Читать книгу Verbot, Verfolgung und Neubeginn - Helmut Reinalter - Страница 10
3. Antimasonische Schriften
ОглавлениеIm 19. und beginnenden 20. Jahrhundert ist dann eine Reihe von antimasonischen Schriften erschienen, die eigentlich Pamphlete waren. Zu erwähnen ist hier Eduard Emil Eckert, der gegen die österreichische Freimaurerei, die damals noch verboten war, polemisierte. Eckert war Rechtsanwalt und verfasste ein antimasonisches Buch, in dem er der Freimaurerei unterstellte, dass diese eine Revolution gegen Kirche und Monarchie plane und Eigentum, Stände und Innungen in Frage stelle. In der Freimaurerei sah er „das Böse“ in der Gesellschaft. Seine antimasonische Agitation begann vor allem nach der Revolution von 1848/49.15 Später folgten dann „Enthüllungen aus der geheimen Werkstätte der Freimaurer“, die durch den Abdruck von Mitgliederlisten für die Forschung wichtig geworden sind.16 In diesen Enthüllungen wurde auf das enge Verhältnis zwischen Freimaurerei und Revolution hingewiesen. Die Freimaurerei hätte liberale Anschauungen vertreten, ja sie wäre die Seele und Mutter des Liberalismus und das Judentum der Vater gewesen. Ähnlich ausgerichtet wie die „Enthüllungen“ war dann auch der Tagungsband „Die Freimaurerei Österreich-Ungarns“, der 1897 erschienen ist.17 Als Herausgeber fungierten einflussreiche katholische und konservative Persönlichkeiten. Auch darin wurde die Freimaurerei als Gegner von Kirche und Staat dargestellt. Darüber hinaus spielten auch christlichsoziale Polemiken gegen die Freimaurerei und der damit verbundene Antisemitismus eine wichtige Rolle. Hier tat sich vor allem der christlichsoziale Lokalpolitiker Franz Stauracz in Broschüren hervor: „Gottesglaube und Atheismus, diese beiden Mächte ringen um den Sieg in der Welt. Der Gottesglaube, die absolute religiöse Wahrheit, repräsentiert in der katholischen Kirche; der Atheismus in der Loge der Afterkirche.“18 Bei ihm werden Freimaurerei und Sozialismus gleichgesetzt.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden weitere antimasonische Schriften veröffentlicht. Zu nennen wäre hier vor allem Friedrich Wichtl, der in seinem weit verbreiteten Buch „Weltfreimaurerei, Weltrevolution, Weltrepublik“ die Maurerei als eine internationale Organisation bezeichnete, die sich zum Ziel setzt, den Sturz der alten Ordnung vorzunehmen und eine Weltrepublik zu errichten. Wichtl wurde in Wien geboren, studierte Jura an der Wiener Universität und vertrat als Deutschradikaler seit 1911 den Südböhmischen Wahlkreis Krumau im Reichsrat und dann von 1918–1919 in der Provisorischen Nationalversammlung. Sein Buch war eine Einführung in die Geschichte, Gradsysteme und Brauchtümer der Freimaurerei, wurde dann im zweiten Teil polemischer und nahm an Schärfe gegen die Freimaurerei zu. Er beschreibt den Weg von der Weltrevolution zur freimaurerischen Weltpolitik. Der junge Student Heinrich Himmler lobte dieses Buch, „das über alles aufklärt und uns sagt, gegen wen wir zu kämpfen haben“.19 Das Buch erschien in 10 Auflagen. 1927 erschien von Friedrich Hergeth (pseud. für Paul Heigl) ein Buch, das stärker rechtsradikal orientiert war.20 Hergeth bietet einen Überblick über soziale Zusammensetzungen der Logen in den 20er Jahren und über die Aktivitäten verschiedener Brüder. Es wird auch die Beteiligung von Freimaurern an politischen und kulturellen Vereinen dargestellt, auch im Pressewesen und in der Bankenwelt. Das Buch verstand sich als eine Art Enthüllungsschrift.21
Durch die Öffnung der Archive nach dem Ende der Monarchie konnte man bei den nun erscheinenden Arbeiten auch neues Quellenmaterial berücksichtigen. Einige neue Aktenfunde wurden von dem sozialdemokratischen Historiker Ludwig Brügel veröffentlicht.22 Über die Beziehungen zwischen Mozart, seinem Werk und der Freimaurerei sind zwei Veröffentlichungen aus der Feder von Otto Erich Deutsch und Eugen Komorzynski erschienen.23 Rudolf Cefarin schrieb eine umfangreichere Geschichte der Freimaurerei in Kärnten.24 Hier wurden vom Verfasser erstmals auch Quellen aus verschiedenen Archiven herangezogen. Sein Buch ist sehr stark biographisch aufgebaut, weil es zahlreiche Kurzbiographien von Freimaurern enthält. Großes Echo fand auch das vom Schriftsteller und Journalisten Eugen Lennhoff und dem Karlsbader Historiker Oskar Posner herausgegebene Internationale Freimaurerlexikon25, das mehrmals nachgedruckt wurde und sich als wichtiges freimaurerisches Nachschlagewerk herausgestellt hat. Es weist zahlreiche Fehler auf, ist aber ziemlich umfassend und ähnelt dem schon erwähnten „Allgemeinen Handbuch der Freimaurerei“, das bereits im 19. Jahrhundert erschienen ist. Aus der Feder von Eugen Lennhoff kam dann 1929 das Buch „Die Freimaurer“ heraus.26 Diese Darstellung war sehr populär, bot einen Gesamtüberblick über die Geschichte der Bruderkette, ohne aber neue Quellen einzuarbeiten. Sein Buch ist nicht als eine missionarische Schrift zu verstehen, sondern als verständliche Darstellung der Geschichte und des Wesens der Freimaurerei. Die Darstellung ist nicht eingeschränkt auf Österreich, sondern fasst die Weltbruderkette und die Internationalität ins Auge, weil die Freimaurerei diesbezüglich in einem engen Zusammenhang stand.27 Um 1930 erschienen dann weitere freimaurerische Publikationen, darunter auch MS-Dissertationen über die Freimaurerei im 18. Jahrhundert.28 Durch die politischen Ereignisse von 1933/34 und dann 1938 wurde dieser hier angedeutete Aufbruch beendet.