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Tod in der Fremde

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Nicht in der Heimat, sondern in der Fremde zu sterben und dort, in fremder Erde, bestattet zu werden, war für viele antike Menschen eine schlimme Vorstellung. Tod in der Fremde bedeutete in der Regel und fast zwangsläufig, in der Fremde bestattet zu werden. Überführungen in die Heimat waren kostspielig und daher nicht üblich. Nach dem Tod in der Fremde war das Klagen groß (Stroszeck 2002/2003):

»Fern der Heimat starb ich im berühmten Athen.

Bei allen Verwandten ließ ich Sehnsucht zurück.«

So lautet die Inschrift auf dem Grab einer Frau namens Herseis, die um 400 v. Chr. in Athen verstorben war. Der bekannte Dichter Leonidas aus Tarent, der im 4. und 3. Jahrhundert v. Chr. lebte und wirkte, schreibt in einem Epigramm:

»Fern von Italien lieg ich und fern von der Erde der Heimat von Tarent – das ist mir bitterer als noch der Tod.«

Um 265 v. Chr. stirbt der Schauspieler Aristion. Er wird in Athen bestattet. Sein Grab ziert, neben der Darstellung einer Theatermaske, der folgende Text:

»Ich liege hier, mein Vater ist Aristaios aus Troizen

Mit 40 Jahren habe ich meines Lebens Strecke beendet und bin,

als dritter geboren, als erster gestorben.

Mir haben das Grabmal gesetzt Schwester und Bruder

im fremden Festland, und ich war ohne Nachkommen.

Mein Name aber war: Aristion. Ich übte die Kunst der Komödie aus.«

Nicht jeder, der in der Fremde starb, bekam auf dem Grabstein so schöne, eindrucksvolle Abschiedsworte. In allen drei angeführten Fällen waren Lyriker am Werk, die entweder im Auftrag der Familie arbeiteten oder die sich als Verfasser von Musternekrologen betätigten. Gemeinsam ist diesem speziellen Genre des Epigramms der Umstand, dass der Verstorbene oder die Verstorbene selbst spricht und sich auf diese Weise an die Öffentlichkeit wendet. Die Grundstimmung ist Trauer – Trauer wegen des Todes, mehr aber noch Trauer darüber, in fremder Erde liegen zu müssen, und nicht in Tarent im Süden Italiens oder in Troizen, einer griechischen Stadt in der Argolis. Diese Trauer hatte noch einen besonderen Grund: Die Familien der Verstorbenen hatten keine Gelegenheit, sich regelmäßig um die Grabstätte zu kümmern, sie zu pflegen, der Toten zu gedenken. Wie wichtig dieser Aspekt in der griechischen Gesellschaft war, zeigt der Umstand, dass in Athen nur diejenigen ein öffentliches Amt antreten durften, die zuvor den Nachweis erbracht hatten, dass sie über ein Familiengrab verfügten.

Fremde und Fremdsein in der Antike

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