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Sonntag, 16. März 2014 Kapitel 4

Wer dient der herrscht

Xenia hatte eine Idee. Sie beschloss aus der gegebenen Situation – soweit möglich - auch einen Vorteil für sich selbst zu verschaffen. An diesem Samstag besuchte sie einen Schönheitssalon in der Stadt. Natürlich nannte sich dieses Etablissement dem heutigen allgemeinen Trend folgend anders, nämlich Beauty Care Salon Happy Women. Zum ersten Mal in ihrem Leben überhaupt gönnte sich Xenia ein persönliches Vergnügen dieser Art. Die Dame des Hauses versuchte bei ihrer neuen Kundin fürs Erste das Selbstbewusstsein zu heben. Sie betonte, dass 51 Jahre in der heutigen Zeit auch für eine Dame kein Alter darstelle. Da würde - im Gegenteil - ein noch wichtiger Teil des Lebens vor einem liegen. Und den gelte es zu geniessen, dies in seiner ganzen Fülle! Mit allen Möglichkeiten! Eine nicht mehr ganz junge Frau habe in der Regel eine viel grössere Ausstrahlung als ein junger Mensch. Mit diesem Alter habe man Persönlichkeit. Die Ausstrahlung von Selbstsicherheit könne beeindrucken – auch und gerade die Männer! In diesem Alter habe man Erfahrung, man lasse sich nicht mehr so schnell an der Nase herumführen, sich nicht mehr so rasch überrumpeln, in eine Ecke drängen. Mit einem Wort: Frau wisse was sie wolle!

Die Tönung der Haare, die neue Frisur und das Permanent-Makeup kosteten 299 Franken, worüber Xenia sehr erschrak. Dabei erwähnte die Dame des Salons ausdrücklich, dass dies ein Spezialpreis für Neukundinnen sei. Also musste Xenia annehmen, dass eine nächste Behandlung wohl eher noch teurer zu stehen kommen würde.

Xenia respektierte die Ratschläge der Lady des Etablissements. Sie war voll entschlossen diese umzusetzen. Sie sagte sich selbst: Ich bin mir das Wert. Mir steht das zu. Ab jetzt möchte ich zuerst kommen.

Als Xenia am Sonntagmorgen dem Hausherrn das Frühstück servierte und die Sonntagszeitung danebenlegte, guckte Salomon S. Salomon zweimal, ja eigentlich sogar dreimal. So hatte der Mann die Hausdame, seine Zofe, noch nie realisiert. Mit einiger Verwunderung stellte Salomon fest, dass diese Xenia eigentlich eine richtige Schönheit war. Er fragte sich, weshalb er dies noch nie je in früherer Zeit entdeckt hatte. Vielleicht würde es mit dem adretten Kleid zusammenhängen, überlegte er, welches er das erste Mal an ihr zu sehen glaubte.

Xenia ihrerseits staunte ebenfalls, nämlich darüber, dass dieser Mann, dieser Salomon S. Salomon sie offensichtlich zum ersten Mal als Persönlichkeit, als Mensch, als Frau realisiert hatte und nicht als einen Gegenstand, eine Sache, die man konsumieren konnte, eine personifizierte Dienstleistung, eine Dienstleisterin, die auch ohne weiteres und problemlos ausgewechselt werden konnte.

Noch in derselben Stunde war Xenia ihrem Gebieter in privater Weise zu Diensten. Dabei zeigte sich Salomon grosszügig wie nie je zuvor: Er legte fünfhundert Franken auf das Tischchen. Und das hatte sich die Frau auch redlich verdient. Denn der Akt hatte dieses Mal länger als die sonst üblichen fünf Minuten gedauert. Man konnte ihn in diesem Fall nicht mehr als eine Unterwerfung bezeichnen.

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Die Zofe des Herrn Salomon

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