Читать книгу Mein Speck kommt von eurem Dreck! - Imre Kusztrich - Страница 6
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Dieses Buch hat eine Schwäche. Selbst wer alle Seiten bis ans Ende liest, wird sich intuitiv immer noch gegen die Hauptaussage sträuben: Nicht Gefräßigkeit macht Menschen dick. Auch nicht Faulheit und Willensschwäche. Aber es stimmt. Es sind nicht die Menschen, die unersättlich werden. Es sind ihre Körper. Sie werden es durch dickmachendes Essen.
Was und wie viel wir verzehren und was unser Stoffwechsel daraus macht, bestimmen nicht hauptsächlich wir. Es ist das Ergebnis unzähliger Faktoren. Einer der unwichtigsten sind Kalorien. Die Folgen können die weit verbreiteten nicht-übertragbaren Krankheiten sein und betreffen sogar die Fettleibigkeit. Darauf kann nicht früh und nicht oft genug hingewiesen werden.
Es ist ein Gebot der Stunde aus einer wissenschaftlichen Studie vom 30. November 2019 zu zitieren, weil sie in doppelter Hinsicht typisch ist: Die Schlussfolgerung ist eine Anklage an die Nahrungsindustrie und an die Gesundheitspolitik … und niemand hat reagiert! Die Untersuchung beschreibt die Folgen von hochprozessierter Nahrung und erschien mit dem ins Deutsche übersetzten Titel „Über die Kalorien hinaus – Liegt das Problem in der Produktion?“
Zitat: „Es gibt eine zunehmende Übergewichtsepidemie, dementsprechende chronische Erkrankungen und Steigerungen im Konsum von ultraprozessiertem Essen.
In jüngsten Studien mit Menschen erwiesen sich hochprozessierte Nahrungsmittel als Beitrag zu verringerter Sattheit, zu erhöhter Essenshäufigkeit, zu verschlechterten biochemischen Messwerten in Bezug auf Fettsucht und zu mehr Gewichtszunahme“ (Quelle: „Beyond the Calories-Is the Problem in the Processing?“ Janese Laster MD, Leigh A. Frame PhD, MHS. „Current Treatment Options in Gastroenterology“ 30 November 2019).
Also: Weniger Sattheit, mehr Mahlzeiten, stärkere Fettsucht, höheres Gewicht. Möglicherweise fällt es Ihnen schwer, das zu glauben. Aber bedenken Sie. Wir sprechen von einem Organismus, der in jeder Sekunde geschätzte 30.000 bis 100.000 biologische Handlungen vollbringt. Am liebsten ohne irgendwelche Schadstoffe von außen.
Bevor Sie jetzt falsche Schlüsse ziehen: Hochprozessierte Nahrung ist ein echtes Problem, aber wahrlich nicht das einzige oder wichtigste. Bequemlichkeit, Geschmack und unschlagbar niedrige Preise machen diese Art von ultraprozessiertem Essen fast unwiderstehlich. Während jedoch immer mehr Menschen zu Fertiggerichten und Snacks zwischendurch greifen, werden auch immer mehr Menschen dicker oder fetter.
Am häufigsten sind es Kartoffelchips, gesüßte Getränke mit Geschmack, Süßigkeiten, Desserts, Backwaren mit weißem Mehl, rotes Fleisch und mariniertes und industriell zubereitetes Fleisch. Langsamere Gewichtszunahme im Laufe des Lebens oder sogar Abnehmen verbinden die Forscher mit Vollkornprodukten, Früchten und Gemüse.
Die in der Studie untersuchten Amerikaner aßen zu wenig Ballaststoffe und nahmen zu viele Nahrungszusätze und appetitfördernde Chemikalien auf. Diese Substanzen veranlassen uns, rascher zu essen, häufiger zu essen. Die gesundheitlichen Folgen sind erheblich. Sie werden hingenommen. Sie werden vertuscht.
Einer der Autoren, der Arzt Dr. med. Leigh A. Frame, sieht die Regierungen in der Pflicht: „Statt hinterher Fettsucht und Stoffwechselkrankheiten mit Medikamenten zu behandeln, brauchen wir ernste Bemühungen, unser Essen als Medizin einzusetzen. Ein Rückgang der Gewichtskrise und damit verbundener Krankheiten wird weniger prozessierte Nahrung erfordern und einen größeren Verzehr von vollwertigem Gemüse, Hülsenfrüchten, Nüssen, Obst und schlicht Wasser statt Softdrinks.“
Eine Gesundheitsbranche als Profitmaschine lässt nichts Gutes erwarten. Sehr viel stärker als wir selbst beeinflussen fremde Kräfte das Verhältnis unseres Körpers mit Essen. Das Dickmacherkartell aus Nahrungsindustrie, Pharmaherstellern, Handel, Werbeagenturen, Medien, Modebranche und Politik hat es sogar geschafft, die krankmachenden Exzesse erfolgreich jenen betroffenen Personen anzuhängen, die dann wegen ihrer korpulenten Figur auch noch erfolgreich diffamiert werden. Unterm Strich sichern diese schlimmen Verhältnisse Gewinne in Milliardenhöhe! Nicht zuletzt auch Trittbrettfahrern, die mit Schlankheitsprojekten in jeder Großstadt riesige Hallen füllen.
Für einen größtmöglichen Geschäftserfolg verringern Unternehmen schamlos die Qualität der Nahrung und maximieren den Umsatz. Unsere Gesundheit hat keinen Stellenwert. Hersteller haben zu oft weder das geringste Interesse an den Lebensvorgängen im Organismus ihrer Kundschaft, noch verfügen sie über die einfachsten Kenntnisse. Einige wischen alle Hemmungen beiseite. Und doch bestimmen ausschließlich sie die Spielregeln. Immer verweisen sie auf das gleiche Schuldprinzip. Übergewicht ist eine Frage der Kalorien. In Wirklichkeit sind Dutzende, wenn nicht Hunderte Faktoren viel gravierender!
Möglich wurden diese Bedingungen durch den fast vollständigen Rückzug der Regierungen von ihrer ureigensten Pflicht, die Bürger zu schützen. Neoliberalismus mit der Devise „mehr privat, weniger Staat“ wurde zur Rechtfertigung für den weitestgehenden Verzicht auf Schutz, auf Regeln, auf Kontrolle. Entfesselte Konzerne vervielfachten ihre Profite, aber auch unseren Bauchspeck und Erkrankungen. Keine Nation der Welt hat es bisher geschafft, den Anstieg der Übergewichtskrise zu stoppen. Zu lange ließ auch die Wissenschaft sich an den Rand drücken. Es ist alarmierend. Schon seit drei Jahrzehnten hat angeblich der Kampf gegen Übergewicht höchste Priorität hat. Wichtigste Erkenntnisse haben jedoch erst die Jahreszahl 2019.
Als Belege zu konkreten und oft verblüffenden Aussagen in diesem Buch wurden mehr als 200 der fundamental elementarsten und aktuellsten Studien über die komplexe Entstehung von Fettleibigkeit ausgewertet. Mehr als ein Drittel stammt aus den letzten zwölf Monaten.
Sie geben eine völlig andere Sicht wieder. Schon Medikamente im Mutterleib können verheerende späte Folgen auf die Bedingungen
im Verdauungstrakt haben. Jedoch wahrlich katastrophal wirken sich Strategien einer Nahrungsindustrie aus, die sich bis heute ihrer Mitverantwortung für die globale Fettleibigkeitsepidemie entzieht. Raffinierte Zuckervarianten, Überdosierung mit Salz und minderwertige Fette sind die Säulen eines obersten Ziels aller Maßnahmen: ausufernder Mehrkonsum, auf Teufel komm raus! Substanzen durchdringen die Blut-Hirn-Schranke. Sie heißen offiziell Exzitotoxine, Erregungsgifte und sind zugelassen. Sie animieren Geschmacksnerven und zerstören Gehirnzellen. Kopfschmerz, Nesselsucht, Unfruchtbarkeit, Schlafstörung, Schlaganfall? Selber schuld.
Hunderte Zusätze mit chemischen Wirkungen trimmen den Stoffwechsel dann endgültig in den roten Bereich. Und das Beschämendste: Kleinkinder werden schon vor dem dritten Lebensjahr raffiniert fast unstoppbar auf dick getrimmt. Hier einige ganz böse Mitspieler in der Übergewichtskrise:
• Antibiotika, noch im Mutterleib und ab Geburt.
• Zuckerversionen mit heimtückischen Wirkungen, allen voran High Fructose Corn Syrup, HFCS.
• Dubiose Zusätze mit chemischen Wirkungen in hochprozessierter Nahrung, Xenobiotika genannt.
• Gehärtete Fette, die auch ungekühlt nicht ranzig werden.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher sind Zusammenhänge überhaupt nicht durchschaubar. Nur den wenigsten ist bewusst, dass sie das Recht haben, ihren Frust herauszuschreien: „Mein Speck kommt von eurem Dreck!“
Die Wissenschaft weiß täglich mehr und wird konsequent totgeschwiegen. Davon profitieren alle Partner im Kartell der Übergewichtsindustrie.
Der überwiegende Teil der Seiten in diesem Buch präsentiert einen vielleicht sogar Mut machenden völlig anderen Blick auf das Dicksein, wie Sie es am eigenen Körper möglicherweise selbst erleben oder an anderen sehen. Eindeutig widerlegen alle seriösen Studien jeden Vorwurf von Gefräßigkeit, Faulheit und Willensschwäche. Auf den Punkt gebracht: Alles, was allgemein über das Dicksein unterstellt und behauptet wird, ist grundsätzlich falsch.
Dieses Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite eine Materialsammlung, die Besorgnis erregt. Aber zur Belohnung für die Lektüre finden Sie schon innerhalb der ersten 30, 40 Seiten geballte Informationen, die eine erstaunliche These stützen: Eigentlich nur mehr spezielle Mikronährstoffe der Natur selbst können reparieren, was Nahrungsindustrie, Pharmabranche, Medien und Politik mit unserem Körper anstellen. Sie finden sie in den Kapiteln „Die Anti-Übergewichtseffekte von Tomate, Karotte, Mais & Co.“, „Noch mehr erstaunliche Hilfen aus der Natur“ und ziemlich verblüffend in „Calcium, die früheste Anti-Fett-Substanz“ und „Auch Vitamin D hat Anti-Fett-Kräfte“. Hilfreiche wissenschaftliche Erkenntnisse sind über das ganze Buch verteilt und konzentriert in „Empfehlungen: Gewürze, Getränke, Glücks-Food“ sowie „Nährstoffe, Vitamine und Spurenelemente mit Hoffnungspotenzial“.
Es sind Substanzen mit Reset-Effekt, wie bei einem Computer, der abgestürzt ist. Vitamine, Aminosäuren, Spurenelemente, Mineralstoffe, Fettsäuren, Enzyme, sekundäre Pflanzenstoffe. Ihnen gelingt die Wiederherstellung eines Ausgangszustandes.
In diesem Buch wird an vielen Stellen von Entzündung die Rede sein, von entzündlichen Prozessen, von inflammatorischem Stress. Aber auch vom Gegenteil, von anti-entzündlichen Mikronährstoffen. Entzündung ist eine geniale Waffe unserer Krankheitsabwehr. Stets ist sie der Versuch einer Korrektur durch das Immunsystem. Unser Fieber markiert krankmachende Erreger, und Killerzellen und Fresszellen beseitigen sie. Die Körperpolizei bekämpft mit aller Kraft jedoch auch gefährliche Nahrung. Mit negativen Folgen vom Verdauungstrakt bis hinauf in das Gehirn.
Anti-entzündliche Nährstoffe können den gefährlichen Stress beenden. Doch sie kommen in den allermeisten Produkten der Nahrungsindustrie nicht vor.
Nahrungszusätze, Umweltgifte und manche Medikamente können doppelt schädlich sein. Sie jagen auch aggressive Sauerstoffmoleküle wie Brandfackeln durch die Gefäße. Das bewirkt eine Art Rostfraß im Körper. In der Natur lässt der Effekt von Oxidation aufgeschnittene Äpfel braun und Fette ranzig werden. Eisen rostet. Dieser oxidative Stress schafft eine Zellzerstörung mit der Geschwindigkeit eines Kurzschlusses. Im Körper startet er das langsame Erlahmen vieler Organfunktionen durch reaktive Sauerstoffteilchen. Die Folgen sind Alterungsprozesse, Entzündungen, Arteriosklerose, Übergewicht, Fettleber, Bluthochdruck, Bedrohungen für Herz und Gehirn, sowie die Bereitschaft für einige Krebserkrankungen.
Wirksamsten Schutz bietet die anti-oxidative Selbsthilfe des Körpers. Dafür benötigt er ebenfalls bestimmte Mikronährstoffe, die in dem, was am besten schmeckt, nicht vorkommen.
Auf den Punkt gebracht: Moderne Nahrung startet nach Verzehr Belastungen im Körper, erneuert sie immer wieder und stoppt sie nicht. Damit stehen die so genannten nicht-übertragbaren Krankheiten in einem Zusammenhang: Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes, Schlaganfall, Bluthochdruck, nichtalkoholische Fettleber, Nierenfunktionsstörung, sogar Krebs. Ein dadurch gefordertes Immunsystem entwickelt weniger Abwehrkräfte auch gegen Infektionen.
Essen könnte uns so gut tun. Doch diese Rechnung geht mit der Nahrungsindustrie nicht auf.