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Die Plagen

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Exodus 7–10

Danach sprach Gott zu Mose:

„Siehe, ich gebe dir

die Vollmacht Gottes.

Du sollst dem Pharao alles sagen,

was ich dir sagen werde.

Und Aaron soll dein Prophet sein.

Er soll dein Wort vor den Pharao bringen.

Aber er wird nicht auf euch hören.

Sein Herz ist verhärtet.

Doch ich will ihm meine Macht zeigen.

Und die Ägypter sollen erkennen,

dass ich der Herr bin,

wenn ich euch aus Ägypten wegführe.

So geh nun morgen früh zum Nil.

Dort wirst du auf den Pharao treffen.“7,1ff

Da gingen Mose und Aaron

am nächsten Morgen zum Nil

und stellten sich dem Pharao

in den Weg.

„Höre, Pharao!“, sprach Mose.

„Der Herr, der Gott der Hebräer,

hat mich zu dir gesandt.

Er gebietet dir:

Lass mein Volk ziehen!

Lass es in der Wüste

ein Fest für seinen Gott feiern.

Aber du willst nicht auf ihn hören.

Darum soll im ganzen Land

alles Wasser zu Blut werden.

Dann wirst du erfahren,

dass ich der Herr bin,

spricht Gott.“7,16f

Und Mose schlug mit seinem Stab

auf das Wasser des Nil.

Da wurde das Wasser blutrot.

In allen Flüssen, Seen und Sümpfen

wurde Wasser zu Blut.

Die Fische starben in Massen.

Das Wasser stank gräulich.

Niemand konnte es trinken.

Verzweifelt gruben die Menschen

an den Ufern nach sauberem Wasser.

Aber der Pharao hörte nicht

auf Mose und Aaron.

Denn er sah: Auch seine Zauberer

verwandelten Wasser in Blut.7,20–25

Sieben Tage lang dauerte die Plage an.

Danach folgte die nächste Plage.

Gott sprach zu Mose:

„Geh zu Pharao und sag ihm:

So spricht der Herr:

Lass mein Volk ziehen,

dass es ein Fest für mich feiere!

Wenn nicht, will ich dein Land

mit Fröschen plagen.“7,26ff

Und wie Gott gesagt hatte,

so geschah es:

Aus den Tümpeln und Sümpfen

krochen unzählige Frösche hervor.

Sie hüpften in Häuser und Hütten,

in Backöfen, Behälter und Betten.7,28

Auch im Palast des Pharao

wimmelte es von ekligen Fröschen.

Aber die Zauberer

zauberten auch Frösche hervor.8,3

Als der Pharao das sah,

wurde ihm angst und bange.

Er befahl Mose und Aaron:

„Schafft mir die Frösche vom Hals.

Bittet euren Gott, dass er mich

von dieser Plage befreit!

Dann lasse ich euch ziehen.“

„Ja, so soll es geschehen“,

antwortete Mose.

„Dann wirst du erkennen:

Niemand ist so mächtig

wie der Herr, unser Gott.“8,4ff

Da schrie Mose zu Gott.

Und die Plage hatte ein Ende.

Im ganzen Land trug man

die toten Frösche in Haufen zusammen.

Widerlicher Gestank erfüllte das Land.

Doch kaum war die Plage vorbei,

verhärtete der Pharao wieder sein Herz.

Er ließ die Israeliten nicht ziehen.8,8ff

Da schickte Gott noch eine Plage:

Aus dem Staub der Erde

kamen Stechmücken hervor,

Millionen und Abermillionen.

Als die Zauberer das sahen,

erkannten auch sie:

Das hat Gott getan.

Doch der Pharao hörte nicht auf sie.

Sein Herz blieb hart.8,12ff

Und Gott sprach zu Mose:

„Geh morgen früh zum Fluss

und stell dich dem Pharao in den Weg.

Sag ihm: So spricht der Herr:

Lass mein Volk ziehen,

dass sie mir ein Fest feiern!

Wenn nicht, so wird Ungeziefer

über dich und dein Land kommen

und in eure Häuser eindringen.

Aber ich will einen Unterschied machen

zwischen deinem und meinem Volk.

Dann wirst du erkennen,

dass ich Gott der Herr bin.“

Und so geschah es:

Ungeziefer suchte das Land heim

und breitete sich im ganzen Land aus.

Nur die Israeliten blieben verschont.8,16ff

Da lenkte der Pharao endlich ein.

„Geht!“, sagte er zu Mose und Aaron,

„und bringt ein Opfer für euren Gott,

aber hier, nicht in der Wüste!“

Doch Mose entgegnete:

„Nein, in die Wüste wollen wir ziehen,

drei Tagereisen von hier.

Dort wollen wir unserem Gott opfern.“8,21ff

Schließlich gab der Pharao nach.

„Gut, ich lasse euch ziehen.

Aber zieht nicht zu weit.

Und bittet euren Gott,

dass er mich von dieser Plage befreit.“

Da betete Mose zu Gott.

Und das Ungeziefer verschwand.

Aber der Pharao

verhärtete wieder sein Herz.

Er ließ das Volk Israel nicht ziehen.8,24ff

Danach brach eine Viehseuche aus.

Die Tiere starben in Massen.

Nur die Tiere der Israeliten

blieben von der Seuche verschont.

Aber der Pharao blieb hart.

Er ließ das Volk Israel nicht ziehen.9,1ff

Schließlich suchte die Pest das Land heim.

Die Menschen litten unsägliche Qualen.

Dennoch blieb der Pharao hart.

Er ließ die Israeliten nicht ziehen.9,8ff

Da ging Mose noch einmal zum Pharao.

Am frühen Morgen stand er

plötzlich vor ihm und sagte:

„So spricht der Herr,

der Gott der Hebräer:

Lass mein Volk ziehen!

Sonst werden noch mehr Plagen

über dich kommen,

damit du erkennst: Ich bin der Herr.

In der ganzen Welt ist keiner wie ich.

Darum habe ich dich bis heute

am Leben erhalten,

damit ich meine Macht an dir zeige

und alle Welt erkennt,

wie mächtig ich bin.9,13ff

Aber du stellst dich immer noch

gegen mein Volk.

Du lässt es nicht ziehen.

Darum höre auf mich:

Morgen wird ein Unwetter

über dein Land kommen,

so schlimm wie noch nie.

Menschen und Vieh

werden vom Hagel erschlagen.“9,17ff

Und so geschah es:

Am nächsten Morgen

brach ein gewaltiges Unwetter los.

Es blitzte und donnerte.

Feuer fiel vom Himmel.

Und schwere Hagelkörner

verheerten das Land.

Wer auf den Feldern war,

wurde vom Hagel erschlagen.

Aber die Israeliten

blieben vom Hagel verschont.9,22ff

Da lenkte der Pharao endlich ein.

Er sagte zu Mose und Aaron:

„Nun weiß ich:

Euer Gott ist im Recht.

Ich habe Unrecht getan.

Wir sind an ihm schuldig geworden.

Bittet doch euren Gott,

dass das Unwetter aufhört.“

„Ich will es tun“, antwortete Mose.

„Dann wirst du erkennen,

dass dem Herrn unserem Gott

die Erde gehört.“9,27ff

Und Mose ging vor die Stadt hinaus,

breitete seine Hände zum Himmel aus

und betete zu Gott.

Da hörte der Hagel auf

und der Donner verstummte.

Doch kaum hellte der Himmel auf,

verhärtete sich wieder Pharaos Herz.

Er ließ die Israeliten nicht ziehen.9,33ff

Und Gott der Herr sprach zu Mose:

„Geh noch einmal zum Pharao.

Denn ich bin es,

der sein Herz hart werden ließ.

Ich habe alle diese Zeichen getan,

damit ihr erkennt:

Ich bin der Herr, euer Gott.

Erzählt es euren Kindern

und den Kindern eurer Kinder,

was ich unter

den Ägyptern getan habe.“10,1f

Da gingen Mose und Aaron

zum Pharao und sagten:

„So spricht der Herr,

der Gott der Hebräer:

Wie lange noch willst du dich weigern?

Lass mein Volk ziehen,

dass sie ein Fest feiern!

Wenn nicht, dann kommt bald

eine Heuschreckenplage über Ägypten,

so furchtbar wie nie zuvor.“

Als aber der Hofstaat das hörte,

erschrak er und redete auf den Pharao ein:

„Bitte! Lass das Volk ziehen!

Sonst geht unser ganzes Land unter.“10,3ff

Endlich gab der Pharao nach.

„Gut“, sagte er, „ich lasse euch ziehen,

aber ohne Frauen und Kinder:

und ohne Schafe und Rinder.“

Doch Mose erwiderte:

„Nein, wir feiern nur mit allen.

Denn es ist das Fest des Herrn.“

„O ja!“, spottete der Pharao.

„Der Herr sei mit euch!

Nun weiß ich es sicher:

Ihr habt ganz anderes im Sinn.“

Und zornig befahl er:

„Hinaus mit euch! Jagt sie hinaus!“10,8ff

Da ließ Gott Heuschrecken kommen,

so viele, dass das ganze Land

von ihnen bedeckt war.

Und was auf den Feldern

vom Hagel noch übrig war,

das fraßen nun die Heuschrecken auf.10,12ff

Als aber der Pharao sah,

wie die Heuschrecken alles verheerten,

ließ er eilig Mose und Aaron rufen.

Reumütig bekannte er:

„Ich habe einen großen Fehler gemacht.

Ich bin an euch und eurem Gott

schuldig geworden.

Doch ich bitte euch:

Vergebt mir noch dieses Mal!

Bittet euren Gott, dass er mich

von dieser tödlichen Plage befreit.“10,16f

Da ging Mose hinaus

und betete zu Gott.

Und als er noch betete,

kam ein starker Wind auf,

der trieb die Heuschrecken ins Meer.

Nicht eine Heuschrecke blieb übrig.

Doch der Pharao blieb hart.

Gott hatte sein Herz verschlossen.

Er ließ die Israeliten nicht ziehen.10,18ff

Zuletzt kam eine Sonnenfinsternis

über das ganze Land.

Drei Tage lang war es Nacht,

mitten am Tag.

Nur bei den Israeliten

blieb es hell in den Häusern.10,21ff

Da war der Pharao endlich bereit,

die Israeliten ziehen zu lassen.

Er verkündete Mose: „Nun geht

mitsamt euren Frauen und Kindern!

Und bringt eurem Gott

in der Wüste ein Opfer!

Nur eure Schafe und Rinder lasst hier!“

Doch Mose erwiderte:

„Nein, wir brauchen auch Tiere,

zum Opfer für unseren Gott.“

Doch der Pharao fiel ihm ins Wort.

„Nein!

Dann dürft ihr nicht gehen!

Und nun, verschwinde endlich

und lass dich nie mehr blicken.

Sonst lass ich dich töten.“

Denn Gott hatte

sein Herz verschlossen.10,21ff

Ein gewaltiges Drama spielt sich in dieser Erzählung im Zeitraffer ab. Eine Naturkatastrophe folgt auf die andere. Durch ihre Verkettung wächst der Eindruck einer unaufhaltsamen Katastrophe, die zunehmend auf den Untergang Ägyptens zutreibt.

Die Plagen – Wasser zu Blut, Heuschrecken, Hagel, Sonnenfinsternis – erinnern an endzeitliche Szenarien, wie sie sich auch im Buch Joel und in der Offenbarung des Johannes finden (Joel 1f / Offb 8,6–13). Es scheint, als seien mit den Plagen Ägyptens bereits die letzten Tage der Schöpfung angebrochen, Tage des Gerichtes Gottes über seine Welt. Machtvoll demonstriert Gott durch sie seine Schöpfermacht vor der Völkerwelt: seine Macht als Herr über die ganze Erde (9,29), aber ebenso auch als Herr über Menschenherzen (10,20).

Mit dieser Machtdemonstration verbindet sich eine deutliche Mahnung an Pharao, der sich selbst wie ein Gott aufspielt. Aber zugleich enthält sie auch einen starken Trost für das versklavte und verzagte Volk der Hebräer, das bislang noch nichts von der Macht seines Gottes weiß (10,1ff).

Beiden Adressaten gilt die Botschaft, die sich wie ein roter Faden durch alle Plagen hindurchzieht: „Ihr sollt erfahren, dass ich der Herr bin.“

Sie verdichtet sich in der Konfrontation zwischen Mose und dem Pharao, die sich mit jeder Plage zuspitzt und sich zunehmend als Machtkampf zwischen Gott und dem gottgleichen Pharao offenbart. Im Verlauf dieser Auseinandersetzung verschließt sich der Pharao immer mehr gegenüber dem Gott Israels. Sein Widerspruch gipfelt in der Aussage, dass Gott „Pharaos Herz hart werden ließ“. Das heißt: der Pharao hat sich so tief in seinen Widerspruch verstrickt, dass er sich selbst daraus nicht mehr befreien kann.

Aber dennoch bleibt der Pharao am Leben. Er wird sogar, wenn auch wider Willen, zum Zeugen von Gottes Macht (vgl. dazu 9,16ff: „Dazu habe ich dich erhalten, dass meine Kraft an dir erscheine und mein Name verkündigt werde in allen Landen“). Durch sein zweifaches Schuldbekenntnis gibt er am Ende dem Gott Israels Recht (9,27; 10,16: „Ich habe mich versündigt. Der Herr ist im Recht. Ich aber und mein Volk sind schuldig geworden.“).

Viele würden die Erzählung von den Plagen Ägyptens am liebsten aus ihrer Bibel entfernen, weil sie ein vermeintlich anstößiges Gottesbild vermittelt. Aber für das Volk Israel war und ist diese Geschichte immer von hoher Bedeutung gewesen. Mit ihr verbindet sich der Dank an Gott, der sie mit „mächtiger Hand und starkem Arm“ befreit hat. Jedes Jahr wird daran am Passafest erinnert.

Damit ist aber noch kein letztes Urteil über Ägypten gesprochen. Gottes letztes Wort über Ägypten lautet nicht Gericht, sondern Heil. Auch für Ägypten gilt, wie auch für die ganze Völkerwelt, Gottes Segensverheißung: „Gesegnet bist du, Ägypten, mein Volk!“ (Jes 19,19–25).

Neukirchener Bibel - Das Alte Testament

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