Читать книгу Hundswand - Heinz Schöpf - Страница 12
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Nachdem ich die Zeche bezahlt und mich zuerst vom Pfarrer und dann von jedem Förster und Jäger einzeln mit ausgiebigem Handschütteln, mit Schulterklopfen, einer Umarmung und zwei Wangenküssen verabschiedet habe, gehe ich vor die Türe.
Der Nebel draußen ist noch dichter geworden. Ich atme die kalte, feuchte Luft in tiefen Zügen ein. Mir wird schwindlig. Ich muss husten. Meine Lunge braucht offenbar Zeit, sich auf die frische Luft umzustellen. Ich drehe mir eine Zigarette.
Hundsvieh hat neben mir Platz genommen, spürt meine Schwäche und stützt mich mit seinem Körper ab. Ich setze mich auf die Stufe und lege den Arm um seine Schultern. Seine Zunge hechelt im Rhythmus meines Herzschlags. Ich tätschle seinen Bauch. Es blickt geradeaus. Lässt die Liebkosung mit sich geschehen. Äußerlich ruhig, wirkt es dennoch nervös.
„Hundsvieh, magst du Kaninchen?“
Keine Reaktion.
„Im Speckmantel. In einer leichten Tomaten-Knoblauch-Soße. Na?“
Kein Kopfnicken. Kein Schwanzwedeln. Kein Kommentar. Nichts.
„Demnach keine gute Idee, wenn wir zwei uns jetzt einfach klammheimlich Richtung Italien aus dem Staub machen?“
Spürbares Raunen. Gesenkter Blick. Zögerliches Schnuppern.
„Ein geheiztes Taxi rufen? Uns zum Bahnhof chauffieren lassen? In den Zug nach Verona einsteigen, mit gepolsterten Sitzen?“
Leises, freundliches Knurren. Schnauze zum Himmel.
„Und von dort per Bus weiter nach Limone. Oder, noch besser: per Autostopp, dann sind wir schneller am Ziel. Und morgen: Kein Nebel. Kein Pfarrer. Nur Wärme. Schwalbengesang. Zitronenduft. Einen Espresso für mich und italienische Knackwürste für dich.“
Ein rosa Maul, das sich weit öffnet. Ein leichter Schaum, der auf der Zunge zergeht. Eine Zunge, die mehrmals die Oberlippe entlang streift. Ohren, die ein V zum Himmel zeigen. Sabbern. Magenknurren. Sein Schwanz wischt den Boden sauber.
„Bevor ich`s vergesse.“
Fragender Blick.
„Die Hundedamen in Limone. Die sollen besonders hübsch sein. Und gut erzogen.“
Verhaltenes Seufzen. Stramme Körperhaltung. Dezenter Rutenschlag.
„Die wollen erobert werden. Das verlangt Fingerspitzengefühl.“
Wieder dieser fragende Blick.
„Pfotenspitzengefühl? Sagt man das so in deiner Sprache? Verzeih.“
Heftige Rutenschläge. Pfoten überkreuzt. Schnauze darauf gelegt. Schwarze Pupillen, auf mich fixiert.
„Da heißt es für einen gesitteten Hundemann nicht einfach Hrrmm, wenn du verstehst, was ich meine.“
„Wu.“