Читать книгу Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband! - Ilka Hauck - Страница 33

28 SUMMER

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Ich habe keine Ahnung, wie ich den Tag überstanden habe, aber irgendwie habe ich es geschafft. Ich musste die ganze Zeit an Danny denken. Ihn heute Morgen zu sehen, war schlimm. In dem Moment, als er da vor mir aufgetaucht ist, wollte ich ihn einfach nur zurückhaben. Noch nie habe ich einen Menschen so vermisst wie ihn. Nicht auf seine Nachrichten und Anrufe zu reagieren, hat mir alles abverlangt. Als er vor meiner Tür stand, wäre ich fast eingeknickt. Aber ich kann das nicht. Ich bin so wahnsinnig enttäuscht von ihm. Haben ihm unsere gemeinsamen Stunden gar nichts bedeutet? Dass er einfach so mit einem anderen Mädchen schlafen kann? Immer, wenn ich ihn und sie vor mir sehe, wird mir so übel, dass ich schreien könnte. Aber ich bin nicht nur enttäuscht von Danny, sondern auch wütend auf mich selbst. Weil ich mich so dermaßen von ihm habe einwickeln lassen. Wie konnte ich nur glauben, etwas Besonderes für ihn zu sein? Ausgerechnet ich?

Ich stehe vor dem Spiegel im Bad und betrachte mich. Meine Augen sind rot vom Weinen und ich würde am liebsten den Spiegel zerschlagen. Wie oft hat meine Mutter so ausgesehen? Rote Augen, zerzauste Haare. Alles wegen meines Vaters. Und nun sehe ich genauso aus wegen eines Typen, der es nicht wert ist. Tränen steigen wieder in mir hoch. Wie konnte ich mich nur so irren? Ich dachte, er sei es wert. Ich dachte, er würde sich ändern. Für mich. Ein ersticktes Schluchzen steigt meine Kehle hoch. Genau, für mich. Gott, ich bin so erbärmlich. Ich starre auf mein trauriges Spiegelbild, während mir die Tränen über die Wangen rollen. Dabei weiß ich genau, ich habe nicht mal ein Recht darauf, so zu reagieren. Danny ist mir keine Rechenschaft schuldig, er kann vögeln, wen immer er will. Und doch tut es so scheußlich weh.

Wenn ich wenigstens mit jemandem reden könnte, aber da ist niemand. Mit Jake möchte ich darüber wirklich nicht sprechen, denn ich kann mir lebhaft ausmalen, was er dazu zu sagen hätte. Und auf „Ich hab´s dir ja gleich gesagt“-Sprüche kann ich verzichten. Jessica? Ich weiß nicht, so gut kennen wir uns noch nicht.

Ich starre mich an. Dieses armselige Mädchen, das gedacht hat, der tollste Typ am College würde sich ernsthaft für sie interessieren.

„Du dumme, dumme Kuh“, flüstere ich, bevor ich mich abwende und mich in mein Bett verkrieche.

Dort bleibe ich, bis es an meiner Tür klopft. Ich ziehe die Decke höher und reagiere nicht. Es klopft erneut.

„Summer? Mach auf, ich weiß, dass du da bist.“

Danny. Der soll sich bloß verpissen. Ich beiße die Zähne zusammen und zerknülle das Papiertaschentuch in meinen Händen. Doch Danny wäre natürlich nicht Danny, wenn er einfach so aufgeben würde.

„Na los, mach schon. Ich gehe nicht eher, bis du aufmachst.“

Fein, dann viel Spaß.

„Ich könnte auch die Tür eintreten.“

Ich kneife die Augen zusammen. Spinnt der? Ich traue ihm ja so einiges zu, aber das?

„Lass den Scheiß, ich bin krank“, rufe ich vorsichtshalber, denn bei ihm kann man nie wissen.

„Blödsinn. Mach auf jetzt.“

„Nein. Hau ab.“

„Okay, dann warte ich eben, bis du rauskommst. Irgendwann musst du die Bude ja mal verlassen.“

Ich höre ein leises Geräusch, offenbar macht Danny es sich auf der anderen Seite meiner Tür bequem. Das darf doch nicht wahr sein. Alle werden ihn dort sitzen sehen und sich fragen, was bei uns los ist. Idiot.

Der macht mich schon wieder irre. Ich hasse dich, Daniele Moreno! Ich springe aus dem Bett und stürze zur Tür. Reiße sie auf und funkele ihn wütend an.

„Was soll das? Ich hab dir gesagt, ich bin krank.“

Er sieht mich an, erhebt sich mit einer geschmeidigen Bewegung, und ich muss den Kopf in den Nacken legen, um ihn weiter böse anfunkeln zu können.

„Du bist nicht krank, du willst mal wieder weglaufen. Aber so funktioniert das nicht, Sommerröschen.“

Damit schiebt er mich zur Seite und betritt mein Zimmer. Wütend knalle ich die Tür hinter ihm zu und drehe mich zu ihm um.

„Wovor sollte ich weglaufen? Vor dir? Überschätzt du dich da nicht ein bisschen, Moreno?“

Er zieht die Augenbrauen hoch.

„Moreno? Seit wann sind wir so förmlich?“

„Seit … seit gar nichts. Was willst du? Ich bin müde.“

Er mustert mich und der Ausdruck in seinen Augen macht mich ganz verrückt. Sein Blick ist weich, besorgt, ein bisschen traurig. Ich schlucke. Ich will mich nicht von diesen Augen einlullen lassen. Diesmal nicht.

„Was ist los, Summer? Bitte rede mit mir, okay?“

Ach, jetzt kommt er mir so. Meine Hände ballen sich zu Fäusten, und zu meinem Ärger merke ich, wie mir die Tränen kommen.

„Worüber willst du denn reden?“

Ich wende mich ab und wische mir wütend über die Augen.

„Jetzt komm schon, verarsch mich nicht. Spuck´s einfach aus, so schwer ist das nicht.“

Doch, ist es. Du hast ja keine Ahnung, du Idiot. Er steht viel zu dicht hinter mir. Sein beschissen hinreißender Duft umfängt mich, und ich merke, dass ich gleich die Beherrschung verliere. Ich erstarre, als Danny von hinten sachte seine Arme um mich legt und in mein Ohr murmelt: „Hm, was ist los? Ich bin hier, sag es einfach.“

Für Sekunden bin ich versucht, mich an ihn zu lehnen und mich von ihm halten zu lassen. Vielleicht übertreibe ich ja? Vielleicht war alles ein Missverständnis? Fast hätte ich laut gelacht. Ja klar, ein Missverständnis. Ich sehe ihn wieder vor mir, auf dem Bett mit diesem Mädchen. Und es tut noch genauso weh wie an diesem Abend. Hastig befreie ich mich aus seinem Griff und zische: „Lass das.“

Ich drehe mich zu ihm um und starre ihm ins Gesicht. Er ist so verflucht schön.

„Wie war deine Prüfung?“

Meine Stimme zittert.

„Lenk nicht ab. Ich will wissen, was los ist. Komm schon.“

Er sieht verletzt und wütend aus. Und ich merke, wie ich auch wütend werde.

„Wusstest du, dass sie den Vergewaltiger geschnappt haben?“

Danny sieht mich an, als ob ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte.

„Am Mittwoch haben sie ihn verhaftet. Und weißt du, ich wollte es Jessica erzählen, gleich an dem Abend, damit sie keine Angst mehr haben muss. Ich habe versucht, sie auf dem Handy zu erreichen, aber sie ist nicht rangegangen.“

Er sieht mich aufmerksam an, und ich merke, wie sehr alles an mir zittert.

„Also bin ich zu ihr hochgegangen. Sie wohnt ja auch hier im Wohnheim, einen Stock höher.“

Bilde ich es mir ein, oder wird er blass? Seine Augen sehen dunkler aus als sonst.

„Jedenfalls bin ich da über den Flur gelaufen, und ich wusste nicht mehr genau, wo Jessicas Zimmer ist. Du weißt ja, ich und mein mieser Orientierungssinn. Und da stand eine Tür offen. Nur so einen Spaltbreit, aber … “

Ich kann plötzlich nicht mehr weiterreden. Meine Stimme versagt, und ich kann die Tränen nicht stoppen, die aus meinen Augen schießen wie ein kleiner Strom.

Danny starrt mich an mit diesen dunklen Schokoladenaugen, die einfach nur wunderschön sind. Er schüttelt abwehrend den Kopf, sieht fassungslos und geschockt aus.

„Ich … Scheiße.“

Er lässt sich auf mein Bett fallen und vergräbt für Sekunden den Kopf in den Händen.

„Du hast uns gesehen?“

Seine Stimme klingt tonlos.

„Ja.“

Er streicht sich mit beiden Händen durch die Haare und sieht mich wieder an.

„Summer, ich … das tut mir so leid, ehrlich. Das wollte ich nicht.“

Oh ja, das glaube ich dir.

„Schon gut. Du musst mir nichts erklären. Geht mich nichts an.“

Er steht auf und tritt auf mich zu.

„Hör zu, ich weiß, wie bescheuert das jetzt klingt, aber … ich wollte das nicht, wirklich. Ich war einfach so durcheinander wegen uns und …“

Er bricht ab und streicht sich wieder fahrig durch die Haare.

„Das war ein beschissener Fehler, ich weiß das. Glaub mir, bitte. Ich hab es schon bereut, kaum dass ich …“

Er bricht wieder ab, offenbar wird ihm klar, was er gerade sagt. Ich starre ihn an.

„Kaum dass du mit ihr fertig warst, hast du es bereut? Das macht es besser, auf jeden Fall.“

Meine Stimme trieft vor Sarkasmus. Ich würde ihm am liebsten eine knallen. Und doch … man möge mich erschlagen, ich weiß, was er mir zu sagen versucht. Trotz seines dämlichen Gestammels und seiner blöden Entschuldigungen. Und ein winziger Teil von mir kann ihn sogar verstehen. Weil es mir ganz genauso geht und ich genauso verwirrt und durcheinander bin wegen dem, was da zwischen uns ist. Oder besser, was war.

Aber im Gegensatz zu ihm schaffe ich es, mit meiner Unsicherheit zurechtzukommen, ohne dafür gleich jemanden flachlegen zu müssen.

„Ich glaube, ich sage jetzt besser gar nichts mehr, was? Aber eines noch: Es tut mir wahnsinnig leid, dass du es nun bist, die darunter leiden muss, dass ich so ein Arschloch bin. Ich wollte dir nie wehtun.“

Er sieht mich an, und ich sehe, wie fertig er ist. Genauso wie ich.

„Aber, auch wenn das jetzt bescheuert klingt, so blöd dieser Fehler auch war, er hat mir die Augen für etwas geöffnet. Nämlich dafür, was ich will.“

Er tritt ganz nah vor mich, und ich kann nicht anders, als ihn anzustarren und wie festgewachsen stehen zu bleiben.

„Und was willst du?“

Meine Stimme klingt eigenartig zittrig in meinen Ohren.

„Dich. Ich will dich, Summer. Mit allem, was dazugehört. Und glaub mir, so etwas wie mit Sue wird nicht noch mal passieren. Ich mache Fehler im Allgemeinen nicht zweimal.“

Ich starre ihn immer noch an. Er will mich? Einfach so? Vermutlich glaubt er auch noch, dass ich ihm deshalb dankbar in die Arme sinke, oder was?

„Weißt du was? Das ist blöd, dass du mich willst, denn ich will dich nicht. Ich will keinen Typen, der erst eine andere flachlegen muss, um zu wissen, dass er eigentlich mich haben will. Das sollte einem nämlich das Herz sagen, nicht gewisse andere Körperteile.“

Ich weiß, meine Worte sind gemein und vielleicht auch unfair, denn Danny ist nicht mein Freund. Er hat mich genau genommen nicht betrogen, und ich glaube, seine Reue ist echt. Wirklich, das glaube ich. Aber ich kann das nicht. Nicht so. Nicht nach all den Jahren, in denen ich miterleben musste, wie meine Mutter an meinem Vater zerbrochen ist. Dafür kann Danny nichts, er weiß nicht mal etwas darüber, aber trotzdem muss er nun in gewisser Weise für mehr büßen als für diesen Sex mit Sue. Er muss für mein verkorkstes Leben büßen, weil ich versuchen muss, mich irgendwie vor noch mehr Schmerz zu schützen. Mich vor ihm zu schützen, weil er mein Herz mit Leichtigkeit in Fetzen reißen könnte. Und ich will nicht so enden wie meine Mutter.

Er steht ganz still da und sieht mich abwartend an.

„Vielleicht war das mit uns von Anfang an ein Fehler. Denn Jungs wie du ändern sich nicht. Nicht für Mädchen wie mich.“

Ich muss lachen. Es ist ein bitteres, verzweifeltes Lachen. Nein, das tun sie nicht. Manche ändern sich ihr Leben lang nicht.

„Aber dann gibt es Jungs wie Jake. Wusstest du, dass wir uns neulich geküsst haben?“

Ich sehe, dass seine Augen dunkler werden, aber er schweigt weiterhin. Warum sagt er nichts? Ich will, dass es ihm wehtut. So weh, wie es mir getan hat, ihn mit Sue zu sehen.

„Jake würde mir das nie antun. Du dagegen schon. Egal was du sagst, du bist eben, was du bist. Du hast alle Vorurteile über dich bestätigt, Moreno. Und jetzt wäre ich dir sehr verbunden, wenn du gehen würdest.“

Danny mustert mich weiterhin schweigend. Dann nickt er.

„Okay. Ich werde gehen. Für heute. Aber glaub nicht, dass es das war mit uns.“

Ehe ich mich versehe, hat er mich an den Armen gepackt und zieht mich an sich. Seine Augen sind direkt vor meinen und mir wird heiß.

„Das war es noch lange nicht, kleine Rose. Ich mag einen beschissenen Fehler gemacht haben. Das tut mir mehr leid, als du dir vorstellen kannst. Wenn ich könnte, würde ich alles tun, um es ungeschehen zu machen und dich nicht zu verletzen. Aber das kann ich nicht, es ist passiert. Und du kannst mir das gerne unter die Nase reiben. Du kannst wütend auf mich sein. Ich werde mich so oft dafür entschuldigen, wie du es von mir hören willst. Das steht dir alles zu. Aber du liegst völlig falsch, wenn du denkst, dass ich dich deswegen aufgeben werde. Das werde ich nämlich garantiert nicht tun.“

In den Tiefen seiner Augen funkelt es spöttisch.

„Du hast Jake geküsst? War es gut? Warum bist du nicht bei ihm, wenn er doch so toll und perfekt ist?“

Er zieht mich noch näher, sein Atem streift über mein Gesicht.

„Weil du weißt, dass er nicht der Richtige ist. Ich mag ein Arsch sein und ich mache Fehler. Aber ich bin der, mit dem es passt. Und du weißt das so gut wie ich.“

Dämlicher, arroganter Mistkerl … Ich hole gerade Luft, um ihm meine Meinung zu geigen, als ich seine Lippen auf meinen spüre. Er hält mich an sich gepresst wie in einem Schraubstock und ich schnappe nach Luft. Der Kuss lässt meine Knie zittern, alles von mir sehnt sich mit einer Macht nach Danny, dass ich kaum noch klar denken kann. Doch das schürt meinen Zorn noch mehr. Ich will nicht so fühlen. Ich will ihn verabscheuen. Ich fühle, wie mir vor Wut die Tränen kommen, während mein Herz und mein Körper alles von ihm wollen.

Danny lässt mich so abrupt los, dass ich taumele. Der Spott ist aus seinen Augen verschwunden, stattdessen sehe ich etwas, was mein Herz zittern lässt. Er legt mir kurz die Hand an die Wange und murmelt: „Es tut mir leid. Ich seh dich, Sommerröschen.“

Benommen starre ich auf die Tür, die sich hinter ihm schließt, bevor ich mich mit weichen Knien aufs Bett sinken lasse. In meinen Augen brennen Tränen und in meinem Herzen lodert eine verrückte, tiefe Sehnsucht nach diesem dämlichen Scheißkerl Danny Moreno.

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