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Triple A Rating für Sekundäres

Pflanzen bestehen aus zwei Arten von Substanzen. Eine Gruppe wird unbedingt für ihr Wachstum, ihre Entwicklung und ihre Vermehrung gebraucht und kommt in jedem Gewächs vor. Deshalb heißen sie primäre Pflanzenstoffe. Zum Beispiel gibt Cellulose den festen Halt und mit Chlorophyll wird Sonnenergie absorbiert. Kohlenhydrate, Eiweiße, Fette und Aminosäuren gehören ebenfalls zu dieser Auswahl.

Zusätzlich existieren zwischen 60.000 und 100.000 Pflanzenstoffe mit sehr unterschiedlichen Aufgaben. Jede einzelne Substanz wird von bestimmten Pflanzen mit speziellen Eigenschaften ausgestattet, davon einige schwerpunktmäßig im Winter in den Wurzeln, andere im Sommer in den Blättern und Blüten. Sie heißen sekundäre Pflanzenstoffe, nicht weil sie zweitrangig sind, sondern weil sie nicht unmittelbar für den Aufbau von Zellen oder die Gewinnung von Energie nötig sind. Gleichzeitig sind sie für jede existierende Pflanze eminent wichtig, und wie wir heute wissen, für uns selbst ganz besonders wertvoll.

In den Pflanzen sind sie verantwortlich für den umfassenden Schutz vor allen Gefahren, vor denen nicht geflüchtet werden kann, vor Nachtfrost, Hitzschlag, Bakterien, Pilzen und Viren. Insekten werden mit duftenden Ölen und leuchtenden Farbstoffen zur Vermehrung angelockt. Fressfeinde werden mit Bitterstoffen und Säuren vertrieben. Mit chemischen Molekülen im Erdreich werden fremde Gewächse auf Distanz gehalten, denn die Schätze des Bodens, Luft und Sonnenlicht sind begrenzt. Und höchste Priorität hat der Schutz der Zellregulation vor bösartigen Ausreißern. Obwohl nicht eine Drüse existiert, die einen Botenstoff abgeben könnte, erkennen wir auch eine Vielzahl von chemischen Eigenschaften wie von unseren Hormonen. Sie informieren, sie steuern, sie treiben an, sie hemmen. Bitterstoffe, Säuren, Süßsäfte, Fette und Alkohole verleihen jeder Pflanze das typische Profil. Je fordernder die Umweltbedingungen, mit desto mehr Wirkstoffen aus ihrer grünen Apotheke muss die Pflanze gegenhalten. Die Mehrzahl ist antioxidativ. Sie hemmen Entzündungen und stärken die Abwehrkräfte.

Vor etwa 10.000 Jahren begriffen die ersten menschlichen Hochkulturen, dass durch den Verzehr bestimmter Pflanzen für uns gewünschte Wirkungen zu erzielen sind.

Phytostoffe besitzen nach Verzehr im menschlichen Körper regulierende Eigenschaften, die einen Organismus wieder in einen gesunden Bereich bringen können. Heute können diese Unterstützungen genauestens erklärt werden. Die wichtigsten betreffen den Stoffwechsel und das kontrollierte Zellwachstum, mit dem auch die Erneuerung von Bindegewebe und Knochen, von Nervenreizleitungen und Blutkörperchen verbunden ist. Eine besondere Rolle spielen pflanzliche Fette und fettähnliche Substanzen, so genannte Lipide. Wir empfinden sie, zum Beispiel in der Avocado oder im Olivenöl, als besonders schmackhaft.

Spezielle Funktionen helfen im menschlichen Körper bei Enzymreaktionen, gegen oxidativen und inflammatorischen Stress und bei der Weiterleitung von elektrischem Strom. Ein Beispiel: Die Verteilung von Kalium und Magnesium ist erforderlich für die Bildung von elektrischen Impulsen in den Sinusknoten, den Schrittmacherzellen des Herzens. Träge ablaufende Reaktionen werden durch Pflanzenstoffe verbessert oder wiederhergestellt. Heute können die Effekte von Mikronährsubstanzen in den Prozessen unseres Körpers genauestens erklärt werden. Sie gehören zu den schönen Seiten der Ernährung.

Studien belegen, dass einzelne Phytosubstanzen die Aktivitäten in etwa einem Dutzend zur Gesunderhaltung gehörender Bereiche unterstützen können. Darunter sind: der Schutz vor toxischen Schäden an der Erbsubstanz der Zellen, die Verstärkung der Abwehrkräfte, die Aufnahme von Hormonen durch eine Zelle, die Verhinderung von Herzerkrankungen, von Osteoporose und Makula-Degeneration im Auge und immer wieder das Gegensteuern bei chronischen Entzündungen und oxidativem Stress. Derartige Impulse verbessern die Fähigkeiten eines durch Krankheit geschwächten Menschen, seine Systeme der Immunabwehr, der Nervenkommunikation und der Drüsen zu stärken und sich störenden Belastungen anzupassen.

Eine hohe Zahl der Menschen lebt mit Störungen des Stoffwechsels. Das sind die komplexen Vorgänge der Umwandlung von Nahrungsmitteln und Sauerstoff, sowie der Erneuerung von Zellen, und zwar grob geschätzte 50 Millionen in jeder Sekunde.

Defizite an sekundären Pflanzenstoffen, Mineralstoffen und Spurenelementen sind weit verbreitet. Eine Ursache ist Armut. Organisch wertvolle Lebensmittel sind teurer. Gedankenlosigkeit und Unwissenheit sind Erklärungen dafür, dass auch Gutsituierte mit Mangelzuständen leben.

Eine Vernachlässigung der Zufuhr von pflanzlichen Mikronährstoffen kann verschiedene Erkrankungen auslösen. Ein dramatisches Beispiel: Für die Entstehung einer ernährungsbedingten nicht-alkoholischen Fettleber, NAFLD, muss vor allem die typische Kost in der westlichen Welt verantwortlich gemacht werden, bestehend aus in Fertigkost hinzugefügtem Zucker, Fructose, Sucrose, aus Getränken mit künstlichem Geschmack, aus gesättigten Fettsäuren schlechter Qualität, aus rotem Fleisch, raffiniertem Mehl und nahrhaften Milchprodukten [10].

Während es empfehlenswert sein kann, sekundäre Pflanzenstoffe in höherer Dosis aufzunehmen, als sie in der Natur vorkommen, ist es gleichzeitig vorteilhaft, sie direkt aus Pflanzen zu beziehen oder aus Tieren, die ihrerseits wertvolle Pflanzenstoffe verzehrt haben, beispielsweise fettreiche Fische oder Rinder auf Weideflächen. Die grüne Apotheke stattet manche Pflanzen mit Hunderten, ja Tausenden sekundären Pflanzenstoffen aus, so dass ihre Wirkungen für uns im Idealfall auf einem Gesamteffekt beruhen.

Hinweis: Verschiedene Blattgemüse und andere Pflanzen entwickeln Antinährstoffe gegen Fressfeinde, darunter die Phytinsäure und Tannine. Im menschlichen Verdauungstrakt wirken sie ebenfalls, indem die Absorption bestimmter Mineralstoffe geblockt wird. Das Spurenelement Silizium ermöglicht deren Aufnahme dennoch.

Mein Speck kommt von eurem Dreck!

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