Читать книгу Hundswand - Heinz Schöpf - Страница 17
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Der Vino tinto hat ganze Arbeit geleistet, hat sich einen Weg von meinem Gehirn bis zu meinen Beinmuskeln gebahnt, hat sie überredet, kürzer zu treten, folglich artet jeder Schritt zu einer kleinen, schmerzhaften Expedition aus, die Knie knicken immerzu ein, der Oberkörper verweigert den aufrechten Gang, am besten wird sein, wenn du durchs Dickicht robbst, wie damals als Rekrut, erinnerst du dich?, lallt meine Zunge, ich verwünsche meine Entscheidung, eine Abkürzung genommen zu haben, sei nicht so weinerlich und lass dir Zeit, die zehn Minuten bis zur Almhütte werden wohl zu schaffen sein, und noch bevor mir eine passende Erwiderung einfällt, taucht mein geliebtes Kalb, mein Schaf, mein Trüffelschwein wie aus dem Nichts vor mir auf, wirft sich auf mich, legt mir seine Vorderpfoten um den Hals, drückt mir mit der Schnauze den Kehlkopf zu, hält meine Zunge im Zaum, schleckt mein Gesicht ab, wälzt mich hin und her wie einen Strudelteig, ein Déjà-vu: das Zuschlagen einer Wohnungstür, Schritte im Treppenhaus, die auseinander driften, die einen schwerfällig, gemessenen Schrittes, nach unten verhallend, die anderen leichtfüßig, barfuß, flink nach oben hüpfend, zu mir herauf, über die Schwelle, in die Dachmansarde. Sybille, wie lange ist das her, dass du mich fast umgebracht hättest vor lauter Liebe?