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Kapitel 17
ОглавлениеDienstag 16.3 Boot 7. pm
Jeff weckte Bobby und zupfte an dessen verschwitzten
T–Shirt. >Hey Freund, ich hoffe Du hattest schöne Träume?< Jeff wischte sich den Schlaf aus den Augen. >Oh Gott, Melinda kam darin vor. Wäre jetzt lieber in einer Garage als hier in dem Wrack.<
Sie kauten etwas Trockenobst und spuckten den Kern aus. >Jeff bist Du soweit?< fragte Bobby.
>Sollen wir es nochmals gemeinsam durchlesen? Lass es mich dieses mal lesen und höre Du zu, wir dürfen keinen Fehler machen<>Du hast recht, also fang an!<
Bobby begann langsam und unterbrach manchmal um einen Schluck aus der Cola Dose zu nehmen. Jeff hörte mit geschlossenen Augen aufmerksam zu. Alles war perfekt formuliert und nichts hatten sie übersehen.
Er nahm Bobby das Schriftstück aus der Hand und nickte zur Bestätigung.
>Hast Du die Verbindung schon eingestellt?< Jeff rückte ans Pult und drehte die grüne Zahl auf die langwellige Frequenz. Gespannt warteten sie auf eine Reaktion ihres Gesprächspartners.
Es vergingen nur Sekunden und sie hatten Kontakt.
>Hallo, hier ist die Eisenhower - Funkoffizier Harald Miller.... Jeff oder Bob hören sie mich?< Sie schauten sich an und Bob nickte zufrieden.
>Ja, hier spricht Jeff, wir hören sie klar.
Bitte um Bestätigung, dass sie mich auch klar verstehen<
>Positiv, ich verstehe sie deutlich, die Frequenz ist gut. Wie geht es Euch, wir hatten keinen Kontakt mehr, doch macht Ihr genügend Geräusche, die wir bis hierher hören<
>Wie kommt die Rettung voran?< fragte Jeff abweichend
von seinem Konzept. Er wollte nur noch einmal die Lüge hören, um ihr Vorhaben endgültig zu beginnen.
>Warten sie ein paar Minuten, der Kapitän ist unterwegs< >>Soll doch Morris ihnen die Märchen erzählen<< - dachte er.
Der zweite Offizier rief den Kapitän und Morris eilte die Treppe zum Funkraum hinunter.
>Sitzenbleiben< befahl er kurz und ergriff gleich den Hörer.>Hallo Bob oder mit wem von euch beiden habe ich die Ehre? begann er. >Hallo Kapitän, hier spricht Jeff.
Wie kommt die Bergung voran?< Wiederholte Jeff seine Frage.
Morris spürte die Blicke der Anwesenden auf ihn gerichtet und gab durch ein Handzeichen die Order, den Raum zu verlassen.
Mit der Antwort wartete er bis alle weg waren.>Nun ja, wir kommen langsam voran und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren<, Bob ballte die Faust und Jeff antwortete zornig >Kapitän Ihnen ist wohl unsere berufliche Qualifikation und die technischen Möglichkei-ten hier an Bord nicht bekannt.
>Bitte sparen sie sich weitere Lügen. Wir konnten ihren Funkverkehr durch den Peilsender mithören und kennen unsere aussichtslose Situation, und nun haben wir ihnen folgendes mitzuteilen:<
Jeff wartete etwa zwanzig Sekunden bis er fortfuhr.
Sie blickten sich an und warteten auf Antwort.
Das Entsetzen im Gesicht des Kommandeurs konnten sie sich vorstellen. >Was haben Sie mitzuteilen?< fragte der Kapitän fast resignierend. >Wir möchten, dass auch der sowjetische Kommandeur bestätigt, dass er uns hören kann.<
>Hallo Bob, habe ich richtig verstanden die Sowjets hören mit ?<>Positiv Kapitän, wir haben nicht nur Ihnen etwas mitzuteilen.<
Noch nicht ausgesprochen krächzte der sowjetische Offizier in gerade noch verständlichem Englisch durchs Mikrofon, dass auch er Empfang hätte. >Hier spricht Kommandant Sochorow was haben sie uns zu sagen?<
>Kommandant ich hoffe sie haben einen guten Dolmetscher an Bord?< >Beginnen sie<
Jeff nahm das Script und begann Emotionslos und sachlich zu lesen.
>Hier spricht Jeff, neben mir sitzt Bob Hobath, wir befinden uns in einer Tiefe von etwa 450 Fuß und sind die einzigen Überlebenden des letzten Tauchgangs der USS Florida...<
>Jeff wir können nicht dulden….< funkte Morris dazwischen. >Kapitän und ich werde nicht dulden dass sie mich noch einmal unterbrechen. Haben sie mich verstanden?< Schrie Jeff ins Mikrofon. Die Gesichtsfarbe des Kommandeurs wechselte in ein dunkles Rot. Noch nie musste er auf seinem Schiff Befehle entgegennehmen, geschweige denn, angeschrien zu werden.
Und Sochorow grinste nach erfolgter Übersetzung.
Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr Jeff fort.
>Wir sind uns im Klaren darüber, dass wir uns in verbotenen Gewässern befinden und durch Abhören der Funkkommunikation zwischen Ihnen beiden informiert, dass unsere Rettung weder erwünscht noch möglich ist. Wir sind Geheimnisträger des aktuell entwickelten Waffensystems SDI....<
Er las langsam und fragte zwischendurch, ob die Ver-ständigung gut sei.
Zurück kam nur eine beidseitige kurze Bestätigung.
Während Morris die Vorlesung immer sorgenvoller verfolgte, entspannte sich mit jedem Wort der Offenbarung der Gesichtsausdruck Sochorow`s.
>…Auf der Florida befinden sich einsatzbereite Nuklearra- keten verschiedenster Zerstörungskraft, die in der Lage sind, einen Kontinent auszulöschen.<
Die Anspannung beider Offiziere steigerte sich nun mit jedem Wort.
>Vor etwa vierzig Jahren ging ein Weltkrieg zu Ende, der nahezu fünfzig Millionen Menschen den Tod brachte.
Diese armen Seelen starben noch den normalen hässlichen Soldatentod. Sie wurden durch Schüsse oder Granaten in Teile zerfetzt, doch man konnte sie zumindest würdig beerdigen.
Offensichtlich haben die Befehlsgeber der beiden Großmächte daraus nichts gelernt, vielmehr zündeln sie weiter am Weltfrieden. Ideologisch oder wirtschaftlich begründet entfachen sie an allen Ecken der Erde Kriegsherde.<
Während des Lesens blickte er immer wieder zu Jeff, der zustimmend nickte.
>Haben sie noch die Bilder von Hiroshima und Nagasaki vor Augen? Nur noch in Stein gebrannte Schatten erinnern von menschlichem Leben.
Sie sind mit diesen Waffen in der Lage, ebenso viele Menschenleben in Sekunden auszulöschen, wie der letzte Weltkrieg in acht Jahren gefordert hat, und der Einsatz dieser Waffen wird bei einer militärischen Auseinander-setzung immer wahrscheinlicher.
Ihren angeblichen Abrüstungswillen zeigten sie zwar bei verschiedenen Abkommen, doch keiner davon wurde jemals in die Tat umgesetzt.
Dies wollen wir nun in den wenigen uns verbleibenden Tagen erreichen.<
Die Zuhörer beider Seiten blickten wortlos ins Leere und
warteten angespannt auf die Fortsetzung.
Bob machte eine kurze Pause. Jeff nickte und hob seinen Daumen zur Bestätigung.
>Meine Herren, vor unserem bevorstehenden Tod wollen wir Vergeltung üben an ihrem Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Vergeltung üben am Tod unserer Väter in Europa, unserer Brüder und Freunde in Indochina und Vietnam . Vergeltung üben am unsäglichen Leid das Sie der Zivilbevölkerung antaten.
Unsere einsatzfähige Bewaffnung an Bord, unsere Qualifikation und die beiden neben uns liegenden Schlüssel - geben uns die Möglichkeit dazu.<
Die Reaktion beider Kommandanten war nahezu gleich. Der Mund halb geöffnet glaubte Morris nicht, was er da hörte.
Sochorow legte seine Handflächen vor die Augen, als ihm sein Dolmetscher mit entsetztem Blick die Übersetzung vorlas. Bob machte wieder eine kurze Pause, um die Worte auf die Zuhörer wirken zu lassen.
Konzentriert las er weiter >jedoch anders als Sie, achten wir darauf, keine Menschen zu gefährden, sondern wollen Ihnen und der Welt vor Augen führen, welche Wirkung ein Einsatz dieser Waffen hat, sollten sie die Bilder der beiden Japanischen Städte vergessen haben.
Die Neuprogrammierung auf die ausgesuchten Ziele haben wir bereits vorgenommen< log Jeff und Bob staunte über den nicht vorgesehenen Zusatz.
>Wir geben Ihnen die Möglichkeit, Menschen, deren Güter und historisch wertvolle Gegenstände in Sicherheit zu bringen.<
>Unter denen an Bord liegenden Nuklearraketen befinden sich eine Trident mit drei Sprengköpfen die nur begrenzten, aber alles vernichtenden Schaden anrichten. Wo die Einschlagorte sein werden, erfahren sie rechtzeitig um mit der Evakuierung beginnen zu können.< Wieder eine kurze Verschnaufpause für die ungläubigen Zuhörer.
>Wir wollen ihnen jedoch noch eine Chance geben, die an folgende Bedingungen geknüpft ist:
Kommandeur Sochorow, Kommandeur Morris hören sie noch? Ist die Verständigung gut?< Fragte Bob >ich höre nichts mehr von Ihnen ?< >Jeff wir hören zu, nennen sie uns die Bedingungen<
Sochorow meldete sich mit ähnlichen Worten.
>Nein Kapitän, diese Bedingungen möchten wir einer Vertrauensperson mitteilen die sie auf ihr Schiff holen werden, wir möchten dass Walter Cronkite hier erscheint und unsere Forderung in die Welt verbreitet.
Die Weltbevölkerung soll informiert werden und Druck auf ihre Staatsoberhäupter ausüben.
Und Mr. Cronkite wird dazu sein Statement abgeben.
Wir geben Ihnen 30 Stunden Zeit, ihn hierher zu bringen.
Sollten wir den Versuch einer Verzögerung bemerken, werden wir Ihnen die Ziele benennen, die sie dann innerhalb zehn Tagen zu evakuieren haben.
Machen sie sich an die Arbeit, die erste Stunde läuft bereits.< >Jeff wir haben verstanden und leiten Ihre Botschaft sofort nach Washington weiter....<
Morris öffnete die Türe und ließ die Wartenden wieder an ihren Arbeitsplatz. Und Sochorow ließ sich zum Kreml durchstellen.
Bob und Jeff wussten, dass beide Parteien in den eigenen Reihen gegen Windmühlen zu kämpfen hatten, denn das über Jahrzehnte gewachsene Feindbild abzulegen, bedurfte große Überwindung und eine gehörige Portion Toleranz.
Umso wichtiger war es deren Schmerzgrenze zu erkennen um die Gespräche in Gang zu bringen.
Täglich überprüften sie ihre Lebenserhaltungs- Systeme. Die Sauerstoff Sättigung in der Kabine lag konstant bei 28 %. Sie errechneten, dass ihr Ende noch 52 Tage entfernt ist.
Würden sie es nur lethargisch erleben oder würden sie bei vollem Verstand ihren letzten Atemzug tun?
Immer wieder überlegten sie, ob sie etwas übersehen hätten und ihr Vorhaben daran scheitern könnte. Ihre Gegner auf beiden Seiten sind ausgebuffte Politiker und trainiert in der Bewältigung schwierigster Situationen.
Und wenn Diplomatie oder Drohung nicht greifen, wird das Problem eben mit Waffen gelöst.
Diese Nacht konnten sie nicht schlafen, denn von nun an gab es kein Zurück mehr und Ihre vermutlich letzte schwere gemeinsame Aufgabe stand bevor.
Die Kommunikation zwischen den beiden reduzierte sich auf das Notwendigste und beide quälten dieselben Gedanken.
Ihre Wünsche, die Frau oder Familienangehörige noch einmal zu sehen, traten zunehmend in den Hintergrund.
Primäres Ziel war der Erfolg dieser Aktion.