Читать книгу Neukirchener Kinderbibel Neukirchener Erzählbibel (ohne Illustrationen) - Irmgard Weth - Страница 57
47. Gideon und die Midianiter
ОглавлениеWenig später fielen die Midianiter
wieder in das Land ein.
In großen Scharen kamen sie an.
Wie ein Wirbelwind
fegten sie auf ihren Kamelen daher
und schlugen im Tal ihre Zelte auf,
ein riesiges Kriegslager.
Als die Israeliten das sahen,
überfiel sie große Angst.
Sie flohen in die Berge
und versteckten sich in Höhlen.
Aber Gideon ließ laut
in die Posaune blasen,
sodass es über die Berge schallte.
Er schickte Boten ins ganze Land
und ließ allen Israeliten sagen:
„Wer kommt mit?
Wer zieht mit mir
gegen die Midianiter?“
Da krochen sie alle wieder
aus ihren Höhlen hervor,
einer nach dem anderen,
und scharten sich um Gideon.
Bald waren es viele Tausend Krieger.
Aber es waren noch nicht genug.
„Ob Gott uns helfen wird?“,
fragte sich Gideon.
„Ich muss es wissen.
Sonst bin ich verloren.“
Er nahm ein Schaffell,
legte es auf die Wiese und betete:
„Herr, gib mir ein Zeichen,
damit ich erkennen kann,
ob du uns hilfst!
Wenn morgen früh
das Fell nass ist vom Tau,
aber die Wiese trocken,
dann will ich glauben,
dass du uns hilfst.“
Am nächsten Morgen
war das Fell nass,
aber die Wiese war trocken.
Doch Gideon war noch unsicher.
Er betete noch einmal zu Gott.
„Ach Herr! Wenn es nur Zufall war?
Bitte, gib mir noch ein Zeichen!
Wenn morgen früh das Gras nass ist,
aber das Fell trocken,
dann will ich gewiss glauben,
dass du uns hilfst.“
Und wirklich: Am nächsten Morgen
war das Fell ganz trocken,
aber das Gras ringsum war nass.
Da schöpfte Gideon Mut.
Er scharte seine Männer um sich
und zog mit ihnen
den Feinden entgegen.
Aber Gott sprach zu Gideon:
„Du hast zu viele Männer bei dir.
Sag ihnen: Wer Angst hat,
kann nach Hause gehen.“
Da liefen die Männer
in großen Scharen davon.
Doch Gott sprach zu Gideon:
„Es sind noch immer zu viele.
Führe die Männer zu einer Quelle
und lass sie dort trinken!
Du aber gib acht, wie sie trinken!
Wer das Wasser leckt wie ein Hund,
der soll mit dir ziehen.
Aber die anderen
schick alle nach Hause!“
Da führte Gideon die Männer
zu einer Quelle und ließ sie trinken.
Aber nur ganz wenige
leckten das Wasser wie Hunde.
Nur 300 Männer
blieben am Ende zurück.
Gideon klopfte das Herz,
als er die kleine Schar sah.
Was waren schon 300 Männer
gegen so viele Feinde?
Doch Gott sprach zu Gideon:
„Durch diese 300 Männer
will ich Israel retten.
Hab keine Angst!
Geh zum Lager der Midianiter
und horch, was sie dort reden!
Dann wirst du wieder Mut fassen.“
Da schlich sich Gideon
mit seinem Diener bei Nacht
zum Lager der Feinde und lauschte.
Und er hörte, wie sie sagten:
„Gideon ist viel stärker als wir.
Gideon wird über uns siegen.
Denn Gott ist auf seiner Seite.“
Als Gideon das hörte,
kniete er nieder und dankte Gott.
Danach kehrte er schnell zurück,
und sammelte seine 300 Männer
um sich.
„Auf“, rief er,
„macht euch bereit!
Nehmt Posaunen und Tonkrüge
mit Fackeln in die Hand!
Und zieht mit mir
zum Lager der Feinde.
Da werdet ihr sehen,
was Gott für euch tut.“
Da packten die 300 Männer
ihre Posaunen,
nahmen die Krüge und Fackeln
und zogen dem Feind entgegen.
Von drei Seiten schlichen sie sich
an das Lager heran.
Plötzlich blieben sie stehen,
bliesen laut in ihre Posaunen
und zerschmetterten ihre Krüge.
Und sie schrien laut:
„Für Gott und für Gideon!“
„Für Gott und für Gideon!“
So schallte es
von den Bergen zurück.
Es war ein Lärm,
als ob Tausende anrückten.
Da wurde es auf einmal
lebendig im Lager der Midianiter.
„Hilfe! Hilfe!“, schrien sie.
„Wir sind verloren.
Die Israeliten sind da.
Rette sich, wer kann!“
Sie packten ihre Schwerter,
schlugen wild um sich,
hieben aufeinander ein
und sahen im Dunkeln gar nicht,
dass sie nur ihre eigenen Leute trafen.
Sie schrien vor Angst,
ließen alles liegen und stehen
und flohen davon.
*
Als aber Gideon
mit seinen Männern heimkehrte,
kamen die Israeliten zu ihm
und baten ihn:
„Gideon, sei unser König!
Denn du hast uns gerettet.“
Aber Gideon wehrte erschrocken ab.
„Ich will kein König sein.
Begreift doch:
Ich habe euch nicht gerettet.
Gott hat es getan.
Er ist euer König.“
Von diesem Tag an
fielen keine Midianiter mehr
in das Land ein.
Das Volk Israel
hatte endlich Frieden.
Richter 6,33–8,23