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Jakob in Ägypten

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Genesis 47

Bald darauf wurde Josef gemeldet:

„Dein Bruder Juda ist hier.

Er lässt dir ausrichten:

Dein Vater ist nach Ägypten gekommen.

Er ist schon im Land Goschen

und fragt, ob er dort bleiben kann

mit seiner Großfamilie.“46,28

Als aber Josef hörte,

dass sein Vater gekommen war,

spannte er sofort seinen Wagen an

und fuhr seinem Vater entgegen.

Im Land Goschen traf er auf ihn,

gefolgt von Söhnen und Töchtern,

von Knechten und Mägden

und seinen Viehherden.

„Mein Vater!“, rief Josef.

Er sprang aus dem Wagen,

lief seinem Vater entgegen,

fiel ihm um den Hals

und weinte vor Glück.46,29

„Josef, mein Sohn!“,

sprach Jakob bewegt.

„Nun weiß ich: Du lebst wirklich!

Jetzt kann ich getrost sterben.

Denn ich habe dich

mit eigenen Augen gesehen.“46,30

Doch Josef fiel ihm ins Wort.

„Nein, nicht sterben, leben sollst du!

In diesem Land sollt ihr wohnen.

Ich will den Pharao bitten,

dass er euch dieses Gebiet überlässt.

Hier im Land Goschen gibt es

Wasser und Weideland für eure Tiere.“46,31ff

Danach ließ Josef dem Pharao sagen:

„Mein Vater und meine Brüder sind hier.“

Und er wählte fünf seiner Brüder aus

und stellte sie dem Pharao vor.

Der begrüßte sie freundlich:

„Was führt euch hierher?

Was ist euer Beruf?“

„Viehhirten sind wir

und kommen aus Kanaan.

Wir bitten um Gastrecht.

Denn in unserem Land

herrscht große Hungersnot.

Darum gewähre uns eine Bitte:

Lass deine Knechte in Goschen wohnen,

bis die Hungersnot vorüber ist.“47,1ff

Da sagte der Pharao, zu Josef gewandt:

„Es sind dein Vater und deine Brüder.

Das ganze Land steht euch offen.

Gib ihnen das beste Gebiet!

Lass sie in Goschen wohnen

und setze sie auch als Hirten

über meine Viehherden ein.“47,5f

Darauf stellte Josef auch

seinen alten Vater dem Pharao vor.

„Wie alt bist du?“, fragte dieser.

„130 Jahre“, antwortete Jakob.

„Sie sind im Fluge vergangen.“

Dann hob Jakob feierlich seine Hand

und gab Pharao seinen Segen.47,7ff

Den Hofleuten stockte der Atem.

Wie durfte dieser Hirte es wagen,

ihren mächtigen König zu segnen?

Wusste er nicht, dass Viehhirten

den Ägyptern ein Gräuel waren?46,34

Aber Pharao ließ Jakob gewähren.

Wie einen Fürsten entließ er Jakob

mit allen Ehren.

Da ließ sich Jakob

im Land Goschen nieder

und wohnte dort

mit seiner ganzen Familie,

mit Kindern und Kindeskindern

und mit all seinem Vieh.

Seine Familie wuchs von Jahr zu Jahr

und breitete sich immer mehr aus.

So erfüllte sich das Wort,

das Gott Jakob verheißen hatte.

Als Wirtschaftsflüchtlinge kommen Jakob und seine Nachkommen nach Ägypten und werden dort wider Erwarten freundlich empfangen. Obwohl die hoch kultivierten Ägypter gegenüber nomadischen Viehzüchtern Abscheu und Verachtung zeigen (46,34), weist ihnen der Pharao, durch Josefs Vermittlung und Fürsprache, das Land Goschen zu, jenen Landstrich im östlichen Nildelta, der als besonders fruchtbar gilt, und setzt sie sogar als Viehhirten über seine Herden ein. Im Unterschied zu der Situation, die am Anfang des Exodusbuchs beschrieben wird, zeigt diese Geschichte: Jakobs Nachkommen behalten zunächst auch als Fremde ihre Rechte im fremden Land und werden als solche auch geachtet. Besonders eindrucksvoll ist die Szene, da Pharao von Jakob gesegnet wird. Er, der sich selbst als Gott verehren lässt, lässt sich den Segen dieses fremden Viehhirten gefallen! Ein sichtbares Zeichen dessen, was Abraham einst verheißen wurde: „Durch dich sollen gesegnet werden alle Völker auf Erden.“ (12,3)

Neukirchener Bibel - Das Alte Testament

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