Читать книгу Luftgitarrengott - Herbert Hirschler - Страница 16

Im Studio geht’s heiß her

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»Lisa, es ist zehn.« Bastian konnte es nicht glauben, als er verschlafen auf die große Studio-Uhr schaute.

»Abends oder morgens?« Lisa wollte es genau wissen.

»Wir sind gestern um vier ins Studio! Jetzt ist es zehn Uhr. Morgens!«

»Was? Gibt’s ja nicht. Darum knurrt mein Magen so.«

Sie waren gestern in den Keller gegangen und hatten alles rund um sich vergessen. Da hätte im Garten ein Raumschiff explodieren können, sie hätten es nicht mitbekommen. Lisa und Bastian hatten gemeinsam drei Demo-Songs produziert. Das heißt, Bastian hatte komponiert, arrangiert, den Text geschrieben, die Musik eingespielt, und seine Schwester sang das Ergebnis dann ein. Ihre Lead-Stimme war einfach purer Wahnsinn. Bei den Chören musste Bastian aushelfen, weil Lisa kein Teamplayer war, nicht mal beim Chorsingen. Irgendwann gegen fünf Uhr morgens ging dann einfach nichts mehr, todmüde dösten sie synchron auf ihren Studio-Drehsesseln ein und träumten vom interna­tionalen Durchbruch mit den neuen Songs.

Nach achtzehn Stunden im Studio sah selbst Lisa nicht mehr wirklich hammermäßig aus. Ihre Augen waren rot umrandet, ihre Gesichtsfarbe erinnerte an The Munsters und die Haare hingen ihr wirr ins Gesicht. Auch Bastian konnte heute eine Karriere als Märchenprinz vergessen.

Langsam kam Lisa wieder auf Touren.

»Warum hast du mir nicht früher gesagt, dass es schon so spät ist?«, schrie Bastians Schwesternmonster.

»Wie soll ich dir früher sagen, dass es jetzt schon später ist?«, versuchte er, die Stimmung zu heben. Das gelang nicht wirklich. Lisa gab wieder einmal ihrem Bruder die Schuld.

»Um zwölf muss ich bei Joe sein, wie soll ich das schaffen? Ich muss duschen, Haare waschen, mich schminken, und etwas Schlaf wäre auch nicht schlecht.«

Und Zähne putzen vielleicht auch, aber das behielt Bastian für sich. Alles in allem sollte so etwas eigentlich in zehn Minuten erledigt sein, dachte er. Bis auf den Schlaf, aber der wurde sowieso überbewertet. Lisa spielte die Diva, griff sich mit theatralischer Geste an den Kopf, stürmte zur Tür hinaus und stieß dort frontal mit Papa zusammen, der nachsehen wollte, ob seine Kids in der Kellerkammer bereits erstickt waren.

»Weg da!«, schrie die zukünftige Rock-Göttin und flitzte hektisch an ihm vorbei. Der kannte sich überhaupt nicht aus und fragte nur: »Spinnt sie schon wieder?«

Bastian klärte ihn kurz auf, und weil er schon mal da war, durfte Papa als erster Mensch außerhalb des Beli Ba-Universums die Songs hören, mit denen die beiden Berger-Kids den Durchbruch schaffen wollten – weltweit exklusiv also. Seine Meinung war Bastian sehr wichtig, denn so wahnsinnig er manches Mal auch sein konnte, Papa Berger hatte doch einen tollen Musikgeschmack und ein untrügliches Gespür für gute Lieder.

Luftgitarrengott

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