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Nach dem Zeugnisse der Evangelien und des Apostels über die Könige also folgt, daß wir kennen lernen sollen, wer die Richter der Erde seyen, und welche wie Könige sich sollen unterweisen lassen; zumal da er die Könige nur mit dem bloßen Namen ohne Angabe eines Reiches nennt, so daß er sagt, sie seyen ihre eigenen und über sich Könige, da er hingegen von Richtern der Erde spricht. Daß aber ein Richter und ein König verschieden sey, wissen wir schon aus dem Gebrauche der weltlichen Gewohnheit, weil richten nicht ebendasselbe ist, was herrschen ist; denn das Amt eines Königes ist die Herrschaft, das eines Richters hingegen ist das Bemessen der Gerechtigkeit. Demnach muß man annehmen, daß alle Heiligen Richter der Erde seyen, deren Wandel und Glaube das Gericht der Ungläubigen und Gottlosen ist. Und dieses gibt der Herr in den Evangelien zu verstehen, indem er spricht:108 „Die Männer von Ninive nerden bei dem Gerichte aufstehen und dieses Geschlecht richten; denn sie haben auf die Predigt des Jonas Buße gethan; und sieh! hier ist ein größerer, als Jonas. Die Königin von Mittag wird im Gerichte aufstehen, und dieses Geschlecht richten; denn sie kam von den entferntesten Theilen der Erde, um Salomons Weisheit zu hören. Und sieh! hier ist ein größerer, als Salomon.“ Solche werden Richter der Erde seyn, deren Glaube und Gottesfurcht durch Vergleichung die Unbußfertigen und Gottlosen verdammt. Denn wenn die Buße der Niniviten, welche durch den Vortrag des Jonas angeregt wurde, die Belohnung der Reue erhalten hat; so muß ihre folgsame Buße die hartnäckige Unbußfertigkeit der letztern richten. Oder wird nicht die Königin des Südens, welche aus den entferntesten Theilen der Erde Salomons Weisheit suchte und hörte, den Unglauben und die Sorglosigkeit der Gegenwärtigen109 durch das Anhören aus der Fremde verdammen? da doch Christus der Urheber ein von Salomon und Jonas verschiedenes Gericht für den Ungehorsam und die Nichtanhörung aufhäufen wird. Daß aber diese die Richter der Erde seyen, lehrt der Apostel deutlich mit den Worten:110 „Wisset ihr nicht, daß die Heiligen die Welt richten werden, und daß in euch die Welt wird gerichtet werden?“ da durch das Verdienst der erlangten Seligkeit die verglichene Heiligkeit den Wandel der Gottlosen verurtheilt.

Abhandlungen über die Psalmen, Band 1

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