Читать книгу Luftgitarrengott - Herbert Hirschler - Страница 18
Wichtig ist das Gesamtpaket
ОглавлениеNachdem Bastian die Songs auf eine CD gebrannt hatte, kam auch Lisa wieder zurück in den Keller. Sie hatte sich rausgeputzt wie eine Edelnutte auf der Reeperbahn. Der Mini war nicht mehr als ein etwas breiterer Gürtel, einen BH tragen nur Loser, aber keine zukünftigen Rockstars, und über dem nicht wirklich dezent geschminkten Gesicht stand in unsichtbaren Buchstaben »Fick mich!«
»Lisa, was wird das denn?«, fragte Bastian erstaunt.
»Was? Passt doch! Die sollen gleich sehen, dass ich mehr zu bieten habe als nur Singen.«
»Wichtig sind doch die Songs! Wenn du so daherkommst, nehmen sie dir nie ab, dass du eine ernstzunehmende Sängerin sein willst.«
»Basti, wo lebst du denn? Wichtig ist das Gesamtpaket. Und wenn Songs und Verpackung zusammenpassen, dann können die gar nicht anders, als mich unter Vertrag zu nehmen.«
»Uns«, ergänzte Bastian.
»Ja, natürlich. Uns!«
»Na dann, good luck, sister. Und grüß mir Joe!«
»Scheiße, ich bin viel zu spät dran.«
So, jetzt musste auch Bastian Gas geben, um sich von einer übermüdeten Kellerassel in einen blendend aussehenden Partytiger zu verwandeln. Was nicht wirklich gelang, er hatte halt nicht mehr als zehn Minuten. Was soll’s, als Naturschönheit brauchte man keine elendslangen Marathonsessions im Badezimmer, das musste auch so gehen. Seine Freunde machten sich da wahrscheinlich auch keinen Kopf. Hauptsache saufen!
Bastian wusste, was heute sonst noch auf ihn zukommen würde. Sein großzügiger Teil-Financier, Tante Finni, hatte die Erwartung, dass die Kleinen wieder für sie singen. War doch klar, am zwanzigsten Börthday von ihrem Bastian. Sie war jetzt schon eine alte Tante und Bastian wusste, dass man sich so etwas nicht wünscht, trotzdem wäre es schön, dachte er, wenn Tante Finni vor Müdigkeit umkippen würde, bevor Lisa zurück vom Plattenlabel kam. Dann würde Weiße Rosen aus Athen endlich einmal ausfallen.
Bei jedem Börthday, zu Weihnachten, zu Ostern und manches Mal auch ohne Anlass mussten die Berger-Kids dieses Scheißlied singen. Tante Finni stand einfach drauf und immer noch drückte sie danach jedem der beiden ehrfürchtig zehn Mark in die Hand. Mit Tränen in den Augen. Tränen würden bestimmt auch Bastians Kumpels in den Augen haben, er wollte sich gar nicht ausmalen, welche idiotischen Kommentare er von den besoffenen Kerlen heute wieder hören würde.