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Der Bund am Sinai

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Neben der Befreiung aus Ägypten bildet der Bundesschluss am Sinai das zentrale Thema des Exodusbuches. Er markiert das zweite große heilsgeschichtliche Datum in der Geschichte Israels und die Mitte seiner Glaubensüberlieferung. Dies zeigt sich schon an dem ungewöhnlich breiten Raum, den das Thema innerhalb der 5 Bücher Mose einnimmt. Es umfasst nicht nur die 2. Hälfte des Exodusbuches, sondern auch das ganze Buch Levitikus (3. Mose), einschließlich Numeri (4. Mose) 1–10,10. Außerdem findet es in zahlreichen Glaubenszeugnissen Israels seinen Widerhall.

Und das ist seine besondere Botschaft: Gott offenbart sich am Sinai in der Wüste dem Volk, das er aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Er schließt mit ihm seinen Bund und erklärt es damit rechtsgültig zu seinem Volk. Seinem Bund legt er die Zehn Gebote zugrunde. Sie sind als Grundgesetz und als Zeichen seiner unverbrüchlichen Bundeszusage zu verstehen. Auf dieser Grundlage erhält das Volk Gottes den einzigartigen Auftrag, seinen Gott vor den anderen Völkern zu bezeugen – ein Auftrag, der auch alle Nachkommen umschließt. Dieser Auftrag hat seine Mitte im Ersten Gebot und in der vorlaufenden Zusage Gottes: „Ich bin der Herr, dein Gott.“ Alle weiteren Gesetze und Rechtsordnungen, die in den Büchern Exodus, Levitikus, Numeri und Deuteronomium festgehalten sind, leiten sich davon ab. Auch sie gelten alle als Teil der „Tora“, die Gott seinem Volk offenbart hat.

Zum Aufbau:

Auch die Texte aus Exodus, Levitikus und Numeri sind das Ergebnis eines langen und komplexen Überlieferungsprozesses. Sie enthalten zum Teil erzählende Abschnitte, teils Rechtssammlungen und kultische Anordnungen aus verschiedenen Zeiten, die aber hier ausdrücklich auf ihren Ursprung im Sinaibund zurückgeführt werden. Daraus ist eine lange zusammenhängende Geschichte erwachsen, die von einem über einjährigen Aufenthalt des Volkes Gottes am Berg Sinai erzählt, bevor das Volk seine Wanderung durch die Wüste fortsetzt. Der erste Teil dieser umfassenden Geschichte lässt sich in folgende Teilabschnitte gliedern:

(1) Auf dem Weg zum Sinai (15,22–18,27)

Diese Wegstrecke ist als Hinführung zum Sinaibund zu verstehen: Nach dem Schilfmeerwunder erlebt das gerettete Volk auf seinem Weg durch die Wüste zunächst die Kehrseite der neu gewonnenen Freiheit. Durst, Hunger und ein feindlicher Überfall lassen das Volk sehnsüchtig nach Ägypten zurückblicken. Aber Gottes Weg führt das Volk von Station zu Station immer näher dem großen Ereignis entgegen, an dem sich Gott selbst als „ihr Gott“ offenbaren wird. Durch eine Kette von Wundern macht sich Gott schon auf dem Weg zum Sinai seinem Volk bekannt: „Ihr sollt erfahren, dass ich, der Herr, euer Gott bin.“ (16,12). Zudem kündigt sich in diesen Erzählungen bereits die neue Rechtsordnung an, die mit dem Bundesschluss in Kraft treten wird (vgl. dazu 15,25b; 16,26.34; 18,19f).

(2) Der Bundesschluss am Sinai (19–24)

Er steht im Zentrum des Geschehens und wird in Ex 19f und 24 in drei Schritten entfaltet:

– Gott kündet sein Kommen an. Das Volk bereitet sich feierlich auf sein Kommen vor (Ex 19).

– Gott offenbart sich dem Volk. Er gibt ihm die Zehn Gebote und macht sich dem Volk bekannt: „Ich bin der Herr, dein Gott“. Mit den Zehn Geboten steckt er den Raum ab, in dem sein Volk in Freiheit leben kann (Ex 20).

– Das Volk tritt feierlich in den Bund ein und Mose besiegelt ihn durch das Bundesopfer (Ex 24).

Dazwischen ist das sog. „Bundesbuch“ eingefügt (20,22–23,33), das die Zehn Gebote im Blick auf das tägliche Zusammenleben konkretisiert. Ferner sind noch kultische Anordnungen (25ff) angefügt, die aber im 3. Buch Mose noch vertieft werden.

(3) Bundesbruch und Bundeserneuerung (32–34)

Mit der Geschichte vom „Goldenen Kalb“ wird der unterbrochene Erzählfaden von Kap. 24 wieder aufgenommen. Sie beschreibt den dramatischen „Sündenfall“ des Volkes,

der unmittelbar auf den Bundesschluss folgt. Mit ihm ist die gestiftete Gemeinschaft zwischen Gott und seinem Volk schon im Anfang zerbrochen. Die Frage bricht auf: Wie kann der heilige Gott künftig unter einem unheiligen Volk leben? Aber am Ende, nach langem Ringen Moses mit Gott (33), steht die befreiende Botschaft: Gott hält an seinem Bund fest – trotz der Menschen, die ihn gebrochen haben. Er erneuert nicht nur seine Zusage, sondern überbietet sie sogar noch (34) und setzt mit dem Zelt der Begegnung den Raum fest, in dem er künftig unter seinem Volk wohnen wird (35ff).

Neukirchener Bibel - Das Alte Testament

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