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ОглавлениеFreitag, 6. Juni 2014 Kapitel 6
Kein Beweis ist ein sanftes Ruhekissen
Salomon S. Salomon hatte eine Vorladung von der Polizei bekommen. Er wurde aufgefordert an diesem Freitag um 10 Uhr vormittags bei der Polizeistelle des Ortes vorzusprechen.
Der Polizeibeamte war einer von der freundlichen Sorte. Er fragte Salomon, ob er sich vorstellen könne, weshalb er diese Vorladung bekommen habe.
Die Antwort von Salomon S. Salomon war nicht eindeutig: „Vielleicht, weil sie mir Neuigkeiten mitteilen wollen, die den Absturz des Flugzeugs mit meiner Frau betreffen?“
„Nein, ganz was anderes! – Sie waren am 30. Mai im Raume Hamburg mit einem Mietwagen Marke Volvo der Firma Hertz unterwegs. - Können sie sich noch erinnern, wo sie sich um zirka 16.30 Uhr befanden? Wo sie durchfuhren?“
Salomon blickte bedächtig zur Decke. Dann sagte er in langsam ausgesprochenen Worten: „Ich denke, dass ich zu dieser Uhrzeit auf dem Weg vom Hotel zum Flughafen Fuhlsbüttel war!“
„Ist ihnen bei dieser Fahrt etwas Aussergewöhnliches aufgefallen?“
Salomons Antwort war eine Lüge der dreisten Art: „Nicht, dass ich mich an etwas erinnern kann! – Doch ich muss zugeben, dass ich mich in einem ziemlich emotionalen Gefühlszustand befand, weil ich meine verstorbene Gattin sehr vermisste! – Ich besuchte in Hamburg einen Ärztekongress, wo ich ein Referat hielt. Wir, meine Frau und ich, machten früher alle Reisen dieser Art gemeinsam. Dies war meine erste Reise ohne sie und ich vermisste sie enorm!“
„Ich möchte ihnen mein Beileid aussprechen, Herr Salomon! Ich kann das sehr gut nachempfinden!“
Nach einer kleinen Pause fragte Salomon: „Können sie mir den Grund nennen, weshalb ich mich an diese Autofahrt erinnern sollte?“
„Eine Frau wurde von einem Autofahrer oder einer Fahrerin angefahren und der Lenker oder die Lenkerin beging Fahrerflucht. Der Fahrer kümmerte sich nicht um die verletzte Person. Er entfernte sich in strafbarer Weise, nahm in Kauf, dass man der geschädigten Person nicht die notwendige Hilfe in der kürzest möglichen Zeit angedeihen lassen konnte!“
„Wo ist das passierte?“
„In einer Strasse, die auch sie in der entsprechenden Zeit durchfahren haben! Die Strasse liegt in der Lüneburger Heide. – Deshalb die Frage: Haben sie etwas Besonderes, etwas Auffälliges gesehen?“
Salomon schien ziemlich erstaunt: „Weshalb wissen sie, dass ich auf dieser besagten Strasse durchgefahren bin?“
„Eine Kamera hat ihr Mietauto erfasst. Das Autokennzeichen ist eindeutig. Sogar sie als Fahrer sind gut erkennbar! Es wurde ermittelt, dass sie kurz zuvor beim Hotel ausgecheckt hatten und mit dem Auto weggefahren sind!»
„Und sie glauben, dass ich am Unfall beteiligt war?“
„Nein, das meinen wir nicht! Die Kamera erfasste den Tatort nicht direkt. Gemäss Rapport von Hertz haben sie das Fahrzeug in unbeschädigtem Zustand der Vermieterfirma zurückgebracht. Eine Kopie des Rückgabe-Dokuments liegt mir vor. Ich habe ausserdem vier Fotos vorliegend, die belegen, dass ihr Mietfahrzeug völlig unbeschädigt dem Vermieter zurückgegeben wurde. – Herr Salomon, ich mache hier nur meine Pflicht! Ich führe diese Befragung im Auftrag der Hamburger Polizei durch. Das ist alles!“
Salomon spürte Oberwasser und gab ihm Anlass sich dreist zu verhalten. „Ich gehe davon aus, dass ihre Hamburger Kollegen des forensischen Dienstes den Mietwagen ziemlich genau begutachtet haben». Und nach einer kurzen Pause schob er noch nach: «Offensichtlich nichts Verdächtiges gefunden! Also komme ich wohl für den Unfall und die Führerflucht nicht in Frage!»
Der Polizist räusperte sich. «Leider ist etwas Aussergewöhnliches passiert. Am Tag, nachdem sie dieses Fahrzeug benützten, verunglückte eine junge Frau mit dem Volvo tödlich, wobei das Auto totalzerstört wurde. Die Frau kollidierte auf einem unbewachten Übergang mit der Eisenbahn. Es geschah in Polen. Die Überreste des Autos sind dort unter Verschluss! Im Moment haben die Hamburger keinen Zugang dazu! Bei der Polizei in Polen hat - wie man sich vorstellen kann – ihr eigener Fall Priorität!“
Salomon war beruhigt. Die Sache schien für ihn zu laufen. „Wenn sie gestatten, verabschiede ich mich jetzt! Ich habe um 11 Uhr einen wichtigen Termin!“
„Ich bedanke mich dafür, dass sie sich Zeit für uns genommen haben, Herr Salomon!“
Salomon eilte erhobenen Hauptes aus der Polizeistation. Er war sich sicher, dass ihn diese Geschichte nicht mehr weiter aufhalten würde. Ob die angefahrene Frau tot war oder noch lebte, wusste er nicht, interessierte ihn aber auch nicht.
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