Читать книгу Neukirchener Kinderbibel Neukirchener Erzählbibel (ohne Illustrationen) - Irmgard Weth - Страница 58
48. Rut
ОглавлениеBald brach ein neues Unglück
über das Land herein.
Der Regen blieb aus.
Das Gras wurde welk.
Und auf den Feldern
wuchs kein Korn mehr.
Zu der Zeit lebte in Bethlehem
eine Frau, die hieß Noomi.
Ihr Mann war ein Bauer.
Er hatte sein Feld vor der Stadt.
Aber in diesem Jahr
hatte sein Feld kein Korn getragen.
Und Noomi hatte kein Mehl
und kein Brot mehr im Haus.
Da sagten sich die beiden:
„Was sollen wir machen?
Wir können nicht
in Bethlehem bleiben.
Sonst müssen wir
am Ende verhungern.
Wir wollen ins Ausland gehen,
solange hier Hungersnot ist.“
So packten sie ihre Habe
und zogen ins Nachbarland Moab.
Ihre zwei Söhne begleiteten sie.
Jahre vergingen.
Da starb Noomis Mann.
Die Söhne aber wuchsen heran.
Sie heirateten Frauen
aus dem Land Moab,
Rut und Orpa mit Namen.
Doch nach zehn Jahren
starben auch beide Söhne.
Noomi blieb allein
mit ihren Schwiegertöchtern zurück.
Aber diese gehörten nicht
zum Volk Israel wie Noomi.
Sie gehörten zum Volk der Moabiter.
Da sagte Noomi eines Tages
zu Rut und Orpa:
„Warum soll ich noch länger
im fremden Land bleiben?
Die Hungersnot ist vorüber.
Ich will wieder nach Bethlehem
in meine Heimat zurückkehren.“
„Dann begleiten wir dich“,
sagten Rut und Orpa.
Und sie machten sich mit Noomi
auf den Weg.
Als sie schon ein gutes Stück
miteinander gegangen waren,
blieb Noomi plötzlich stehen
und wandte sich zu den beiden:
„Kehrt nun um!
Geht zurück in euer Land
und werdet glücklich dort!
Gott sei mit euch!“
„Aber nein! Wir gehen mit dir“,
sagten die beiden.
Doch Noomi schüttelte den Kopf.
„Warum wollt ihr denn mit mir
in ein fremdes Land ziehen?
Seht, ich bin alt.
Ich kann euch
keinen Mann mehr geben.
Geht in euer Land zurück!
Heiratet dort wieder
und fangt ein neues Leben an!“
Da nahm Orpa Abschied,
weinte und küsste Noomi
und kehrte um.
Rut aber blieb stehen.
„Nein“, sagte sie fest,
„ich lasse dich nicht allein.
Ich gehe mit dir.
Wo du hingehst,
da will ich auch hingehen.
Dein Volk ist auch mein Volk.
Und dein Gott ist auch mein Gott.“
Und sie ging mit Noomi.
Nach vielen Tagen kamen
die beiden in Bethlehem an.
Im Nu sprach es sich
in der ganzen Stadt herum:
„Habt ihr gehört?
Noomi ist wieder da!“
Von allen Seiten
eilten die Leute herbei,
um Noomi zu begrüßen,
Freunde, Nachbarn und Verwandte.
Aber wie erschraken sie,
als sie Noomi sahen!
„Ist das wirklich Noomi?“,
riefen sie entsetzt.
„Seht doch, wie alt sie geworden ist!
Und wo hat sie ihren Mann
und ihre beiden Söhne gelassen?“
„Ja, ich bin es wirklich“,
sagte Noomi bitter.
„Aber ich bin nicht mehr
dieselbe wie früher.
Alles ist anders geworden.
Reich zog ich damals
aus Bethlehem aus.
Ich hatte meinen Mann
und meine beiden Söhne.
Doch nun kehre ich arm
und ohne Mann und Söhne zurück.
Gott hat mir bitteres Leid zugefügt.“
Rut aber stand bei ihr und schwieg.
Niemand ahnte, wer sie war
und warum sie mit Noomi
nach Bethlehem gekommen war.
Rut 1