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3.6 Abgrenzungen

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Im Rahmen der verschiedenen Diskussionen werden wir auch mit thematisch nahestehenden, aber nicht unbedingt gleichzusetzenden Begriffen von Gender oder Genderstudien konfrontiert, die an dieser Stelle geklärt werden, und zwar Sexismus in der Sprache, Gender Mainstreaming und Queer Studien.

Zu Sexismus als Verhalten oder auch Ideologie zählen sexuelle Belästigung und alle offenen und unterschwelligen Formen der Benachteiligung und Unterdrückung, auch die Verweigerung von Gleichbehandlung. Dies kann sich sprachlich äußern, etwa durch Beleidigungen, üble Nachrede, falsche stereotype Beschreibungen, abfällige oder lächerlich machende Bemerkungen, Herabwürdigung von Leistungen, Ablenken von relevanten Aussagen, UnterbrechungenUnterbrechung, Ignorieren, sprachliches Unsichtbarmachen.

Gender Mainstreaming stellt eine offizielle Richtlinie der EU dar (Amsterdamer Vertrag, 1997). Es ist keine Theorie, nicht akademisch oder theoretisch, sondern als politisch-gesellschaftlicher Gleichstellungsansatz praktisch ausgerichtet. Es handelt sich um eine Strategie, mit der die Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen, auch als politische Vorgabe, umzusetzen ist. Es strebt umfassend und präventiv die Gleichstellung im öffentlichen KontextKontext an und betrifft alle politischen Bereiche.

Die Queer Studies als wissenschaftliche Disziplin entstanden Anfang der 90er Jahre aus den Gay und Lesbian Studies im philosophischen und literaturwissenschaftlichen KontextKontext und beschäftigten sich weniger mit dem Gender-Aspekt als vielmehr mit Sexualität. Engl. queer ‚eigenartig, seltsam‘, aber auch ‚schwul‘, vor allem geringschätzend, bezeichnet sexuelle Randgruppen und als Queer Studies auch das theoretische Konzept. Es wertet das Thema zu einem Forschungsgegenstand auf, der sich mit Brüchen zwischen sex, gender und Begehren bzw. Praxis befasst (Jagose 2005: 15).

Jeder Ansatz hat seine eigene Vorstellung davon, wie und in welchen Gewichtungen Geschlecht und Gesellschaft interagieren. Entsprechend anders gestaltet sich aus den verschiedenen Perspektiven die Möglichkeit, zu intervenieren und für Chancengleichheit zu sorgen. Dabei wird manche eher extreme und sehr umstrittene Vorstellung wie die von Butler im vorliegenden Buch nicht behandelt.

Gender entwickelt sich immer mehr zu einem interdisziplinären Forschungsgegenstand. Grundsätzlich erweist es sich als plausibel, neben den biologischen Faktoren Unterschiede in der Sozialisation zu erkennen. Verantwortliche Erwachsene müssen daher zunächst sensibilisiert sein, um zu verstehen, dass wir alle unseren Teil dazu beitragen können, Mädchen und Jungen gleichberechtigt zu fördern. Ob die BiologieBiologie dann einen großen oder kleinen Anteil zum typisch männlichen oder weiblichen Verhalten beisteuert, kann momentan nicht entschieden werden. Wie die weiteren Kapitel zeigen, gibt es durchaus angeborene Faktoren, die uns beeinflussen. Nichtsdestotrotz sind wir als vernunftbegabte, kulturell entwickelte Individuen in der Lage, uns darüber hinwegzusetzen, wenn wir denn wissen, wie und wo wir dabei ansetzen müssen.

Zunächst sollten wir erkennen, dass ganz im Sinne des Doing gender-Gedankens Geschlecht nicht einfach biologisch, binär und statisch und von Anfang gegeben ist, sondern dass es in der Gesellschaft und im Miteinander konstruiert wird. Die Erklärungen für Verhaltensweisen sowie die Erwartungen dürften nicht auf einem der beiden Endpunkte angeborenanerzogen zu finden sein. Vielmehr ist es nötig, beide Aspekte in Betracht zu ziehen. Eine einfache Unterscheidung von erworben oder angeboren gibt es nicht, dazu ist das Zusammenwirken der verschiedenen Aspekte zu komplex. Auch Stereotype beeinflussen unsere Erwartungen, diese wiederum das Verhalten und die Wahrnehmung des Verhaltens.

Auch wenn die genetischen Anlagen viele unserer Reaktionen steuern, ist jederzeit ein Eingreifen möglich. Viele kleine Schritte im privaten und öffentlichen Alltag können mithelfen, für mehr Chancengleichheit zu sorgen, und jede/r kann dazu beitragen.

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