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Kapitel 18
ОглавлениеDienstag 16.3 Washington DC 7 pm
Reagan stand hinter seinem Schreibtisch und blickte durch die mittlere Fenstertüre auf Nancy`s Rosengarten. Die Blumen blühten bereits zart und das Grünen der Bäume war nicht mehr aufzuhalten.
An den Baumstämmen spielten Eichhörnchen Fangen und der First Gardener der USA saß auf seinem Rasenmäher und drehte seine letzten Runden.
Verfolgt von Rex, der ihm nun schon das fünfzehnte Mal das geworfene Stück eines abgefallenen Astes zurück-brachte. Es dämmerte bereits und das Abendrot kündigte einen sonnigen nächsten Tag an.
Die Einrichtung im Oval Office war von Nancy farblich perfekt abgestimmt.
Der Teppich in goldgelb, dezent mit Sternen durchsetzt, die Wände in edlem goldenen Streifendesign tapeziert, dazu passend bordeauxfarbene Vorhänge an den drei nahezu Raum hohen Fenstern und daneben überragten patriotisch zwei US-Flaggen den Präsidenten um nahezu einen Meter.
Vor zwei Stunden bekam er das Band, das er nun schon zum dritten Male zurückspulte.
Mit Beginn der DEFCON 2 Order durfte keines der Kabinett-Mitglieder Washington verlassen, sondern
mussten innerhalb zwei Stunden anwesend sein, wenn Reagan rief. Nun warteten sie im Cabinet Room und eine Praktikantin bat die Herren ins Oval Office.
Unter ihnen der neu ernannte Sicherheitsberater Robert Mc. Farland. Er bereitet sich derzeit auf sein neues Aufgabengebiet, den Unruheherd im Nahen Osten vor. Doch nun galt es Wichtigeres zu tun, als die beiden Kampfhähne - Israelis und Palästinenser voneinander fern zu halten.
Mit den beiden in der Barentssee, wie sie seit kurzen genannt wurden, hatte er einiges gemeinsam.
Auch er absolvierte in Anapolis eine Marine Ausbildung – jedoch zu der Zeit als Bobby und sein Bruder sich noch gewaltig strecken mussten, um ihren Ball in den Korb an der Garage zu treffen. Jahre später führte sie ihre Ausbildung wieder zu einer gemeinsamen Aufgabe.
Dem SDI Projekt.
Reagan holte ihn nach einer politischen Pause ins Weiße Haus, wo er als Nachfolger von Clark seinen jetzigen Posten besetzte.
Eine undankbare Aufgabe auf einem Schleudersitz,
denn zu oft und bei nahezu jedem Amtsinhaber dieses
Postens, knirschten die Fugen der außen-und sicherheits- politischen Situation zwischen State Departement und dem Weißen Haus.
Vice Präsident George Bush – Reagans späterer Nachfol-ger- setzte sich zwischen Alexander Haig, dem noch Außenminister, und Pratt Shultz, dessen Amt er in Kürze übernehmen soll.
William Casey nahm etwas abseits Platz, obwohl er in dieser Sache eine der wichtigsten Aufgaben übernehmen sollte. Er war Chef des CIA und persönlicher Freund Reagans und als einziger im Kabinett durfte er den Präsidenten auch persönlich aufsuchen.
Verteidigungsminister Caspar Weinberger bekam den ungeliebten Platz neben Stabschef Baker zugeordnet.
Baker, ein Ex Oberstleutnant der Marines hatte Hang zum Cholerischen und hielt nicht viel davon Meinungsverschie-denheiten im ruhigen Gespräch zu lösen. Ins Kreuzfeuer der Kritik kam er besonders dann, wenn er wieder einmal orthodoxe Geschäftsideen an der Wallstreet zum Besten gab.
Er hatte wenige Freunde, doch konnte er sich gut gegen das kalifornische Klüngel, das mit Reagan ins Weiße Haus einzog, durchsetzen.
Reagan saß nicht wie üblich in seinem hochlehnigen Schaukelstuhl sondern erwartete das Kabinett hinter seinem Schreibtisch, was bedeutete, dass ein ernstes Gespräch bevorstand.
Er begann seine Begrüßung wie immer mit „Gentlemen..... Eine Frau war in seinem Kabinett nicht geplant. Nancy als First Lady und die emsigen Tippsen hinter den Schreibmaschinen, waren für ihn genug an Weiblichkeit.
Die Zeit, in der er die Hauptrolle in „ Loisa - Alter schützt vor Liebe nicht “ spielte, lag dreißig Jahre zurück.
>Ich spiele ihnen nun das Band vor, das mir vor zwei Stunden übermittelt wurde. Ich hörte es mehrere Male und befürchte, wir müssen ein großes Problem lösen. Hören sie aufmerksam zu und lassen Sie uns zu einer schnellen Entscheidung über die weiteren Schritte kommen. Wir haben nicht viel Zeit zu verlieren.<
Dann drückte er den Startknopf des Abspielgerätes.
Konzentriert verfolgte die Gruppe die Nachricht.
Alle blickten starr auf das Tonband, aus dem Jeffs Worte drangen.
Es begann eine vier Stunden andauernde Sitzung und erst gegen Mitternacht entließ Reagan seine Mannschaft nach Hause. Shultz bat er noch zu bleiben und sie setzten das Gespräch bis in die frühen Morgenstunden fort.
Die beiden mochten sich. Reagan schätzte seine hervorragenden politischen Kenntnisse, die er schon als Berater unter Eisenhower unter Beweis stellte. Im Kabinett Nixon belegte er zuerst die Posten als Arbeitsminister und später als Finanzminister.
Er war einer der wenigen Tauben unter seinen texanischen Amtskollegen im Weißen Haus. Eine harte Gangart vertrat er jedoch gegen die Sandinistische Regierung Nicaraguas unter Ortego, der sich zunehmend in eine kommunistische Richtung drehte.
Shultz wurde in Marsch gesetzt, wenn es galt, Stolpersteine für notwendige Gespräche aus dem Wege zu räumen. Nur er kannte wie kein anderer die aktuelle Situation und Machtverhältnisse im Kreml. Reagan sah nur in Shultz den, der die bevorstehenden Gespräche koordinieren konnte.
Sein ständiger Gesprächspartner war Gromyko und Schewardnadse die dem schwer kranken Andropow Entscheidungen abnahmen.
Bereits noch am Vormittag sollte er seinen russischen Amtskollegen kontaktieren und Casey sich auf die Suche nach Cronkite machen.
Shultz spürte eine Veränderung in Moskau und sah auch dort viele Tauben auf den Zwiebeltürmen
in Warteposition, einer davon war Michail Gorbatschow, den bereits vor drei Jahren Andropow als seinen Wunschnachfolger als Vollmitglied ins Politbüro brachte. Einig waren sie sich alle, dass die Qualifikation der beiden Überlebenden zu überragend - und deren Zorn absolut nachvollziehbar war. Grotesk, dass ausgerechnet die stärkste Bedrohung seit der Kuba Krise von eigenen Leuten und Waffen ausging.
Die Situation war brisant und höchst gefährlich.
>>Verdammt, was soll die Geheimnistuerei mit den Bedingungen die sie erst mal nur Cronkite mitteilen wollen? Sollen sie doch ihren Preis nennen und wir werden überlegen, ob darauf eingegangen werden kann<<.
Reagan verspürte ein eigenartiges Gefühl.
Die Situation, in die er durch die Dummheit eines übereifrigen Befehlshabers gebracht worden war, schien sich dramatisch zu entwickeln.
Er ertappte sich bei dem Gedanken, dass es bei 142 Toten auf zwei weitere auch nicht angekommen wäre, und das hätte man aus sitzen können.
Er ging zu Bett, doch an Schlafen war nicht zu denken.