Читать книгу Gender - Sprache - Stereotype - Hilke Elsen - Страница 27
3.7 Zusammenfassung
ОглавлениеDie Forschung zu Sprache und Geschlecht hob zunächst den Dominanzaspekt hervor, dann den der Differenz, um danach sozial-performative Faktoren, Variabilität und ständiges Neukonstruieren von Gender zu betonen und auch die verschiedenen Möglichkeiten von Diversität zu beachten.
Die frühe feministische Sprachwissenschaft konzentrierte sich noch auf einzelne Beobachtungen von Sprechen über und von Frauen. Die männliche Sprache galt als Norm, von der Frauen abwichen und dadurch Nachteile hatten. Dieser Zusammenhang zwischen sprachlichen und gesellschaftlichen AsymmetrienAsymmetrie bildete den Ausgangspunkt für die Feministische LinguistikFeministische Linguistik und für die sich daraus entwickelnde kritische Haltung mit dem Ziel, Gleichbehandlung zu erreichen. In der Folge wurde die Sprache der Frauen und Männer mehr und mehr als stilistisch zwar unterschiedlich, aber als gleichwertig aufgefasst.
Zum Ende der 90er Jahre hin löst der Begriff der Genderstudien den der Feministischen Linguistik langsam ab. Das Geschlecht gilt nicht mehr als gegeben, sondern als Konstruktion, als sozial bedingtes Handeln. Es ist damit breiter, variabel und abhängig auch von anderen Faktoren wie EthnieEthnie, sozialer Schicht und ReligionReligion. Die Genderstudien arbeiten interdisziplinär. Die politisch-kritische Perspektive jedoch bleibt. Das Genderkonzept gibt zunächst die (für einige) gewaltsame Zweiteilung auf, will dann aber auch die AsymmetrienAsymmetrie anprangern, die damit zum Nachteil aller, die nicht zur Kategorie des „richtigen“ (weißen Mittelschicht-) Mannes zählen, verbunden sind.
Mit Gender als sozial konstruierter Größe, mit Diskriminierung und Macht beschäftigen sich viele andere Disziplinen, so dass die feministischFeminismus-linguistische Sicht innerhalb der Genderstudien nur noch eine von vielen ist. Sie nähern sich aufgrund der Breite der Themenfelder stark den Kulturwissenschaften an. Die verschiedenen Erklärungsansätze setzen außerdem unterschiedliche Schwerpunkte: von erlernt und erworben bis hin zur völligen Negation angeborener Aspekte im philosophischen Rahmen. Es ist aber fraglich, inwiefern die biologischen Unterschiede in der Praxis völlig ausgeblendet werden sollten/können. Außerdem scheint es auch evolutionsbedingte unterschiedliche Tendenzen im Verhalten zu geben, aber sie sind den Auswirkungen durch kulturellen Fortschritt untergeordnet. Wir sollten sie kennen, um besser damit umgehen zu können, nicht, um die Errungenschaften jahrzehntelanger Arbeit um Gleichberechtigung und Chancengleichheit zu bagatellisieren oder uns aus unserer Verantwortung, diese umzusetzen, herauszureden. Dies kann nicht oft genug betont werden.