Читать книгу Roses of Love: Band 1 bis 4 der romantischen Young Adult Serie im Sammelband! - Ilka Hauck - Страница 35
30 DANNY
ОглавлениеIch bin auf dem Weg in mein Wohnheim, habe die letzte Vorlesung für heute hinter mich gebracht. Ich ziehe an meiner Kippe, während ich mit gesenktem Kopf den Weg entlanglaufe. Es ist kalt geworden in den letzten Tagen. Es nieselt und alles ist grau in grau. So grau wie meine Stimmung. Es ist Donnerstag, das Wochenende steht vor der Tür, übermorgen findet auf dem Campus eine Megahalloweenparty statt. Eigentlich ein Grund, gut gelaunt zu sein. Aber mir geht der Trubel schon jetzt auf den Sack. Ich ziehe mir die Kapuze über den Kopf und stapfe missmutig über den aufgeweichten Weg. An der Abzweigung zu Summers Wohnheim bleibe ich stehen. Seit der Sache mit Sue meidet sie mich beharrlich. Zu Beginn fand ich es verständlich, wollte sie nicht bedrängen. Doch allmählich geht mir die Puste aus. Ich vermisse sie, will das zwischen uns endlich klären. Dass sie mir keine Chance gibt, macht mich fertig. Ich würde alles tun, um sie davon zu überzeugen, dass ich es ernst meine. Ich weiß, dass ich sie sehr verletzt habe, und ich verstehe völlig, dass sie wütend auf mich ist. Wenn sie wüsste, wie wütend ich auf mich selbst bin. Aber ich kann leider nicht ändern, was geschehen ist. Nur versuchen, es besser zu machen. Doch dafür brauche ich Summer und dass sie mir eine Chance gibt. Ich überlege kurz, dann schlage ich den Weg zu Summers Wohnheim ein. Vielleicht wird es Zeit, den Kurs zu ändern.
Die Eingangstür steht mal wieder offen und ich kann ungehindert das Treppenhaus betreten. Wenn ich Glück habe, ist Summer bereits da, wenn nicht, werde ich auf sie warten. Ich bin es leid, ständig an die Mailbox zu geraten oder Nachrichten zu schreiben, die nicht beantwortet werden.
Natürlich habe ich kein Glück und niemand öffnet mir. Also schwinge ich mich auf die Fensterbank und warte. So mancher neugierige Blick streift mich, aber das ist mir egal.
Es dauert eine Weile, bis Summer auftaucht. Sie kommt langsam den Gang entlang, den Blick misstrauisch auf mich geheftet. Sie ist blass und wirkt traurig. Dennoch ist sie so wahnsinnig hübsch.
„Was willst du?“
Sie bleibt vor mir stehen.
„Was wohl? Nachdem du mich am Telefon ignorierst, bleibt mir nichts anderes übrig, als herzukommen.“
Ich würde zu gerne eine Kippe anstecken, lasse es aber bleiben.
„Ach ja? Du könntest auch einfach aufgeben.“
„Aufgeben? Dich? Never.“
Ich schwinge mich von der Bank.
„Kann ich reinkommen, oder bleiben wir im Flur stehen und diskutieren hier? Und wir werden jetzt miteinander reden, so oder so.“
Sie runzelt unwillig die Stirn, öffnet aber schließlich die Tür und bedeutet mir mit einer Kopfbewegung, einzutreten.
„Danke.“
Ich bleibe stehen und beobachte, wie sie ihre Sachen neben den Schreibtisch stellt und ihre nasse Jacke auszieht.
„Also, was gibt’s?“
Sie sieht mich nicht an, sondern kramt in ihrem Rucksack herum.
„Das weißt du doch. Wieso tust du das?“
„Was tu ich denn?“
Ich möchte sie packen und schütteln. Nein, eigentlich möchte ich sie einfach nur küssen.
„Wieso gibst du mir keine Chance? Du kennst mich inzwischen gut genug, denkst du wirklich, ich würde wie ein Idiot hinter dir herrennen, wenn ich es nicht ernst meinen würde? Dann wäre ich schon längst abgehauen und würde die Nächste aufreißen.“
Ich trete auf sie zu, suche ihren Blick.
„Was soll ich machen? Sag es mir, ich tu´s.“
Sie streicht sich müde durch die Haare.
„Du sollst nichts machen. Ich … mir hat das echt beschissen wehgetan, weißt du? Obwohl ich nicht mal ein Recht dazu habe. Aber ich kann nicht einfach so tun, als sei alles okay.“
„Das brauchst du ja auch nicht. Aber mich zu ignorieren bringt uns nicht weiter.“
Ich lege ihr zögernd die Hand an die Wange und streiche mit dem Daumen über ihre kühle Haut.
„Du fehlst mir“, murmele ich und sie sieht mich endlich an. Ich sehe in ihren Augen, dass es ihr genauso geht. Aber ich sehe auch Angst. Kummer. Zorn.
„Es tut mir so leid, Summer.“
„Ich weiß.“
Sie wendet sich ab und ich starre sie frustriert an.
„Okay, wie soll es nun weitergehen? Ich habe dir Zeit gegeben, ich entschuldige mich noch tausend Mal, wenn du willst. Ich gebe es dir schriftlich, dass ich keine andere mehr mit dem Arsch ansehen werde. Ich kauf dir Rosen, Schmuck, einen Lastwagen voller belgischer Pralinen, was immer du haben willst. Aber sag mir, was ich machen soll. So halte ich das nicht länger aus.“
Sie dreht sich zu mir und funkelt mich an.
„Ja, glaubst du, mir macht das Spaß? Es geht nicht drum, dass du dich entschuldigst oder mir irgendwas kaufst. Ich weiß, dass es dir leidtut. Es geht um Vertrauen. Ich hatte gerade angefangen, dir zu vertrauen. Zu glauben, dass du nicht so bist, wie alle denken. Dir zu glauben, dass ich dir irgendwie wichtig bin. Und dann sehe ich dich mit Sue. Nach diesem Wochenende, das mir so viel bedeutet hat. Und von dem ich dachte, es hat dir genauso viel bedeutet. Kapierst du nicht? Es hat sich angefühlt, als würdest du mir dieses Vertrauen mitten ins Gesicht schlagen.“
Sie bricht ab, und ich sehe, wie sehr sie das alles getroffen hat. Vielleicht habe ich es unterschätzt.
„Vertrauen muss wachsen, Danny, und meines zu dir war noch ganz jung und klein. Ich bin eben so, ich kann das nicht so einfach. Und jetzt … jetzt weiß ich nicht, was ich machen soll, verstehst du? Glaub bloß nicht, dass ich dich nicht genauso vermisse, das tu ich. Aber … ach …“
Sie winkt ab und zieht die Schultern hoch, als sei ihr kalt.
„Was ist, wenn ich dir noch mal vertraue, und du siehst demnächst wieder eine, die dir gefällt? Die hübscher ist als ich und mit der du dir was vorstellen könntest?“
Ich starre sie einen Moment sprachlos an.
„Aber so war das doch überhaupt nicht. Ich wollte nicht mit Sue schlafen, weil ich sie heiß fand. Das war … weißt du, Summer, du kannst dir das vielleicht nicht vorstellen, aber du bist nicht die Einzige, die nicht genau weiß, wie sie mit dem umgehen soll, was da zwischen uns ist. Für mich ist das auch neu und ich war einfach überfordert. Das ist keine Entschuldigung, das ist mir klar, aber vielleicht ist es eine Erklärung. Ich war verwirrt, durcheinander, ich wusste nicht, ob ich das kann mit dir. Ich war nie der Typ für eine Beziehung, wollte das auch nie. Und dann tauchst du auf und alles ändert sich. Ich hatte Angst, dass ich dir wehtun könnte, wenn ich mich auf dich einlasse. Ja, ich war mit Sue im Bett und es war absolut scheiße. Wenn es dich beruhigt, fast wäre gar nichts gelaufen und ich hätte nicht mal einen hochgekriegt.“
Sie sieht mich mit großen Augen an, offenbar will sie das gar nicht so genau wissen, aber ich bin gerade in Fahrt.
„Warum ich es dennoch durchgezogen habe? Keine Ahnung, vielleicht wollte ich mir was beweisen. Sehen, wie viel von dem alten Danny noch in mir steckt. Aber ich habe schnell kapiert, dass das nicht mehr das ist, was ich will. Dass es ein Fehler war, der nicht mehr passieren wird. Und natürlich wollte ich nicht, dass du es erfährst. Denn es hat mir absolut nichts bedeutet und mir dafür umso mehr die Augen geöffnet für das, was ich wirklich will und was mir wichtig ist. Du bist mir wichtig, auch wenn du mir das nicht glaubst.“
Wir starren uns an, und ich hätte gute Lust, irgendwas zu zertrümmern. Was für eine beschissene Situation. Ich weiß nur wenig über Summers Vergangenheit, aber mir ist klar geworden, dass das hier viel tiefer geht, als ich geglaubt habe. Natürlich ist sie verletzt wegen Sue und mir. Aber da steckt mehr dahinter. Und ich habe das ungute Gefühl, dass ich im Moment sagen kann, was ich will, und es wird nichts ändern. Sie braucht Zeit, ihr Vertrauen zu mir muss wieder wachsen und ich muss mir dieses Vertrauen verdienen. Damit werde ich wohl oder übel leben müssen, was mir schwerfällt, denn Geduld zählt nicht unbedingt zu meinen Stärken.
„Das hast du alles schon mal gesagt. Ich glaube dir das doch auch“, murmelt Summer, während sie sich mit zitternden Händen über die Stirn streicht. Sie sieht überfordert und verletzt aus.
Ich will die Situation nicht noch verschärfen und sage zögernd: „Okay, ich hau ab. Ich hab dir alles gesagt, was ich dazu zu sagen habe im Moment. Melde dich bei mir, wenn du willst. Jederzeit.“
Damit drehe ich mich um und gehe einfach. Ich kann sie nicht so unglücklich sehen, ohne sie halten zu wollen. Ohne ihr nahe sein zu wollen. Und genau das will sie nicht. Ich ziehe die Tür hinter mir zu und für ein paar unsinnige Sekunden hoffe ich, sie wird mich zurückholen. Doch sie tut es nicht.
Einige Stunden später sitze ich mit ein paar Leuten aus meiner Clique im Clubhaus und kippe den dritten Whisky. Rob sieht mich von der Seite an.
„Mach mal langsam. Was ist denn los mit dir?“
„Was soll los sein?“
„Na, ich tippe mal auf deine Kleine. Du bist schon seit Tagen mies drauf und ich sehe dich nicht mehr mit ihr. Habt ihr Stress?“
Ich bedeute dem Typen hinter der Bar, mir noch einen einzuschenken, was Rob mit einem Schnauben quittiert.
„Erstens ist das nicht meine Kleine und zweitens, ja, wir haben Stress. Und? Kommt vor.“
Rob lehnt sich vor und sieht mir ins Gesicht. Er mustert mich prüfend.
„Meine Fresse, hat es dich erwischt. Du hast Liebeskummer, Alter.“
„Ja, du kannst mich auch mal. Halt die Klappe, okay?“
Er lacht leise.
„Dass ich das noch erleben darf. Ach komm schon, ist doch kein Grund, sich zu schämen.“
„Wer schämt sich? Kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?“
Er schüttelt den Kopf.
„Hör auf zu saufen, und sag mir lieber, was los ist. Vielleicht kann ich dir helfen?“
Ich muss grinsen. Rob als Berater in Liebesdingen? Alter, der ist fast genauso drauf, wie ich es die ganze Zeit über war. Alle naselang eine andere.
Er mustert mich aufmerksam.
„Der ganze Scheiß hat nach dem Jubiläum angefangen, hab ich recht? Dort war doch noch alles okay.“
Er scheint zu überlegen, plötzlich gleitet ein ungläubiges Grinsen über sein Gesicht.
„Sag mir nicht, dass du was mit einer anderen hattest?“
Ich zucke mit den Schultern und er lacht.
„Scheiße, Mann. Bist du noch ganz dicht? Wenn du Summer magst, warum machst du so was?“
Ich nehme den letzten Schluck Whisky. Ich merke den Alkohol im Kopf und im Magen. Normalerweise trinke ich nicht viel, vor allem keine harten Sachen.
„Warum, warum. Keine Ahnung.“
Ich hebe das Glas in Richtung Barkeeper und gleich darauf steht ein neues vor mir, gefüllt mit der verlockenden goldenen Flüssigkeit.
„Keine Ahnung? Ey, du bist echt ein Idiot. Und Summer hat das mitgekriegt?“
„Yep.“
„Und jetzt ist die Kacke am Dampfen. Oh Mann. Kenne ich die, mit der du was hattest?“
Ich zucke mit den Schultern.
„Jetzt sag mir nicht, es war Lexi.“
„Nein. Ist doch auch egal.“
Mein Handy piepst und ich ziehe es etwas unsicher aus der Tasche meiner Jeans. Summer. Was will die denn? Mich noch mal zur Schnecke machen? Danke, kleine Rose, das hast du schon bestens erledigt.
Wegen vorhin, es tut mir leid. Ich wollte nicht so sein. Du weißt schon. Danke, dass du so offen warst.
Ach, nicht der Rede wert. Ich stehe immer gern zu der Scheiße, die ich baue. Ich lege das Handy auf den Tisch, ohne zu antworten. Gleich darauf die nächste Nachricht.
Hallo? Kannst du mir kurz schreiben, bitte, damit ich weiß, du bist okay?
Ach was, nachdem sie mich die ganze Zeit ignoriert hat, muss ich jetzt gleich wieder springen?
Sommerröschen. Mir geht’s hervorragend, mach dir keinen Kopf. Cheers.
Einen Moment lang ist Ruhe, dann die nächste Nachricht.
Wo bist du? Ist alles in Ordnung?
Na klar, alles super bei mir und meinem guten Freund Johnnie Walker.
Ich sehe sie vor mir, wie sie ihre süße, kleine Nase runzelt.
Bist du betrunken?
Ein wenig. So what.
So what? Wo steckst du? Warum trinkst du?
Ich verziehe das Gesicht. Ja, warum wohl?
Dreimal darfst du raten, kleine Miss Summer Okay.
Sie schickt mir ein böse guckendes Smiley und schreibt: Du weißt schon, dass ich mir jetzt Sorgen mache? Toll, du bist und bleibst ein Idiot.
Ich muss lachen.
Du machst dir Sorgen um mich? Warum? Hab ich das verdient?
Okay, das nächste Smiley ist wirklich böse.
Wieso laberst du so einen Müll? Sag mir jetzt, wo du bist. Soll ich dich abholen?
Ich muss wieder lachen.
Ich bin im Clubhaus und nein, du musst mich nicht abholen. So weit kommt´s noch, dass du im Dunkeln hierherläufst. Ich brauch dich zwar, Süße, aber nicht als meinen Babysitter. Aber damit du beruhigt pennen kannst, Rob ist hier, und ganz so besoffen bin ich noch nicht, also chill out.
Du bist wirklich ein Idiot, Moreno.
Ich schätze, damit ist unsere Unterhaltung beendet. Ich lege das Handy weg und überlege, mir noch einen Whisky zu bestellen, lasse es dann aber sein. Rob ist meiner Meinung, und nachdem wir bezahlt haben und mir draußen der kalte Wind ins Gesicht bläst, merke ich, wie mir der Kopf brummt und mir übel wird. Yeah, manchmal ist das Leben echt zum Kotzen.