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Hamburg

Früh am nächsten Morgen hatten sich Isis und Karla auf den Weg nach Hamburg gemacht.

Trotz der wenigen Stunden Schlaf wirkte die Ägyptologin ausgeruht und voller Tatendrang. Den versuchten Einbruch in ihr Haus hatte sie bereits abgehakt. Bei der modernen Sicherheitstechnik, die in ihrem Eigenheim steckte, machte sie sich keine allzu großen Gedanken, dass die Einbrecher es in ihr Haus geschafft haben könnten. Nur bei einem Stromausfall oder bei einem Großeinsatz der Polizei wäre man wirklich in Gefahr.

Karla hingegen sah aus, als habe sie tagelang keinen Schlaf bekommen. Ihre Augen waren verquollen, dass sie kaum aus ihnen sehen konnte, tiefe Ringe lagen um sie herum und die Haut war blass, als wäre sie mit Puder bestäubt. Das schlechte Gewissen nagte an ihr. Wenn sie nur nicht so neugierig gewesen wäre. Sie würde zu Hause in ihrem Zimmer sitzen und den Artikel in groben Zügen vorschreiben. Nun gut, um diese Uhrzeit würde sie noch schlafen, aber in ein paar Stunden wäre sie wach und könnte an dem Artikel arbeiten.

Stattdessen hatte sie ihre Neugier nicht bezwingen können und diese Tagebuchaufzeichnungen gefunden, die den Hinweis auf irgendeinen Schatz enthielten. Einen Schatz, von dem sie nicht einmal wussten, woraus er bestand, weil die betreffenden Seiten fehlten. Vielleicht war es auch kein Schatz, sondern irgendein anderer wertvoller Fund. Wenn es doch nur einen Hinweis darauf gäbe.

Schweigend hatten sie die Strecke über den ehemaligen Korridor durch die frühere DDR, der einst die Bundesrepublik Deutschland mit dem Westteil Berlins verbunden hatte, zurückgelegt.

In Hamburg angekommen, hatte Isis ihre Freundin an einer U-Bahn-Station abgesetzt und Mona angerufen.

Diese war wenig begeistert gewesen, in ihrer Arbeit unterbrochen worden zu sein. Dennoch schilderte sie geduldig, wie die zwei Einbrecher kurz vor dem Eintreffen der Polizei verschwunden waren. Zwecks Identifizierung hatten die Beamten die Festplatte der Videoüberwachungsanlage mitgenommen. Spätestens in übermorgen sollte Isis diese zurückerhalten. Die Daten würden überspielt und anschließend angesehen werden.

"Was wollten die eigentlich bei uns?", wollte Mona wissen. "Wir haben keine wertvollen Sachen im Haus."

Ihr Bargeld befand sich auf ihrem Sparbuch, wertvollen Schmuck besaß niemand von ihnen und einen Montblanc-Füller neueren Datums wollte sicherlich auch niemand haben.

"Haben wir auch nicht, aber die zwei Gestalten haben wahrscheinlich gedacht, dass Karla und ich bereits zu Hause wären. Unsere große Chemikerin hat während ihres Auftrags irgendetwas gefunden, hinter dem noch andere her sind."

"Karla findet etwas?" Schweigen herrscht am Ende der Leitung, dass Isis sich fragte, ob Mona wieder ihrer Arbeit nachging. "Das ist doch eigentlich dein Beruf. Aber wenn Karla nun auch damit anfängt, solltest du dich auf ernstzunehmende Konkurrenz einstellen."

"Witzig, sehr witzig", sagte die junge Ägyptologin amüsiert und lachte aus vollem Hals ins Handy. "Du tust gerade so, als würden wir beide ständig darauf aus sein, in ein Abenteuer zu stolpern."

"Sag nicht, dass es dir keinen Spaß macht", konterte Mona. "Ohne deine Funde würdest du in der Fachwelt bis heute keine Rolle spielen. Stattdessen hast du mit nicht einmal dreißig Jahren erreicht, dass du weltweit bekannt bist und ernst genommen wirst. Das soll dir erst einmal jemand nachmachen."

"Es ist nicht immer leicht, wenn einem der Ruf einer Schatzjägerin vorauseilt. Besonders dann, wenn ich noch nie einen gefunden habe."

"Das kommt schon. Willst du noch was oder kann ich mich wieder ungestört meiner Arbeit widmen?"

"Ich hätte eine Bitte. Das Dokument, das Karla gestern gefunden hat, könntest du es mit euren schlauen Apparaten untersuchen? Ob sich außer dem sichtbar Geschriebenem noch irgendetwas anderes darauf verbirgt?"

Erneut herrschte Schweigen am anderen Ende der Leitung. Wahrscheinlich wog ihre Freundin das Für und Wider ab. Sie konnte nicht einfach über alle Apparaturen verfügen, auch wenn Isis davon ausging.

"Weißt du eigentlich, was du von mir verlangst? Ich kann das nicht einfach machen. Wenn du mir wenigstens einen öffentlichen Auftrag deiner Uni überbringen könntest. Aber selbst das würde mich noch in Teufels Küche bringen."

Isis verdrehte die Augen und ließ ihre Freundin einfach weiterreden. Es waren bloß ein paar läppische Seiten Papier. Die würde Mona mühelos untersuchen können, ohne dass es weiter auffiel. Stattdessen malte sie den Teufel an die Wand. Wenn sie so weitermachte, würde Mona es nie zu etwas bringen, sondern ewig die kleine Physikgehilfin bleiben - ob mit oder ohne Doktortitel.

"Gut, dann eben nicht, wenn du dich so sehr fürchtest. Suche ich mir eben jemand anderen. Es ist wirklich enttäuschend, dass du nicht über deinen Schatten springen kannst. So eine große Sache ist das nicht."

Isis hatte dick aufgetragen, hoffte allerdings, dass sie mit diesem Schachzug durchkommen und Erfolg haben würde. Bisher hatte es immer noch bei Mona funktioniert, ihre Gewissenhaftigkeit zu kritisieren. Vielleicht würde es wieder funktionieren.

"Also gut." Es funktionierte! "Komm in anderthalb Stunden hierher. Dann habe ich Mittagspause und du kannst mir zu diesen Zetteln noch etwas erzählen."

Mit diesen Worten unterbrach Mona die Leitung und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.

Ein wenig ärgerte sie sich. Wieso ließ sie sich von Isis nur immer wieder zu riskanten Unternehmungen überreden? Sie wollte einfach nur ihre Ruhe haben und ihrer Arbeit nachgehen. Stattdessen ließ sie sich von ihrer Freundin wieder einmal irgendwo reinziehen. Langsam müsste sie dazugelernt haben, sich zu verweigern, wenn sie um einen Gefallen gebeten wurde. Aber nein, Isis schnippte mit dem Finger und sie sprang. Beinahe so wie einer dieser pawlowschen Hunde, die bereits zu sabbern anfingen, wenn sie die Essensglocke hörten. Gut, sie war auch ein wenig neugierig, was so Besonderes an den Zetteln sein mochte, dass dafür vor einem Wohnungseinbruch nicht zurückgeschreckt wurde.

Im Zeichen des Denkmals

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