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5.5 Strategien des Widerstands

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Die Forderungen, durch sprachliche Änderungen mehr Gleichheit zwischen den Geschlechtern zu erzielen, stießen und stoßen immer noch auf erstaunliche Widerstände (Kap. 2.4). Hellinger (1990: 133ff.) stellte sechs Strategien zusammen: leugnen, beschwichtigen, ignorieren, warnen, herabsetzen und lächerlich machen. Es wird geleugnet, dass Sprache und Gesellschaft zusammenhängen und dass Maskulina Frauen ausschließen. Die Interrelation wird als trivial gesehen, ein möglicher Sexismus durch Maskulina sei nicht so gemeint. Die Thematisierung des Problems und die Alternativvorschläge werden ignoriert. Vor den Alternativen wird gewarnt, da sie umständlich oder unschön seien und die Redefreiheit bedrohten. Schließlich werden die Vertreter/innen gendergerechter Sprache bzw. ihre Arbeiten als unwissenschaftlich kritisiert oder auch lächerlich gemacht. Diese Vorgehensweisen sind nach wie vor aktuell trotz beinahe 40 Jahre dauernder Versuche, auf einer sachlichen Ebene zu bleiben und Argumente durch Forschungsergebnisse zu untermauern. Nach wie vor wird behauptet, generische Maskulina seien geschlechtsneutralgeschlechtsneutral und GenusGenus und Sexusbiologisches Geschlecht, Sexus seien stets zu trennen. Einige meinen, kognitiveKognition, kognitiv Effekte seien zwar möglich, aber nicht wichtig, ein aktives Bemühen um gendergerechte Sprache sei daher unnötig oder gar unzumutbar. Noch weiter gehen polemische oder gar aggressive Kritik oder Spott (Mensch*_Innen). Hierzu sei auf die vielen Kommentare zu ernst gemeinten wissenschaftlichen Veröffentlichungen verwiesen, vorzugsweise im Internet, wo im Schutz der Anonymität mit emotionalen und oft auch beleidigenden Bewertungen wie Schwachsinn, Quatsch, Gender-Gaga, Sprachverstümmelung, Sprachklempnerinnen, totalitärer Irrsinn, unsinnig, abstrus, manipulativ nicht gespart wird, ohne gleichzeitig die Argumente und die Diskussion zur Kenntnis zu nehmen. Selbst in seriösen ZeitschriftenZeitschrift und ZeitungenZeitung sind immer wieder aggressive und unwissenschaftliche Kommentare zu lesen. Auch aktuell gibt es noch Diskussionen zwischen wissenschaftlichen und polemischen Gruppen, die immer wieder die längst entkräfteten Argumente bemühen. So will der Band von Meinunger/Baumann (2017) in einem gut gemeinten Versuch einen sachlichen und aktuellen Beitrag zur Debatte zusammenstellen, wiederholt aber alte, längst widerlegte Argumente oder Fehler und ist auch stilistisch keineswegs immer sachlich-neutral. Es ist die Rede von Ungeheuerlichkeiten, von Unsinnin, die es auf die Gipfelin treibt, von Genderei. Die Reihenfolge Bürgerinnen und Bürger wird als verkehrt herum bezeichnet, die Sapir-Whorf-HypotheseRelativität, sprachliche, Relativismus, Sapir-Whorf-Hypothese als sprachdeterminierend charakterisiert und nicht ernst genommen. Das generische Maskulinum sei Schicksal, reiche vollkommen aus und richte sich an alle Menschen. Gendergerechte Sprache sei ermüdend, unmöglich zu lesen.

Als weiteres Beispiel sei Josef Bayer in der NZZ genannt mit Formulierungen wie „[u]nd da kommen jetzt auf einmal missionarisch getriebene Sprachklempnerinnen daher“1. Die Debatte ist mittlerweile von konservativen, rechts ausgerichteten Seiten auch politisch instrumentalisiert worden.

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