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Andromeda – Die Fremde aus Äthiopien

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Nicht jede Frau aus der Antike bringt es zu einem eigenen Sternbild. Andromeda hat es geschafft. So erstrahlt sie am nächtlichen Himmel in dauerhaftem Glanz. Die mythische Namensgeberin war eine aus Äthiopien stammende Afrikanerin. Die Geschichte, die die Griechen mit Andromeda verbanden, steht auf der Liste der fantasievollsten Mythen ganz weit oben. Wie Medea war sie eine Frau aus den höchsten Kreisen. Ihr Vater Kepheus war der König der Äthiopier. Den Stein ins Rollen brachte die Königin, Andromedas Mutter Kassiopeia, die wie die Tochter heute den Sternenhimmel ziert. Indem sie behauptete, schöner zu sein als die Nereiden, die bezaubernden Töchter des Meeresgottes Nereus, reizte sie den obersten Meeres- und Erdbebengott Poseidon. Zur Strafe schickt er den Äthiopiern Hochwasser und ein außerordentlich störendes Seeungeheuer. Auf Weisung eines Orakels lässt der König seine Tochter an einen Felsen binden, in der Hoffnung, mit diesem Opfer den zürnenden Gott zu besänftigen. Zum Glück kommt der berühmte griechische Held Perseus vorbei, auf dem Rückweg von einem anderen, gerade erfolgreich bestandenen Abenteuer. Er verspricht Hilfe, wenn Andromeda ihm ihrerseits verspricht, mit ihm zu ziehen – spätere Heirat nicht ausgeschlossen. Andromeda stimmt zu, der Held besiegt das Ungeheuer. Gestört wird das Glück durch Andromedas Onkel, der seinerseits Begehrlichkeiten in Richtung seiner Nichte entwickelt. Doch Perseus verwandelt den lästigen Rivalen mithilfe des Hauptes der Medusa in Stein. Danach lebten sie in Glück und Frieden mit vielen Kindern. Als sie starben, wurden Andromeda und Perseus zu den Sternen versetzt, zusammen mit ihren Eltern.

Auch dieser Mythos spielt an einem Ende der Welt. Medea kommt aus dem Norden, Andromeda aus dem Süden. Medea ist für die Griechen eine Fremde, Andromeda nicht. Der Mythos thematisiert ihr Fremdsein jedenfalls nicht. Sie hat auch keine dunkle Hautfarbe. Vasenbilder aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. zeigen sie zwar in nichtgriechischer, »barbarischer« Tracht, aber im Gegensatz zu ihren dunkelhäutigen Begleitern ist sie eine Weiße. Der Mythos hat sie griechisch eingemeindet durch die enge Anbindung an den großen Helden Perseus. Ihre Heimat Äthiopien ist nur eine geografische Chiffre, markiert aber keinen kulturellen oder zivilisatorischen Unterschied.

Fremde und Fremdsein in der Antike

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