Читать книгу Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband! - Ilka Hauck - Страница 24

19 SUMMER

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Ich betrete den Hörsaal, und mir fallen sofort ein paar Mädchen auf, die aufgeregt miteinander reden. Sie wirken aufgewühlt und schockiert. Jessica steht bei ihnen, jetzt entdeckt sie mich und winkt mich zu ihnen.

„Summer, hast du gehört, was letzte Nacht passiert ist?“

„Nein, was denn?“

Jessica packt mich am Arm, sie sieht richtig fertig aus.

„Auf dem Campus wurde ein Mädchen überfallen und vergewaltigt. Sie war wohl auf dem Weg zu ihrem Wohnheim, als der Kerl sie angegriffen hat. Ist das nicht schrecklich?“

„Was? Oh mein Gott. Das ist ja furchtbar. Ist sie schwer verletzt?“

Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Eine Vergewaltigung hier auf dem Campus?

„Ich weiß nicht. Sie ist wohl ins Krankenhaus gekommen. Man weiß nichts Genaues. Sie konnte sich in ihr Wohnheim schleppen und dort haben Kommilitonen dann die Polizei gerufen.“

Wir setzen uns nebeneinander und ich muss diese Nachricht erst einmal verdauen. Jessica schüttelt den Kopf.

„Da kriegt man ja Angst, hier am Abend unterwegs zu sein.“

Ich nicke.

„Hoffentlich schnappen sie das Schwein.“

Ich kann die Gedanken an diesen schrecklichen Vorfall den ganzen Tag lang nicht abschütteln. Sie verfolgen mich bei allem, was ich tue. Es ist auch schwer, an etwas anderes zu denken. Auf dem Gelände sind Polizisten unterwegs, die für Unruhe sorgen. Einerseits hoffen alle, dass die Beamten den Kerl schnell schnappen, andererseits sorgt ihre Anwesenheit für ein mulmiges Gefühl. Dem Gefühl, dass etwas nicht stimmt.

In dieser Nacht schlafe ich schlecht, ich habe wirre Träume, verliere mich im Rauch und kann danach lange nicht mehr einschlafen.

Ich putze mir gerade die Zähne, als mein Handy klingelt. Hastig spüle ich mir den Mund aus und gehe ran.

„Hallo?“

„Hey, Sommerröschen. Na, gut geschlafen?“

Danny. Ich muss lächeln. Es macht mich glücklich, seine Stimme zu hören.

„Nicht wirklich. Und du?“

„Auch nicht wirklich. Es ist beschissen einsam so alleine in meinem Bett, weißt du?“

Ich fühle sein Grinsen durch den Hörer und schüttele schmunzelnd den Kopf.

„Und du? Warum hast du nicht gut geschlafen?“

Er klingt jetzt ernst, ich bilde mir ein, so etwas wie Sorge und Zärtlichkeit in seiner Stimme zu hören.

„Nur so. Hab schlecht geträumt“, murmele ich ausweichend.

„Wie wär´s mit einem Muntermach-Kaffee? Exakt so, wie du ihn magst: Nicht zu stark, mit viel Milch und Zucker.“

„Ja, gerne, warum nicht? Wo?“

„Hier.“

Ich blinzele irritiert.

„Wie, hier?“

Er lacht leise.

„Mach mal die Tür auf.“

Ich gehe mit dem Handy am Ohr zur Tür und öffne. Danny lehnt im Rahmen, mit dem Handy unters Kinn geklemmt und zwei Bechern Kaffee in der Hand.

„Hi. Schön, dich zu sehen.“

Er schenkt mir sein hinreißendes Lächeln und meine Knie werden weich.

„Hi. Auch schön, dich zu sehen.“

Ich meine es ernst, und ich will, dass er es weiß.

Er hält mir einen Becher hin, ich greife danach und er lässt das Handy in seine geöffnete Hand fallen. Ich trete zur Seite und lasse ihn herein. Er mustert mich prüfend, während er sich mit dem Rücken an meinen Schreibtisch lehnt.

Ich nehme verlegen einen Schluck Kaffee. Er ist perfekt, genauso wie ich ihn am liebsten trinke.

„Hm, lecker. Danke.“

Der Blick aus Dannys dunklen Augen geht mir durch und durch.

Ich setze mich auf mein Bett und drehe den Becher in der Hand.

„Hast du schon so früh eine Vorlesung?“, frage ich.

„Nein, aber ich wollte sehen, ob du okay bist.“

Er setzt sich neben mich.

„Schlimme Sache mit dem Mädchen, was?“

Ich nicke.

„Ja. Sie tut mir schrecklich leid. Ich kenne sie nicht, aber das ist einfach furchtbar.“

Ich nehme einen Schluck von dem Kaffee.

„Du bist extra deshalb hergekommen? Warum?“

„Sagte ich doch, weil ich sehen wollte, ob du in Ordnung bist.“

„Aber …“

Danny legt mir eine Hand in den Nacken und zieht mich ein bisschen näher zu sich.

„Kein Aber, Sommerröschen. Denk nicht immer so viel nach. Kannst du dir nicht vorstellen, dass ich wirklich einfach nur nach dir sehen wollte?“

Ich lächele ihm unsicher zu.

„Ich weiß nicht. Ehrlich? Ich kenne so was nicht.“

Er nickt.

„Dachte ich mir. Aber ich will, dass du es kennenlernst.“

Er streicht mir eine Haarsträhne hinters Ohr und ich blinzele nervös.

„Wolltest du sonst noch was?“

Seine Augen sind schon wieder viel zu nah vor meinen.

„Du weißt doch, was ich will.“

Diese Samtstimme, dieser Duft … alles an Danny ist unwiderstehlich. Gefährlich und gleichzeitig hinreißend schön.

Ich hebe die Schultern und zu meiner Verwunderung rückt er ein Stück von mir ab.

„Was steht auf dem Plan für heute?“

Ich erzähle ihm, was ich so vorhabe, und er nickt.

„Klingt nach Stress. Okay, ich muss los. Pass auf dich auf.“

Er zwinkert mir zu und ist gleich darauf zur Tür raus. Ich bleibe sitzen und muss lächeln. Verrückter Kerl. Es ist komisch, aber auf merkwürdige Weise fühle ich mich bei ihm so sicher und geborgen wie noch nie in meinem Leben. Ich grübele noch einen Moment lang nach, dann muss ich mich für die erste Vorlesung fertig machen.

Der Tag ist ausgefüllt mit Vorlesungen, Lernen und dem Treffen meiner Musikgruppe am frühen Abend. Wir sind eine Gruppe Studenten aus verschiedenen Jahrgängen, die sich regelmäßig trifft. Es macht mir Spaß und ich kann dabei immer etwas lernen. Wir musizieren, quatschen, geben uns gegenseitig Tipps. Ich bin gerne hier, unter diesen Leuten, die ähnliche Interessen haben wie ich.

Als die Stunde zu Ende ist, trete ich hinaus und verabschiede mich von meinen Kommilitonen. Niemand wohnt in meinem Wohnheim, sodass ich alleine loslaufe. Es ist ein trüber Tag und es wird immer früher dunkel. Mit Unbehagen denke ich an die Vergewaltigung. Die Polizei hat noch niemanden verhaftet, es gibt offenbar nicht einmal einen Verdächtigen. Mit klopfendem Herzen mache ich mich auf den Weg und zucke zusammen, als mir nach ein paar Metern jemand aus einem schmalen Seitenweg entgegenkommt. Ein Mann, groß, schlank, sieht ziemlich durchtrainiert aus. Er trägt eine dunkle Sweatjacke, hat die Kapuze über den Kopf gezogen. Ich sehe mich ängstlich um, dann jedoch kneife ich die Augen zusammen. Den kenne ich doch. Dieser geschmeidige Gang, dieses lässige Selbstbewusstsein. Nur einer hat diese Ausstrahlung und nur einer hat diese überwältigende Wirkung auf mich. Ich bleibe stehen.

„Sommerröschen, welche Überraschung.“

Danny grinst mich an und ich würde ihm am liebsten um den Hals fallen.

„Moreno. Was machst du denn hier?“

„Hatte was zu erledigen.“

Täusche ich mich oder klingt eine Spur Verlegenheit in seiner Stimme? Kann nicht sein. Nicht bei ihm.

Er bleibt neben mir, als ich weiterlaufe, und ich bin froh, dass er hier ist. Ich merke, dass er mich von der Seite mustert, und wende mich ihm zu.

„Was?“

„Du hast da was.“

Ich sehe ihn misstrauisch an.

„Wo denn?“

Er bleibt stehen, packt mich am Arm und zieht mich zu sich. Sein Duft umhüllt mich, und ich ziehe die Luft ein, als er mit dem Daumen sachte über meinen Mundwinkel streicht.

„Was hab ich denn da?“

Ich überlege fieberhaft, was ich gegessen habe und wann. Aber meine letzte Mahlzeit ist schon ein paar Stunden her.

„Sehnsuchtspünktchen“, murmelt Danny.

Er hat einen Arm um meine Taille gelegt und steht ganz dicht vor mir. In der Dämmerung schimmern seine Augen wie dunkle Samtsterne.

„Sehnsuchtspünktchen? Bist du betrunken oder hast du gekifft?“

Meine Stimme zittert leicht.

„Weder noch. Sag bloß, du hast noch nie was von Sehnsuchtspünktchen gehört?“

Er verzieht seine sündigen Lippen zu einem leicht unverschämten Grinsen. Ob es hilft, wenn ich ihm ans Schienbein trete? Dummerweise will ich das aber gar nicht.

„Nein, hab ich nicht. Was hat es damit auf sich?“

„Die erscheinen immer dann, wenn ein Mädchen sich wünscht, von einem ganz bestimmten Jungen geküsst zu werden.“

Ah, so denkst du dir das also.

„Haha. Den Clown frühstückst du doch sonst immer. War er heute dein Abendessen?“

Dannys Atem streift leicht mein Gesicht, sein Daumen liegt noch immer an meinem Mundwinkel. Er spart sich eine Antwort, stattdessen senkt er den Kopf und küsst mich ganz zart auf den Mund. Es fühlt sich an wie der Schlag eines Schmetterlingsflügels. Zerbrechlich. Sanft. Ganz anders, als ich es von ihm erwartet hätte. Er ist meine ganz persönliche Wundertüte. Eine verdammt heiße, sexy Wundertüte. Seine Hand schiebt sich in meinen Nacken, unter meine Haare, streicht sanft über die winzigen Härchen am Haaransatz. Ich zittere und warte darauf, dass er den Kuss verstärkt, was er nicht tut. Stattdessen zieht er sich von mir zurück. Unsicher sehe ich an ihm vorbei, während mein Herz wild in meiner Brust pocht. Warum tut er nie das, was ich von ihm erwarte? Ich spüre seinen Blick auf mir ruhen und sehe ihn an. Er streicht mit dem Daumen über meine Wange und murmelt: „Warum hast du solche Angst vor mir, hm? Denkst du echt, ich bin so ein Arschloch, wie alle behaupten?“

Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, und schließe ihn wieder. Hilflos zucke ich mit den Schultern und schüttele den Kopf. Danny sieht mich abwartend an, schließlich sage ich leise: „Nein, es ist … ehrlich gesagt weiß ich nicht, was ich denken soll. Es ist gerade alles ziemlich verwirrend.“

Er nickt.

„Verstehe.“

Er beugt sich zu mir herunter und sieht mir direkt in die Augen.

„Dir ist klar, dass das keine Antwort ist, mit der ich leben will, oder?“

Er sieht mich einen Moment lang noch an, dann küsst er mich erneut ganz zart auf den Mundwinkel, bevor er nach meiner Hand fasst und mich mit sich zieht. Ich stolpere stumm neben ihm her, während meine Gefühle Achterbahn fahren.

In den nächsten beiden Tagen sehe ich Danny nicht oft, er muss in der Firma aushelfen und verschwindet direkt nach seinen Vorlesungen. Ich merke, wie sehr ich ihn vermisse, was mich noch mehr durcheinanderbringt. Auf dem Campus herrscht nach wie vor Unruhe, und dann passiert es. Es wird erneut eine Studentin überfallen. Dieses Mal kommt es nicht zum Äußersten, sie schafft es, zu fliehen, doch der Angreifer entkommt erneut unerkannt. Die Polizei ist weiterhin unterwegs und besonders die Mädchen sind verunsichert und ängstlich. Auch mir geht es nicht anders, und ich hoffe, der Kerl wird bald gefasst.

Danny schreibt mir jeden Tag mehrere Nachrichten, in denen er mir erzählt, was er so macht, und wissen will, was ich vorhabe. Von Jake dagegen höre ich wenig, er trifft sich neuerdings öfter mit Lexi, und ich weiß nicht, was ich davon halten soll.

Jessica und ich sitzen in der Bibliothek und arbeiten. Wir schreiben demnächst eine wichtige Klausur und ich muss ein paar Sachen zusammensuchen. Jessica sieht auf ihre Uhr, dann sagt sie leise: „Ich muss los. Ich habe noch einen Kurs. Bleibst du noch?“

Ich nicke.

„Ja, ich bin noch nicht ganz fertig. Bis später dann. Schreib mir kurz, wenn du nachher im Wohnheim bist, okay?“

Das haben wir so ausgemacht, solange der Vergewaltiger nicht gefasst wurde. Noch ist es hell, aber oft kommen wir erst im Dunkeln zurück.

„Mach ich. Du mir auch, wenn du da bist.“

Sie winkt mir und ich vertiefe mich wieder in meine Bücher und Unterlagen. Ich merke gar nicht, wie die Zeit verfliegt, und als ich endlich wieder in die Realität zurückkomme, ist es bereits stockdunkel und ich sitze fast alleine in der Bibliothek, die bald schließen wird.

Ich packe schnell zusammen und trete gleich darauf nach draußen. Ein kalter Wind weht und es riecht nach verbranntem Holz. Ich mochte diesen Geruch immer sehr, doch seit dem Unfall meiner Eltern meide ich alles, was auch nur im Entferntesten nach Rauch riecht.

Ich laufe hastig los, ziehe meine Kapuze über den Kopf und klammere mich am Riemen meines Rucksacks fest. Fast überhöre ich, dass jemand meinen Namen ruft. Verdutzt bleibe ich stehen und sehe Danny, der auf mich zusprintet.

„Hey.“

Er sieht etwas atemlos aus und sein Lächeln beschert mir mal wieder weiche Knie.

„Danny, hey. Ich dachte, du musst in der Firma aushelfen?“

„Heute nicht.“

„Aha. Und was machst du hier?“

Ich betrachte ihn aufmerksam.

„Hab mich mit einem Kumpel getroffen.“

Er weicht meinem Blick aus, was so was von gar nicht Danny ist, dass ich die Stirn runzele. Wir laufen langsam weiter und er bleibt ungewohnt schweigsam.

„Ist alles okay? Hattest du Ärger mit deinen Eltern?“

Er sieht mich an, und das altbekannte, selbstbewusste Grinsen erscheint auf seinem Gesicht.

„Ah, Sommerröschen, machst du dir Sorgen um mich? Scheiße, Mann, ich mag das.“

Seine Augen funkeln und ich muss lachen.

„Spinner. Bilde dir bloß nichts ein.“

Ich sehe ihn an, er hat die Hände in den Taschen seiner Jeans vergraben und sieht ein wenig durchgefroren aus. Und plötzlich verstehe ich. Deshalb immer die Fragen, was ich vorhabe. Wann ich welche Termine habe. Wann ich zurück bin. Ich bleibe stehen und er dreht sich zu mir um.

„Hast du … du hast auf mich gewartet, hab ich recht? Damit ich nicht allein im Dunkeln zurücklaufen muss. Wegen der Überfälle.“

Kurz, ganz kurz, flackert so etwas wie Unsicherheit über sein Gesicht, was mir ein heftiges Ziehen am Herzen beschert. Doch schnell kehrt das altbekannte Selbstvertrauen zurück.

„Stimmt“, sagt er schlicht und ich muss schlucken.

„Warum? Ich meine, wie lange stehst du denn schon hier in der Kälte?“

Ein teuflisches Grinsen umspielt seine Lippen.

„Sehe ich so durchgefroren aus? Du könntest gerne was dagegen tun.“

Ich puste mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich immer wieder aus der Kapuze hervorstiehlt.

„Ach ja? Danny, ernsthaft, du … ich weiß nicht, was ich sagen soll.“

Ich trete einen Schritt näher zu ihm.

„Das ist so unglaublich lieb von dir. Danke.“

Er mustert mich aus seinen dunklen Schokoladenaugen.

„Du findest das hier toll? Du hast keine Ahnung, was du alles von mir haben könntest, Sommerröschen. Aber vielleicht findest du es eines Tages heraus.“

Seine Stimme klingt rau, und ich merke, wie meine Hände zittern. Vorsichtig fasse ich nach seiner Hand, und es fühlt sich gut an, als seine Finger meine fest umfassen.

Ja, vielleicht finde ich es eines Tages heraus.

Wir laufen schweigend weiter, bis Danny sagt: „Hast du es dir überlegt mit der Jubiläumsfeier in unserer Firma?“

Nein, diesen Gedanken habe ich bisher erfolgreich verdrängt. Wir kommen am Supermarkt vorbei und er zeigt auf das Gebäude.

„Du weißt schon, was dir entgeht, wenn du kneifst?“

Er grinst und schubst mich leicht mit der Schulter an.

„Ich kneife nicht“, murre ich und er lacht.

„Klar tust du das. Komm schon, Röschen, trau dich. Ich werde arschgeil aussehen in diesem Anzug, den mir meine Mutter aufzwingt. Du würdest echt was verpassen.“

Ich sehe ihn schräg von unten an.

„Arschgeil aussehen? Hat dir schon mal jemand gesagt, dass dein Selbstbewusstsein ganz dezent übersteigert ist?“

Er grinst frech und zuckt mit den Achseln.

„Stimmt aber. Ich würde meinen letzten Dollarschein verwetten, dass du mir noch vor Ende der Nacht die Klamotten vom Körper reißen willst.“

Ich lache und tippe mir an die Stirn.

„Träum weiter. Aber apropos: Was sollte ich da überhaupt anziehen? Dir ist schon klar, dass ich nichts für solch einen Anlass habe? Soll ich da vielleicht in Jeans auftauchen? Deine Mom wird sicher begeistert sein.“

Ich schüttele den Kopf.

„Ich weiß nicht, ich glaube, das ist keine gute Idee, wenn ich mitkomme.“

Er stößt ein Schnauben aus, lässt meine Hand los und überholt mich. Er läuft rückwärts vor mir her und mustert mich mit Argusaugen.

„Dämliche Ausrede, das ist dir klar, oder? Du hast mich, schon vergessen? Mehr brauchst du nicht, um gut auszusehen.“

Seine Augen funkeln und er dreht sich einmal wie ein Model auf dem Laufsteg um sich selbst. Ob ich will oder nicht, ich muss laut lachen.

„Bist du mein Accessoire? Oder ich deins?“

„Weder noch. Wir ergänzen uns einfach perfekt.“

Ich verziehe das Gesicht.

„Na klar. Man nehme Mister Superhot-und-Sexy und Miss No Name und es ergänzt sich perfekt.“

Zu spät wird mir klar, was ich gesagt habe, doch er hat es natürlich sofort registriert. Scheiße, warum hält mein Hirn manchmal nicht mit meiner Klappe mit?

Er bleibt so abrupt stehen, dass ich beinahe gegen ihn laufe. Blitzschnell hat er mich gepackt und ich lande an seiner Brust.

„Mr. Superhot-und-Sexy? So siehst du mich? Das eröffnet mir einige neue Perspektiven.“

In den Tiefen seiner Augen lodert etwas, was mir die Hitze ins Gesicht treibt.

„Das hab ich nur so gesagt“, murmele ich und weiß nicht wohin mit meinen Händen. So gerne würde ich meine Arme um ihn legen. Dieser Typ ist meine Droge. Ich kann ihm kaum noch widerstehen und weiß, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er kriegt, was er will. Und ich kann mir nicht mal ansatzweise ausmalen, was mit mir passieren wird, wenn er danach genug von mir haben wird.

„Dann hoffe ich, du hast besonders den bescheuerten zweiten Teil des Satzes auch nur so gesagt.“

Er löst seine Arme um meine Taille und legt seine Hände um mein Gesicht.

„Du bist keine Miss No Name, klar? Was soll der Scheiß?“

Seine Augen blitzen missmutig und ich zucke mit den Schultern. Was soll ich sagen? Dass es das ist, was ich höre, seit ich denken kann? Er würde es nicht verstehen.

Er seufzt.

„Schon gut. Ich krieg dich schon wieder hin.“

Er zwinkert mir zu und ich muss lachen. Psychotherapie à la Danny? Das kann heiter werden. Obwohl ich zugeben muss, seine Aufmerksamkeit tut mir unendlich gut. Und immer öfter ertappe ich mich dabei, dass ich ihm glauben will, was er sagt. Und besonders das, was er tut. Wer außer ihm würde noch ewig lange in der Kälte auf mich warten, um mich sicher ins Wohnheim zu begleiten? Nie im Leben hat jemand so etwas für mich getan. Ich war das Kind, das als Erstes vom Kindergarten alleine nach Hause lief. Wenn ich später eine Verabredung hatte, hat sich keiner drum gekümmert, ob ich am Abend sicher nach Hause kam. Dannys Fürsorge ist für mich beängstigend und doch wunderschön.

„Ja, also habe ich nun deine Zusage zu dieser Feier?“

Er hat meine Hand genommen und wir laufen langsam weiter. Und natürlich lässt er nicht locker. Ich seufze.

„Habe ich eine Chance, dir keine Zusage zu geben?“

„Nicht wirklich.“

Er kickt einen Stein weg und ich nicke. War klar. Ich betrachte ihn. Etwas sagt mir, dass ihm diese Feier ziemlich im Magen liegt.

„Okay, ich komme mit“, höre ich mich sagen. Er hebt den Kopf und sieht mich an. Das Lächeln auf seinem Gesicht erwärmt mein Herz.

„Danke“, sagt er schlicht, und bevor ich reagieren kann, hat er meine Hand an seinen Mund gezogen und küsst zärtlich meinen Handrücken. Ich spüre, wie mir das Blut in den Kopf schießt. Noch nie hat mir jemand mit solch einer Geste seine Zuneigung und seinen Respekt bekundet. Ich starre ihn mit wild klopfendem Herzen an. Entweder er ist noch viel gerissener, als ich dachte, und das ist alles seine Taktik. Oder er ist der süßeste Typ der Welt. Mein Herz tendiert gefährlich heftig zu Möglichkeit zwei, und ich beschließe, es für den Augenblick dabei zu belassen. Dieser Moment ist viel zu schön, um ihn mit Grübeleien zu zerstören.

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