Читать книгу Neukirchener Kinderbibel Neukirchener Erzählbibel (ohne Illustrationen) - Irmgard Weth - Страница 59
49. Rut und Boas
ОглавлениеEs war gerade Erntezeit,
als Rut und Noomi
nach Bethlehem kamen.
Überall auf den Feldern
waren die Schnitter am Werk.
Sie schnitten das Korn mit der Sichel
und banden die Ähren
in Garben zusammen.
Aber einige Ähren blieben
am Boden liegen.
Die durften die Armen aufsammeln,
die selbst kein Feld besaßen.
Da sagte Rut zu Noomi:
„Was sollen wir essen?
Wir haben kein Brot im Haus
und auch kein Mehl und kein Korn.
Darum will ich morgen früh
auf die Felder gehen
und Ähren auflesen.“
„Ja, geh nur!“, meinte Noomi.
„Mir ist es recht.“
Am nächsten Morgen
stand Rut früh auf.
Sie ging auf ein Feld,
das nahe bei Bethlehem lag,
und machte sich an die Arbeit.
Sie bückte sich
und las auf, was sie fand:
goldgelbe Ähren, kleine und große,
und sammelte sie in ihr Tuch.
Sie ruhte nicht und schaute nicht auf,
bis das Tuch voll war.
Darüber wurde es Mittag.
Da kam Boas aufs Feld,
der Bauer, dem das Feld gehörte.
Als er Rut sah,
ging er zu seinen Knechten
und fragte sie leise:
„Sagt, wer ist diese Frau,
die dort Ähren aufliest?“
Sie antworteten:
„Es ist die Frau aus Moab,
die mit Noomi hierher kam.
Sie ist schon
vom frühen Morgen an hier
und arbeitet ohne Pause.“
Da ging Boas zu Rut hin,
grüßte sie freundlich und sagte:
„Wenn du willst, kannst du immer
auf meinen Feldern Ähren auflesen.
Meine Knechte und ich sorgen dafür,
dass dir kein Leid geschieht.
Und wenn du Durst hast,
dann geh zu den Knechten
und trink aus ihrem Krug!“
Da verneigte sich Rut so tief,
dass ihr Gesicht
fast die Erde berührte.
„Mein Herr“, fragte sie leise,
„warum bist du so gütig zu mir?
Womit habe ich das verdient?
Ich bin doch für dich
nur eine Fremde.“
„Man hat mir erzählt,
was du für Noomi getan hast“,
antwortete Boas freundlich.
„Gott segne dich dafür!
Komm, steh auf!
Es ist Mittagszeit.
Iss mit uns
und lass es dir schmecken!“
Da setzte sich Rut
zu den Knechten und Mägden.
Und Boas legte ihr Brot
und geröstete Körner vor,
so viel sie wollte.
Danach aber stand Rut
sogleich wieder auf
und sammelte weiter.
Boas sah ihr verwundert zu.
„Sorgt nur immer dafür,
dass sie auch genug Ähren findet!“,
sagte er leise zu seinen Knechten.
„Lasst ab und zu
ein paar Ähren absichtlich fallen,
damit sie mehr findet!
Und seid auch stets freundlich zu ihr!“
Als es Abend wurde,
hatte Rut einen ganzen Sack
voller Ähren gesammelt.
Sie klopfte das Korn aus den Ähren
und brachte es zu Noomi.
„So viel Korn?“, staunte Noomi.
„Wo hast du das alles gefunden?“
„Auf dem Feld von Boas“,
antwortete Rut und erzählte Noomi,
was Boas zu ihr gesagt hatte.
„Gott sei Dank!“, rief Noomi froh.
„Nun sehe ich,
dass Gott uns nicht vergessen hat.
Bleib nur immer in Boas’ Nähe!
Er meint es gut mit uns.
Er ist sogar mit uns verwandt.“
Von da an ging Rut
jeden Tag zu Boas aufs Feld.
Als aber die Erntezeit vorüber war,
holte Boas Rut zu sich ins Haus
und nahm sie zur Frau.
Nicht lange danach gebar Rut einen Sohn.
Da kamen alle Nachbarn
und Freunde zu Noomi
und riefen voll Freude:
„Gott sei gelobt!
Er hat dich wieder getröstet.
Rut hat dir einen Enkelsohn geschenkt.
Der wird dich froh machen.“
Und alle in der Stadt
freuten sich mit Noomi und Rut
und dankten Gott für dieses Kind.
Aber noch ahnte niemand in Bethlehem,
wer einmal der Enkelsohn
dieses Kindes sein würde:
König David, der König,
den Gott für sein Volk bestimmt hatte.
Rut 2–4