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Griechen und Perser

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Das kurze Vorwort, das Herodot seiner Darstellung der Perserkriege vorausgeschickt hat, ist bemerkenswert. »Taten, groß und des Staunens wert, vollbracht von Griechen wie von Barbaren«, heißt es dort. Von Griechen und Barbaren? Also waren auch Barbaren in der Lage, Großes und Bedeutendes zu leisten? Früher hatte kein Grieche daran Zweifel gehegt. Erst in dem Maße, wie die Griechen sich ihrer Qualitäten bewusst wurden, distanzierten sie sich von der Außenwelt, spielten sich, einst gelehrige Schüler, nun als deren Lehrmeister auf. Gutes kann nur von Griechen kommen, lautete die Devise der klassischen Zeit.

Eine politische Dimension erhielt das Barbarenbild in den Kriegen gegen die Perser. Diese regierten damals ein Weltreich, das sich vom Mittelmeer bis nach Indien erstreckte. Gründer war im 6. Jahrhundert v. Chr. der legendäre König Kyros gewesen. Kyros? Das hört sich nicht sehr persisch an. Und tatsächlich hieß Kyros auch nicht Kyros, sondern Kurusch. Die Kriege gegen die Griechen fanden statt, als Darajavausch und Chschajarscha auf dem Thron der Herrscherdynastie der Achämeniden saßen. Wir kennen sie besser unter den Namen Dareios und Xerxes. Eine ihrer Residenzstädte hieß Persepolis – Griechischer kann ein Name nicht sein: die »Perserstadt«. Der richtige iranische Name lautet Parsa. Die Griechen, und auch der so weltläufige Herodot, pflegten fremde Namen – seien es Personen, seien es Orte – konsequent zu gräzisieren. Das hatte zum einen phonetische Gründe. Die fremden Namen klangen in den feinen Ohren der Griechen zu exotisch. Zum anderen aber stand dahinter auch das griechische Überlegenheitsgefühl. Jemanden bei seinem richtigen Namen zu nennen, bedeutet, ihn anzuerkennen und zu respektieren. Den Namen in die eigene Sprache zu transkribieren, heißt, auch die Person, die diesen Namen trägt, zu vereinnahmen.

Die Kriege der Griechen gegen die Perser dauerten mit Unterbrechungen von 500 bis 479 v. Chr. Verbunden sind sie mit den von den Griechen gebührend gefeierten Schlachten von Marathon (490 v. Chr.), Salamis (480 v. Chr.) und Plataiai (479 v. Chr.). Viele griechische Stadtstaaten waren an der Abwehr der persischen Militäraktionen beteiligt. Doch verstanden es speziell die Athener, sich als diejenigen in Szene zu setzen, die den meisten Anteil am Sieg hatten, weil es ihre Flotte gewesen sei, die den Vormarsch der Perser letztendlich gestoppt habe. Gleich nach dem Abzug der Perser gründeten sie den Attischen Seebund, dessen Zweck darin bestand, sich vor weiteren Angriffen der Perser zu schützen. Die Partner Athens zahlten Geld oder stellten Schiffe – und wollten natürlich wissen, warum sie das tun mussten. Weil, so die Antwort der Athener, die Perser eine nach Expansion strebende Macht seien; weil sie den Westen vor dem Osten schützen müssten; weil die Perser von hybriden, blasphemischen, dekadenten Despoten regiert würden.

Der Perserkönig lässt das Meer auspeitschen

Als die persische Armee 480 v. Chr. auf dem Weg nach Griechenland die Dardanellen (von den Griechen Hellespont genannt) überqueren wollte, wurde die Schiffsbrücke von einem Sturm zerstört.

»Als Xerxes das erfuhr, war er empört und befahl, den Hellespont mit 300 Hieben auszupeitschen und ein paar Fesseln ins Meer zu senken … Er gab den Auftrag, beim Geißeln die barbarischen Lästerworte zu sprechen: ›Du bitteres Wasser, dein Herr legt dir diese Strafe auf, da du ihn beleidigt hast, ohne Böses von ihm erlitten zu haben. Und der König Xerxes wird doch über dich hinweggehen, ob du nun willst oder nicht.‹ … Das Meer also befahl er damit zu züchtigen. Denen aber, die das Überbrücken des Hellespont zu leiten hatten, ließ er den Kopf abhauen.«

Herodot 7,35

Das griechische Perserbild war natürlich mehr Propaganda als Realität, doch geeignet, den Führungsanspruch Athens als Garant für Sicherheit vor den Persern zu untermauern. Wir gegen die Barbaren, Freiheit gegen Despotie, lautete die nun politisch korrekte, antithetische Devise. Die persischen Barbaren sind gefährlich, zu dekadent, wir haben die Verpflichtung, gegen sie unsere Freiheit zu verteidigen. Ab jetzt hatten die Perser keine Chance mehr, unvoreingenommen betrachtet zu werden. Sie kamen in eine Ablage mit der Aufschrift »dekadente, versklavte Barbaren«. Der Barbarenbegriff hatte damit eine neue Dimension erreicht. Bis dahin galt er als Synonym für Andersartigkeit, in sprachlicher, aber auch in kultureller Hinsicht. Durch die Kriege der Griechen gegen die Perser und vor allem den Umgang der Griechen mit den Kriegen gegen die Perser wurde der Barbar politisiert.

Fremde und Fremdsein in der Antike

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