen Rosetten verflochten, haften sie dem Baukörper wie kostbare Broschen an. Der Palast hat immer viele Bewunderer gefunden. Monet hat ihn gemalt, für John Ruskin war er einer der zehn schönsten Paläste der Welt. Gabriele d’Annunzio verglich ihn wegen seiner Schieflage mit einer verlebten, unter dem Pomp ihres Geschmeides gebeugten Kurtisane. Im Sockel ist eine lateinische Inschrift eingemeißelt: URBIS GENIO JOANNES DARIUS. Es ist die stolze Signatur des Bauherrn, der sein Haus dem Geist der Stadt gewidmet hat. Wer war dieser Mann?

Giovanni Dario war „Auslandsvenezianer“, als Abkömmling venezianischer Kolonisten um 1414 auf Kreta geboren. Die griechische Insel war unter dem Namen Candia seit 1205 die älteste Kolonie der Markusrepublik, wichtigster Hafenplatz auf der Orientroute, Kornkammer und Weinproduzentin Venedigs. Darios Familie gehörte nicht zur regierenden Adelskaste, sondern zur privilegierten Schicht der cittadini, in deren Händen die Staatsverwaltung lag. Giovanni Darios Kanzlei- und Diplomatenkarriere ist ab 1450 dokumentiert, als er zum Notar ernannt wurde und den venezianischen Botschafter als Übersetzer nach Konstantinopel begleitete. Er scheint dort bestens vernetzt gewesen zu sein und hatte Kontakte bis in Hofkreise, nicht nur während der Herrschaft des letzten byzantinischen Kaisers, sondern auch nach 1453, als der türkische Sultan Mehmed II. die christliche Metropole eroberte und auf ihr Istanbul errichtete, die neue Hauptstadt des islamischen Osmanenreiches.

Der Fall Konstantinopels war ein Schock für die Christenheit, besonders aber für Venedig, das seinen Orienthandel hauptsächlich über die Stadt am Goldenen Horn abwickelte. Von da an gab es entlang der Schifffahrtsrouten keine Ruhe mehr für die Markusrepublik. Mehmeds Vorbild war Alexander der Große, sein Traum ein Weltreich. Dem unaufhaltsamen Eroberungszug seiner Heere nach Westen fiel ein Hafenplatz der Venezianer nach dem anderen zum Opfer. Über viele Jahre zerrieb sich die Markusrepublik im Abwehrkampf gegen die weit überlegene militärische Übermacht des Osmanischen Reiches. 1478 war Venedig am Ende seiner Kräfte, die Kriegskasse leer, die Pest in der Stadt, Albanien bedroht, türkische Reiterbanden im Friaul. Sie waren mehrfach brandschatzend so weit in venezianisches Gebiet vorgedrungen, dass man vom Markusturm aus den roten Schein über den brennenden Dörfern sehen konnte. Da konnte es Venedig nur noch um Schadensbegrenzung gehen: In einer diplomatischen Offensive galt es einen Friedensvertrag mit dem Sultan auszuhandeln, um sich die dringend notwendige Atempause zu verschaffen und den Orienthandel zu retten.

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