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4. Der Neubeginn der Forschung

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Nach dem Zweiten Weltkrieg war ein Neubeginn in der freimaurerischen Forschung in Österreich recht schwierig, wobei auch eine Anknüpfung an die Veröffentlichungen vor dem Zweiten Weltkrieg kaum erfolgte. Die Voraussetzungen für die Forschung waren also sehr ungünstig. Trotzdem fanden sich einige Freimaurerforscher, wie Edwin Zellweker29 und besonders Gustav Kuéss, die zu publizieren begannen. Um Kuéss bildete sich ein kleiner Kreis von Freimaurerhistorikern, der sich bemühte, die bisherigen freimaurerischen Arbeiten neu zusammenzustellen und auch freimaurerische Zeitungen zu analysieren. Dieses gesammelte Material befindet sich im „Kuéss-Nachlass“ im Archiv der Großloge von Österreich. Kuéss war ein anerkannter freimaurerischer Historiker, obwohl er Geschichte nicht studiert hatte. Er war historisch sehr interessiert und schrieb auch für die Zeitschrift der Loge „Lessing“, die er herausgab, sechs Beiträge und hielt 20 Baustücke in verschiedenen Logen.30 Darüber hinaus hat er auch viele Artikel aus der Zeitschrift der englischen Forschungsloge Ars Quatuor Coronatorum übersetzt und viele davon auch weiterbearbeitet. Gemeinsam mit dem Großmeister Bernhard Scheichelbauer schrieb er das Buch „200 Jahre Freimaurerei in Österreich“ und gab auch die Festschrift 60 Jahre Loge „Lessing“ heraus.31 Wichtig für die freimaurerische Historiographie waren vor allem seine beiden Bücher über die deutschen Historiker der Freimaurerei32 und über die Vorgeschichte der Bruderkette.33 Im Archiv der Großloge von Wien liegen 18 Kartons, die von Kuéss gesammelten Kopien aus dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv stammen. Kuéss war Verwaltungs-Oberkommissar, Magistratsbeamter der Stadt Wien und Mitbegründer des vom Freidenkerbund Österreichs abgespaltenen Kulturvereins „Freigeist- Verein für freie Weltanschauung“. Er wurde am 28. März 1936 in die Loge „Freiheit“ aufgenommen und affiliierte 1945 in die Sammelloge „Humanitas renata“. Ab 1948 war er Leiter der österreichischen Landesgruppe der Universellen Freimaurerliga und ab März 1949 Gründer und Leiter der freimaurerischen Arbeitsgemeinschaft Quatuor Coronati.34 Im Jahre 1950 wählte ihn die Bundeshauptversammlung der Großloge zum Großbibliothekar und zum Leiter des Archivs. Dieses Amt behielt er bis zu seinem Tod 1965. 1960 wurde er aufgrund seiner Verdienste zum Ehrenmitglied der Großloge von Österreich ernannt. 1961 schrieb er als Baustück eine Geschichte der Wiener Großlogen-Bibliothek und deren museale Sammlungen.35 Dazu stellte Kuéss fest: „Konnte die Bücherei der Großloge nach 1945 auf dem geretteten Grundstock weiter ausgebaut werden, waren von den musealen Sammlungen, soweit überhaupt solche vorhanden waren, nur wenige Schaustücke. … Vor 1938 hatte sich niemand gefunden, der die damals sicherlich noch reichlicher vorhandenen freimaurerischen Reliquien gesammelt und sie als wertvolle historische Zeugnisse aufbewahrt und konserviert hätte. Diesem Versäumnis abzuhelfen galt eine der Hauptsorgen des Groß-Bibliothekars und er versuchte … auch in Wien freimaurerische Sammlungen anzulegen und auszubauen.“36

Ab 1950 ist dann eine weitere Reihe guter maschingeschriebener Wiener Dissertationen erschienen, wie jene von Herwig Obrecht, Lucia Franc, Paul Hofer, Ursula Tschurtschenthaler, Gudrun Junascheck und Josef Sura.37 Von Gustav Kuéss und seinen Mitarbeitern sowie von Bernhard Scheichelbauer erschien dann 1959 das Buch „200 Jahre Freimaurerei in Österreich“.38 Dieses war kein wissenschaftliches, aber trotzdem eine verdienstvolle Zusammenfassung, allerdings mit mangelhaften Analysen. Erst ab den 1960er Jahren kamen dann wissenschaftlich fundierte freimaurerische Publikationen heraus, darunter Sammelbände, auch zahlreiche wissenschaftliche Aufsätze und weitere Dissertationen. Zu erwähnen wären hier vor allem die Autoren und Autorinnen Éva H. Balázs, Ludwig Hammermayer, Hans Wagner, J. Wojtowicz, Helmut Reinalter, Peter F. Barton und Edith Rosenstrauch-Königsberg, um hier nur die wichtigsten zu nennen.39

Verbot, Verfolgung und Neubeginn

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