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Die Tür springt auf, der Pfarrer erscheint, nüchtern, rosig, gut gelaunt.

Gott sei Dank.“

Sie wollen jetzt aber nicht schon wieder mit mir speisen?“

Wie? Ha. Nein. Diesmal gilt meinem lieben Gott der Dank im herkömmlichen Sinn. Ich bin erleichtert, dich hier noch anzutreffen. Ich brauche noch ein bisschen Bewegung. Und zu zweit marschiert es sich leichter. Darf ich dich ein Stück zur Almhütte hinauf begleiten? Dich und den Köter da. Natürlich nur, wenn`s recht ist. Als kleine Wegzehrung hätte ich zwei Flaschen Vino tinto aus Brindisi mit dabei. Jahrgang 1992. Lässt jeden Messwein jung aussehen. Ha.“

Er bewegt seinen Daumen, als wolle er Autostoppen. Jetzt erst sehe ich, dass er einen Rucksack geschultert hat.

Hundsviehs Knurren ist trotz des Lärms, den die Jäger und Förster in der Stube veranstalten, nicht zu überhören. Es ist das erste Mal, dass ich ein wenig Angst vor ihm habe. Es fletscht die Zähne, ein Eckzahn sieht aus, als könne er mit einer einzigen Berührung meinen Kehlkopf in zwei Hälften schneiden. Besser, ich verhalte mich ruhig und vermeide auffällige Schluckbewegungen.

Hundsvieh. Schhhh. Beruhige dich. He. Hundsvieh. Was ist los?“

Vielleicht ist der Köter ja evangelisch? Ha.“

Der einsilbige Lachlaut des Pfarrers scheint Hundsviehs Wut noch zu verstärken. Es knurrt böse. Duckt sich wie eine Katze. Bereit zum Sprung auf den Pfarrer.

Sieht nun ziemlich unorthodox aus, der Köter. Keine buddhistischen Gene, wie? Ha.“

Satz. Sprung. Biss.

Der Pfarrer fällt um wie ein Sack.

Ich springe auf, werfe mich auf Hundsvieh, beiße ihm ins Genick, es jault auf, ich erwische ein Ohr, packe es, zwicke es, drücke seinen Kopf zu Boden, etwas schlägt nach mir, wahrscheinlich seine Pfote, ich ducke mich, schließe die Augen, schlage zurück, treffe etwas Weiches, der Pfarrer stöhnt auf, ich schreie, bekomme als Antwort nur Gelächter und Gejohle der Jäger und Förster, sie kriegen nichts mit von der plötzlichen Stille hier draußen, dieser Totenstille. Ich öffne die Augen, sehe Hundsviehs Körper neben dem des Pfarrers liegen, eine Hunde- neben einer Menschenleiche, einander abgewandt, die Gesichter jeweils in die gegengesetzte Richtung zeigend, die Augen geschlossen, atemlos, es würgt mich, das habe ich nicht gewollt, so habe ich mir dieses Wochenende nicht vorgestellt, ich wollte doch bloß ein bisschen Spaß haben, ein wenig faulenzen, gut essen, mit meinen beiden Freunden, in Limone, am Gardasee, ich blicke auf die leblosen Körper, mein Rausch kehrt zurück, Gott sei Dank, ich lache kurz, sehe den lächelnden Mund des liebenswürdigen Pfarrers vor mir, wie er die drei Wörter ausspricht, ärgere mich über mich, dass ich in der Lage bin zu lachen, in dieser schrecklichen Situation, der Rausch hilft mir, hemmungslos drauflos zu weinen.

Das Lachen kommt nicht wieder. Gott sei Dank.

Zwischen den zwei leblosen Körpern ist genau noch ein Platz frei, und zwar für mich, den Überlebenden, den Urheber, den Mörder, ich lege mich zwischen sie, breite die Arme aus, lege je einen um ihre Schultern, weine abwechselnd in diesen und in jenen Nacken.

Hundswand

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