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Kapitel 5
ОглавлениеSeit dem Tode von Arthur, glaubte Susan niemals mehr einen anderen Mann ihr Herz schenken zu können. Die Liebe zu ihm und die Trauer nach seinem Tod waren übermächtig.
Alle vorsichtig ihr entgegengebrachten >>nur gut ge-meinten Ratschläge doch nicht alleine zu bleiben<< endeten meist mit Streit und Tränen. Sie hätte ja Teddy und wolle sich ganz auf ihn und seine Zukunft konzentrieren. Selbst jedoch hatte sie keine Gedanken an eine Zukunft mehr, seid ihr Arthur genommen wurde.
Susan verschloss sich immer mehr und verlor zunehmend Freunde.
Am Dorfleben nahm sie schon lange nicht mehr teil und auch ihre Eltern gingen immer mehr auf Distanz zu ihr. Sie wurde zur Außenseiterin.
Es war im Dezember 1946 als ihre Freundin Mary sie überreden konnte, das vorweihnachtliche New York zu besuchen. Ihr Bruder lebte dort und sie könnten zwei schöne Tage verbringen. Es täte ihr bestimmt gut und Ted wäre ja gut bei Oma und Opa versorgt.
Sie fuhren mit dem Schiff und Susan bewunderte den Lichterglanz am Time Square.
Es war ein frostiger Tag und ein eisiger Wind aus Norden zog durch die Häuserschluchten Manhattans.
Sie ließen es sich nicht nehmen die Aussichtsplattform auf dem erst vor fünfzehn Jahren fertiggestellten Rockefeller Center zu besuchen.
Der Aufzug war voll besetzt und ein großgewachsener Mann in eine dicken Winterjacke gehüllt, drängte die Passagiere hinter sich zurück. Seinen Hut hatte er leicht in den Nacken gezogen.
Er verschaffte Susan und Mary noch Platz in der letzten Fahrt des Tages.
Sie spürte in der Enge den Körper des netten Mannes und in ihr erwachten Gefühle, die sie lange nicht mehr kannte. Auf der Plattform erwies er sich als Kenner der New Yorker Geografie. ->Kommen Sie, ich lade Sie beide zu einen heißen Tee zum Aufwärmen ein.< Er war charmant, selbstsicher und intelligent.
Es wurde noch ein netter Abend der mit einer leckeren Pizza bei „ Antonios“ zu Ende ging.
Sie tauschten ihre Adressen aus und Susan sehnte sich schon beim Abschied in der Penn Station nach einem Wiedersehen. Auf der Toilette zog sie neugierig seine Visitenkarte aus der Handtasche.
„Charles Hobath - ship building engineering“ las sie. Zwei lange Tage ließ sie verstreichen bis sie mit Herzklopfen und verschwitzten Händen zum Telefon griff.
Schon am darauffolgenden Wochenende trafen sie sich am Osteingang zum Friedhof in Arlington. Er brachte Susan als Weihnachtsgeschenk eine Halskette mit und bei einem Café in Georgetown legte er sie ihr gefühlvoll um den Hals. Vorsichtig begannen sie aus ihrer Vergangenheit zu erzählen. Charle`s Diskretion und vorsichtige Fragen gefielen ihr und auf seine Frage wessen Grab sie vorhin besuchte, erzählte sie ihm ihre Lebensgeschichte.
Sie spürte sein ehrliches Interesse daran und fühlte sich wohl neben ihm.
Er war ein guter Zuhörer und intelligenter Erzähler.
Vorsichtig fragte sie ihn nach seinem Arbeitgeber - in der Hoffnung nicht hören zu müssen er sei bei der Armee.
Charles erzählte von seinem Studium als Maschinenbauer wo er sich im Schiffsbau spezialisierte.
Sie trafen sich so oft es ging in Washington. Ted war bei Oma und Opa gut aufgehoben und wurde mit Süßigkeiten vollgestopft.
Zuhause wollte sie ihr Geheimnis noch nicht preisgeben, denn zu sehr war sie verunsichert über ihre Gefühle zu Charles.
Eines Tages nahm sie allen Mut zusammen und lud ihn nach Slaughter Beach ein. Sie hatte Herzklopfen und wusste nicht wie ihre Eltern reagieren würden.
Die stellten vorsichtig neugierige Fragen und schon nach kurzer Zeit, löste sich die verkrampfte Spannung.
Susans Mutter schob einen Truthahn ins Ofenrohr und Ted versuchte sich mit Charles an einem Schokoladenpudding.
Angespannt beobachteten sie seine Reaktion auf ihn, doch der verstand es geschickt ein Kumpel Verhältnis aufzubau-en.
Er erzählte von großen Schiffen und weiten Meeren und Ted`s Augen hingen an seinen Lippen und verfolgten die spannend erzählten Geschichten.
Ein harmonisches Wochenende ging zu Ende.
Susan lag lange wach im Bett und schlief mit angenehmen aber vorsichtigen Zukunftsgedanken ein.
Charles hatte in Washington zu tun. In der 34 th St. in Greenway, - gleich neben einer Baptisten Kirche hatte er ein Appartement gemietet. Susan blieb nun immer zwei Tage in Washington und übernachtete bei ihm.
An einem Frühjahrstag 1947 bat sie ihn mit an Arthurs Grab zu kommen.
Sie kniete lange davor und er spürte dass sie ihren geliebten Mann stillschweigend um seine Zustimmung bat.
Noch am Abend fragte er ob sie seine Frau werden wolle.
Sie heirateten in Milfort im August 1947.
Susans Eltern teilten das große Grundstück und bald darauf stand ein schmuckes Häuschen neben dem ihrem. Charles erwies sich als Alleskönner und sie sparten sich viel Geld durch sein handwerkliches Geschick.
An einem stürmischen Februar-Abend bat Susan ihre Eltern zum gemeinsamen Abendessen.
Als sie fertig waren, hob sie Tedy auf ihren Schoß und fragte ihn verstohlen in die Runde blickend ob er wohl Mama und Papa mit noch einem anderen Kind teilen würde?
Nach kurzer ungläubiger Stille verschmolzen Tränen und Freudenausbrüche miteinander.
Grandma und Grandpa fielen sich um den Hals und weinten. Charles und Susan umarmten sich schweigend.
Ted entschloss sich, auch zu weinen, da er mit diesen Emotionen nichts anfangen konnte.
Und mit jemandem etwas teilen müssen? Nein, das konnte nichts Gutes bedeuten!
Die Schwangerschaft war schwierig und Bob kam im November 1948 mit Kaiserschnitt zur Welt.
Dieses Jahr war geprägt von großen weltpolitischen Ereignissen.
Henry Truman unterzeichnete den Marschall Plan und gab über fünf Milliarden Dollar für den Wiederaufbau Europas frei. Deutschland sollte einen gnädigen Anteil von gerade mal fünfhundert Millionen erhalten.
Die Israelis wehrten sich bereits seit einem Jahr gegen ständige Angriffe einer Arabischen Allianz um die Teilung Palästinas zu verhindern.
Die Sowjets schlossen eigenmächtig den Zugang nach Berlin und verhinderten - vorerst - eine Westanbindung der Stadt.
Die geschundene Bevölkerung wurde daraufhin humani-tär über eine Luftbrücke mit Lebensmitteln vorsorgt.
Es war eine technische und logistische Meisterleistung, über zwei Millionen Menschen auf diese Art zu sättigen. Durch Trumans eindrucksvolle Machtdemonstration,
verbunden mit einem Embargo hochwertiger Technologie an die Sowjets, beendeten diese 1949 die Blockade. Die Franzosen bissen sich die Zähne an den kommunistischen Viet-Minh aus, um ihre 1941 abge-luchste Kolonie Vietnam zurückzuholen.