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Medien

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Der Profifußball erfreute sich bereits vor der Jahrtausendwende eines, insbesondere im Bereich des Fernsehens, beständig wachsenden Interesses der Medien. Von 2000 bis 2010 hielt diese Entwicklung an, und insbesondere die durch Werbung finanzierten Privatsender steigerten ihr Bemühen, den Fußball zu vermarkten. Den Bundesligavereinen kam dabei zugute, dass sich ihre Einnahmen aus der Veräußerung von Übertragungsrechten erhöhten. Andererseits wirkten die Sender zur Wahrung ihrer ökonomischen Interessen auf den Spielbetrieb ein, was die Verhältnisse in den Stadien beeinflusste.

Für deren Besucher hatte dies einerseits positive Folgen, denn die zunehmenden Einkünfte trugen dazu bei, dass die Vereine ihre bauliche Infrastruktur modernisierten, die Ausbildungsbedingungen für Nachwuchsspieler verbesserten und ihre Attraktivität im internationalen Wettbewerb durch herausragende Spieler steigern konnten. Zudem sorgten die Sender durch Investitionen in ihre Kamera- und Übertragungstechnik dafür, dass Fußballanhänger umfassend über die Geschehnisse auf den Spielfeldern unterrichtet wurden. Andererseits kam es zu diversen Nachteilen, die sich aus dem primären Interesse der TV-Gesellschaften ergaben, ihre Gewinne zu maximieren. Sie waren bestrebt, die Spieltage auf mehrere Termine zu zersplittern, um das Produkt Fußball durch möglichst viele Einzelspiele zu für Fernsehzuschauer freundlichen Zeiten zu vermarkten. Die bereits vor der Jahrtausendwende erfolgte Einrichtung von Freitagabend- und Sonntagsspielen verfestigte sich nach 2000, was den hergebrachten Anpfiff eines kompletten Spieltages am Samstag um 15:30 Uhr zu einer Erscheinung der Vergangenheit machte. Während die Fernsehsender ihren Zuschauern dadurch Übertragungen zu ihnen genehmen Zeiten anboten, belasteten die Spielansetzungen insbesondere zu Auswärtsspielen mitreisende Anhänger, also besonders stark engagierte Fans. Diese standen vor allem bei weit entfernten Sonntagsspielen vor dem Problem einer langen nächtlichen Rückreise im Vorfeld einer am nächsten Morgen beginnenden Arbeitswoche. Darüber hinaus erschwerte ihnen die erst im Verlauf der Saison erfolgende Terminierung der Freitags- und Sonntagsspiele die Vorbereitung ihrer Reisen.

Während das verstärkte Engagement der TV-Sender sowohl Vor- als auch Nachteile für die traditionell eingestellten Fans mit sich brachte, verbesserten die Zeitschriftenverlage das Informationsangebot. Nach der Jahrtausendwende kamen zu den eingesessenen Publikationen mehr oder weniger erfolgreiche Magazine. Sie präsentierten den Sport als „Lifestyle“ oder richteten sich an sehr junge Käufer, indem sie sich auf eine Berichterstattung über die herausragenden Starspieler konzentrierten. Andererseits thematisierten weitere Veröffentlichungen nun auch kulturelle und gesellschaftliche Aspekte des Massensports.

Zu einer noch größeren Ausweitung des Informationsangebots zum Vorteil für die Fans führte die zunehmende Nutzung des Internets. Die Vereine bauten ihre eigenen Internetpräsenzen aus, um ihre Anhänger und die allgemeine Öffentlichkeit zu informieren, ihre Fanartikel und Eintrittskarten zu vermarkten oder um kostenpflichtige Zusatzangebote zu verkaufen. Zudem gründeten die Klubs oder engagierte Fans elektronische Foren, die es den Anhängern ermöglichten, sich an Diskussionen zu beteiligen oder sich zu organisieren. Über soziale Netzwerke ergaben sich Möglichkeiten der direkten Kontaktaufnahme, indem auch einzelne Spieler mit ihren Anhängern kommunizierten. Darüber hinaus bauten Fußballverbände und Zeitschriftenverlage ihre Internetpräsenzen aus. Zudem entstanden durch Werbung finanzierte Webseiten zu speziellen Aspekten, wie etwa den Entwicklungen auf dem Transfermarkt.

Letztendlich erweiterte sich das mediale Angebot nach 2000 rasant, was unterschiedliche Auswirkungen auf die Fanszene hatte. Diese zog ihren Nutzen aus einem jederzeit verfügbaren Informations- und Unterhaltungsangebot, erlitt jedoch einen Schaden durch die Einflussnahme der TV-Sender auf die Ansetzungen von Spielen.

Ultras im Abseits?

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