Читать книгу Gender - Sprache - Stereotype - Hilke Elsen - Страница 36
5.2 Markierung
ОглавлениеSprachen kennzeichnen das Geschlecht auf unterschiedliche Weise. Bußmann/Hellinger (2003) und Hellinger/Pauwels (2007) beispielsweise unterscheiden zwischen erstens dem grammatischen Geschlecht, morphosyntaktischen Eigenschaften von Nomen, zweitens dem lexikalischen, also den semantischenSemantik, -isch Eigenschaften von Nomen für belebte Referent/innen, und drittens dem sozialen Geschlecht, das über Stereotype wirkt und sich indirekt zeigt (z.B. Pronomina)Pronomen.
Das Deutsche teilt auf der Ebene des Sprachsystems die Substantive in die drei Gruppen Maskulinum, Femininum und Neutrum. Genus istGenus eine rein grammatische Kategorie und hat zunächst nichts zu tun mit Sexusbiologisches Geschlecht, Sexus, dem natürlichen Geschlecht. Das grammatische Geschlecht hat also keine außersprachliche Entsprechung und ist nicht motiviert. Es gehört zu jedem Nomen dazu, wird aber meist nicht markiert, indem es eine eigene Endung erhält. Wir wissen, dass Tisch Maskulinum, Sofa Neutrum und Lampe Femininum ist. Zweit- und Fremdsprachler/innen müssen dies mit jedem Nomen lernen. Abhängige Wörter wie Artikel, PronominaPronomen und Adjektive haben mit dem Bezugsnomen grammatisch übereinzustimmen (bezogen auf Genus, Kasus, Numerus) und werden entsprechend flektiert. Dann wird Genus sichtbar, vgl. ein schöner Tisch, er gefällt mir!, ein weiches Sofa, es gefällt mir!, eine süße Lampe, sie gefällt mir! Viele Ableitungen bestimmen ebenfalls Genus, vgl. der Leser – die Leserschaft, die Luft – das Lüftchen, die Witwe – der Witwer, der Arzt – die Ärztin. Da es sich um formale Eigenschaften von Wörtern und Morphemen handelt, richten sie sich nach grammatischen Regeln. Das Deutsche unterscheidet Genus nur bei der dritten Person Singular, anders z.B. das Französische elles/ils, ‚sie‘ (f. pl.)/‚sie‘ (m. pl.) oder das Arabische, vgl. anti/anta ‚du‘ (f.)/‚du‘ (m.), antunna/antum ‚ihr‘ (f.)/‚ihr‘ (m.). Im Deutschen sind du und ihr daher geschlechtsindifferent, das Geschlecht spielt keine Rolle.
GenusGenus entspricht heute in einigen Wortschatzbereichen tatsächlich dem Sexusbiologisches Geschlecht, Sexus, dem natürlichen Geschlecht, z.B. bei Personen wie Hexe, Tante, Frau oder Zauberer, Opa, Vater und bei vielen TierenTier, vgl. Erpel, Bulle, Färse, Henne. Aber es gibt auch Ausnahmen, vgl. Vamp, Mädchen, Weib, Memme oder Tunte. Hier stehen Genus und Sexus zueinander im Widerspruch. In der Regel ist das Genus fest. Ein Nomen, das über Konversion entsteht, kann jedoch maskulin oder feminin sein, vgl. tot, der/die Tote, angestellt, die/der Angestellte (DifferenzialgenusDifferenzialgenus).