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Organisierte Demonstrationen und die jüngste Entwicklung

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Anfang 2001 organisierte die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) eine bundesweite Ultra-Konferenz, an der damals mehr als 40 Ultragruppen teilnahmen. Als ein Ergebnis dieser Konferenz wurde von den anwesenden Gruppen eine bundesweite Fandemonstration beschlossen, die im Mai 2001 vor dem Pokalfinale in Berlin stattfand. Mehr als 2.500 Ultras und ultraorientierte Fans demonstrierten bunt, lautstark und vor allem friedlich „für den Erhalt der Fankultur“.

Nachdem 2005 kurz vor der WM 2006 eine zweite bundesweite Fandemonstration stattgefunden hatte, gab es im Oktober 2010 die dritte Auflage. Diesmal nahmen mehr als 6.000 Fans, zumeist Ultras, daran teil, um „getrennt in den Farben, vereint in der Sache“ wieder friedlich für Fanrechte auf die Straße zu gehen. Im Nachgang der dritten Fandemonstration erarbeiteten die 50 teilnehmenden Ultragruppen gemeinsam ein Konzept zum kontrollierten und sicheren Gebrauch von Pyrotechnik, welches später dem DFB vorgelegt wurde.

Mit der Zeit berichteten erste Medien, die sich bis dato überwiegend negativ über Ultragruppen geäußert hatten, etwas differenzierter und betrachteten erstmals weitere, wenn auch nicht alle Aspekte der Ultragruppen. Und so war plötzlich in Zeitungen von sozialen Projekten oder über ihre Unterstützung zu lesen, denn etliche Ultragruppen organisierten regelmäßig Fußballturniere, Konzerte oder ähnliche Veranstaltungen, um Geld für soziale Zwecke zu sammeln. Oftmals spielte dabei das Schicksal eines Freundes aus der eigenen Gruppe eine übergeordnete Rolle, welche zum Anlass für die Benefizveranstaltung genommen wurde.

In den letzten Jahren schlossen sich immer wieder kleinere Ultragruppen eines Vereins zusammen, um gemeinsam den Support in der Kurve zu organisieren. Hier ist beispielhaft die Gruppe „Kohorte Duisburg“ (MSV Duisburg) zu nennen. Neben Zusammenschlüssen hörte man aber auch immer öfter von Meinungsverschiedenheiten und zunehmender Rivalität unter Ultragruppen des gleichen Vereins. Oftmals ging es um die Art des Supports für die eigene Mannschaft oder um den Standort der Gruppen im Stadion. Vermehrt ist in letzter Zeit zu bemerken, dass auch der Normalo, also der Fan, der von den Ultras als „mit dem Strom schwimmender Konsument“ abgestempelt wurde, seine Stimme ins Stadion trägt. So z. B. im Frühjahr 2010, als die Ultras vom St. Pauli den eigenen Fans den Zugang zur Kurve versperrten, damit diese Teil einer der von Ultras geplanten Protestaktion werden sollten. Die nicht ultraorientierte Fangemeinschaft wehrte sich, und es kam zum Zerwürfnis innerhalb der Fanszene auf St. Pauli. Ähnliches Bild bei der Protestaktion „Koan Neuer“ der Ultragruppe „Schickeria München“, die mit Tausenden Plakaten bzw. Zetteln die Verpflichtung des Schalker Torhüters Manuel Neuer verhindern wollte. Eine Befürwortung für eine Verpflichtung konnte man auf Banner und Plakaten der Geraden des Stadions ablesen, wo die Ultras üblicherweise nicht anzutreffen sind. Jedoch sind diese Phänomene bislang Randnotizen, und die Ultrakultur ist weiterhin die treibende Kraft in deutschen Stadien.

Ultras im Abseits?

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