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Kapitel 19
ОглавлениеMittwoch 17.3. NY 1.00 pm
Uncle Walter, wie Cronkite von seinen amerikanischen Landsleuten genannt wurde, verbrachte seine Zeit am liebsten im Kreise der Familie.
New York war ihm zwar ans Herz gewachsen, doch Ruhe fand er nur zusammen mit Betsy, seiner Frau, und seinen Enkeln zuhause und auf seinem Segelboot.
Das Volk schätzte sein ungeheuer präzises, politisches Fachwissen und die unerschrockene Berichterstattung, wenn er allabendlich mit sonorer Stimme der Nation von den Ereignissen des vergangenen Tages oder der letzten Stunden berichtete.
Eine Umfrage ergab, dass er ein weitaus höheres Vertrauen genoss als die Politiker dieser Zeit.
Diese saßen oft schweißgebadet vorm Bildschirm wenn er furchtlos vom Capitol Hill oder dem Weißen Haus in einfachen Worten oft unglaubliche Dinge erzählte.
Er wurde geliebt und gehasst. Je nach dem.
Unvergesslich war sein emotioneller Bericht von der Ermordung Kennedys, seine enthüllenden Statements beim Watergate Skandal und als Höhepunkt - der erste Shuttle Flug, dessen Start er laut und emotional mit „go baby go“ begleitete.
Vor fast zwei Jahren war seine Abschiedssendung im CBS News Abendjournal, wo er täglich Gast war in nahezu vierzig Millionen amerikanischen Wohnzimmern.
Seine Aufgabe übergab er an den nicht weniger populären Dan Rather, den jedoch nur noch etwa zehn Millionen sehen wollten.
Diesen Abend war er bei seinem früheren Konkurrenzsen-der NBC eingeladen, um zusammen mit David Letterman dessen Late Nigt Show zu moderieren.
Der Sender bereitete sich lange und sorgfältig auf diesen Abend vor und Millionen Amerikaner freuten sich darauf wie auf eine Super- Bowl Übertragung.
Natürlich wusste man auch in Washington von dem am Abend geplanten TV- Auftritt und so war man sich sicher ihn zu erreichen.
Durch Hochrechnen der ihnen zu verbleibenden Zeit kam man überein, die Sendung nicht zu unterbrechen.
Jedenfalls sollte er sofort informiert werden, sobald er im Studio eintraf, sollte man ihn nicht schon vorher telefonisch erreichen.
Cronkite betrat gegen fünf Uhr die Lobby wo er von drei dezent gekleideten Herren angesprochen wurde, die sich als CIA- Agenten vorstellten und im mitteilten, dass der Präsident ihn bei Tagesanbruch erwartete.
Es ginge um die nationale Sicherheit und wäre von äußerster Dringlichkeit.
Ein Flugzeug stünde in La Guardia bereit und sie würden ihn nach der Sendung nach Hause fahren, wo er sich umziehen, und wenn nötig, noch drei Stunden schlafen könnte.
>Können sie mir nicht weitere Details nennen, was ich in Washington tun soll ?<– wollte er wissen.
>Mr. Cronkite, wir wissen nicht mehr als Sie, doch bat man uns Ihnen auszurichten, sie sollten sich auf ein paar Tage einstellen und warme Kleidung mitbringen.<
Schnell kombinierte er aus dieser Antwort einen Zusammenhang mit dem Desaster im Eismeer. Natürlich
stand er mit seinen ehemaligen Kollegen in Kontakt, die
ihm ihre spärlichen Informationen dieser Situation informiert hatten.
Oft trafen sie sich, um Erfahrungen auszutauschen und besonders Valerie freute sich immer über Walters erfahrene Tipps. Er könnte Valerie jetzt gut gebrauchen bei der Aufgabe, die ihm bevorstand, doch sicher lag sie bereits in der warmen Sonne an einem Bermuda- Strand.
>Bringen sie mich nach der Sendung nach Hause und warten Sie auf mich, ich werde mich beeilen.<
Die aktuelle politische Situation ist zu angespannt, als dass man sie vom Tisch wischen konnte. So gab jeder der beiden Showmaster sein diskretes Statement zum Besten und sie verabschiedeten sich Schulter klopfend auf freundschaft-lich kollegiale Art.
Die Verantwortlichen von NBC überlegten bereits eine Fortsetzung dieser Sendung, jedoch waren beide Persön-lichkeiten zu dominant so dass sie davon abließen.
Zwei Hostessen begleiteten Cronkite im Aufzug auf dem Weg nach unten.
Montag 21.3 Slaughter Beach
Die Frauen gingen nicht mehr aus dem Haus. Sicherheitskräfte versorgten sie mit allem, was sie wünschten oder brauchten. Sie übernachteten auch zusam-men und sprachen sich gegenseitig Mut zu.
Sie litten unendlich.
Ihre Überlegungen, dass man sie zum Unglücksort bringen sollte, verwarfen sie, da man sie im Glauben ließ, dass keine direkte Funkverbindung zum havarierten Boot bestünde.
Absichtlich vermied man ihnen die Wahrheit zu sagen um die Situation nicht weiter zu komplizieren.
Man erzählte ihnen dass eine Morseverbindung bestünde und man wäre über den Zustand beider immer informiert. Sie seien nicht verletzt und den Umständen entsprechend ginge es ihnen gut.
Mehr sollten die Frauen nicht erfahren.
Wenn ein Gespräch zwischen ihnen und den beiden als hilfreich erachtet wird, würde man darauf zurückkomm-men.
Dienstag 22.3. Boot 9 am
Bob und Jeff schliffen an ihren Worten und warteten auf Walter Cronkite.
Nervös und um souveräne Ausstrahlung bemüht, suchte Kapitän Morris oft Funk-Kontakt zu den beiden.
Im Ungewissen darüber, ob sie den Funkverkehr in die Heimat entschlüsseln konnten, vermieden er es unwahre Konversation zu führen. So beschränkte sich Morris neugierig und verschämt auf Fragen nach deren weiteren Vorhaben. Er ahnte nicht, welches Testament Jeff und Bob in ihren Händen hielten.
Die tags zuvor angesprochene Täuschungsmöglichkeit einen falschen Cronkite ans Mikro zu holen, griffen sie nochmals auf.
Jeff las bei seinem letzten Besuch auf Mutters Insel seine Biografie.
Nur dort hatte er immer Muße und Zeit sich in Bücher zu vertiefen.
Mittwoch 23.3. NY 3 am
An seiner Wohnung 2th Ecke 96st. St. nahe am Central Park angekommen, stieg Cronkite aus und versprach seinen Begleitern, dass er um 3 Uhr wieder hier abgeholt werden könne.
Die Chauffeure warteten zwischenzeitlich Kaugummi kauend und gelangweilt in der Limousine. In ihrem Job war man Warten und Geduld- haben gewohnt. Einer der dreien bemerkte die Neonreklame eines Diners in kurzer Entfernung und so machte er sich auf den Weg um mit einem Arm voll Burgern und Coke wieder zurückzukom-men.
So verging die Zeit schnell und Cronkite kam pünktlich aus der Haustüre, frisch als wäre es neun Uhr morgens.
Sein Vater war Zahnarzt und hochangesehener Bürger in St. Joseph, Missouri. Er erzog ihn streng und lehrte ihm Pünktlich - und Zuverlässigkeit. Cronkite zelebrierte diese Eigenschaften förmlich - und er erwartete diese auch zwingend ihm gegenüber.
Er öffnete die Hintertüre, wo ihm ein Geruch von Burgern und Pommes entgegenschlug, demonstrativ wartete er eine Minute, bevor er einstieg.
Um diese Zeit ist es selbst in Manhattan noch ruhig auf den Straßen. Den Hudson River überquerte der schwarze Mercury über die Kennedy Bridge um auf der 278 direkt in den Airport einzufahren.
Es herrschte Stille im Auto und Cronkite blickte nachdenklich durch das Seitenfenster.
Der Beifahrer nickte hin und wieder etwas ein um sich dann mit der Handfläche übers Gesicht zu wischen.
Sein Kompliment der vergangenen Talkshow, die sie in der Lobby des Sendehauses mit an sahen, überhörte Cronkite, denn zu versunken war er in seinen Gedanken welche Aufgaben ihm wohl zugedacht waren.
Kurz darauf startete die 737 Richtung Washington National Airport....
Mittwoch 23.3. Boot 9.30 am
>Bobby, in Cronkites Biografie findet man neben seinen Erlebnissen von den Kriegsschauplätzen auch viele Details seines Privatlebens“< >Erzähle...<
>Ich hab mir mal den Spaß gemacht, ihn über sein US - Amateurfunkzeichen zu erreichen. Ich konnte es nicht glauben, dass es tatsächlich veröffentlicht wurde.
Den Gedanken hatten sicher auch einige Neugierige vor mir, so dass er es vermutlich schnell ändern ließ. Doch es gab es wirklich, wie ich später erfuhr. Ich kann mich nicht mehr an die ganze Kombination erinnern, aber ich weiß noch sicher, dass nur eine Zahl darin enthalten war.
Die zwei ! Und das muss Cronkite noch wissen und sonst niemand, den man spontan danach fragen würde<
>Meinst Du er kann sich noch daran erinnern?< >Ich bin mir sicher, denn das sind Dinge die man nicht vergisst.<
>Also lass uns nochmals diskutieren<
Möglichkeit eins,- die gehen auf unsere Forderung ein und Cronkite informiert uns über die Zustimmung.<
>Nein Jeff nicht nur Zustimmung. Es muss eine hieb – und stichfeste Vereinbarung sein. Diese muss zudem so formuliert sein, dass sie ein etwaig ausgewechselter Regierungschef nicht mehr rückgängig machen kann. Scheiß egal wie sie das formulieren, doch Cronkite wird sie begutachten und Nachbesserung fordern, wenn er darin Schlupflöcher findet.
Er wird sich seiner Verantwortung bewusst sein.<
>Könnte es sein, dass er ablehnt?< >Wir werden sehen.<
>Glaubst Du, sie zweifeln an unserer Drohung?<
>Natürlich werden sie darüber diskutieren, ob wir überhaupt dazu fähig sind...und... und... und.....< >Jeff in wie weit sind sie in der Lage, ihr Allerheiligstes zu verteidigen. Käme die Trident durch oder holen sie sie vorher runter? Vor zehn Jahren haben sie damit begonnen durch ABM`s ihre Befehlsbunker in Washing-
ton und Moskau zu sichern, doch wir wissen, dass eigene Missiles nicht gestoppt werden.
Und die Herren in Moskau haben es bisher nicht geschafft, einen Sicherheitsgürtel aufzubauen.<
>Zu sehr haben wir sie unter Druck gesetzt, ihre SS 20 ständig nachzurüsten.
Ich bin mir sicher, dass sie sich über unsere Möglichkei-ten informiert haben.<
>Dann werden sie sich auch darüber im Klaren sein, dass wir es nicht bei der Drohung belassen werden.
Unser Schicksal ist besiegelt, doch die werden alles verlieren.<
>Wollen wir sie von der Ernsthaftigkeit überzeugen?< fragte Jeff mit hochgezogenen Augenbrauen und blickte in Richtung der Raketenschächte.
>Was meinst Du Jeff?< >Wir haben hier die Nummer eins ohne Sprengkopf . Feuern wir sie ab in unbewohntes Terrain um ihnen unsere Möglichkeiten unter Beweis zu stellen. Insbesondere ihnen die Exaktheit unserer Programmierung zu zeigen.< Beantwortete er Bobs Frage. Bob schnaufte tief durch und verschränkte seine Hände im Nacken. Mit geschlossenen Augen dachte er über Jeffs Worte nach … und nickte. >Suchen wir nach einen Grund!
Und zugleich könnten wir den Auspressdruck überprüfen.< fiel ihm noch ergänzend ein.