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Vorwort

Immer häufiger scheint der deutsche Fußball am Abgrund zu stehen. Das Verhalten der Fans rückt deutschlandweit regelmäßig medial in den Mittelpunkt und zeichnet das Bild einer von Hass und Gewalt durchsetzten Fankultur. Manche Medien sahen im Herbst 2011 in den Vorfällen bei den zwei DFB-Pokalspielen in Dortmund und Frankfurt Ende Oktober sogar ein „Attentat auf den Fußball“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) oder einen „Anschlag auf den Fußball“ (STERN Online). Nach umfangreichem Pyrotechnik-Einsatz und einem im Freudentaumel begründeten verfrühten Platzsturm beim Relegationsspiel für die 1. Bundesliga zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC aus Berlin im Mai 2012 verstärkte sich die Hysterie nachhaltig. Die Abschaffung der Stehplätze steht seitdem genau so im Raum wie ein Alkoholverbot in den Zügen des öffentlichen Nahverkehrs im Vorfeld von Fußballspielen. Einen unrühmlichen Höhepunkt fand die Diskussion in einer bekannten Fernseh-Talkshow, in der von „Taliban der Fans“ gesprochen und Choreografien als „faschistoide Versammlungsrituale“ dargestellt wurden. Heben die deutschen Vereine und Verbände die Fans häufig aufgrund ihrer Kreativität und der tollen Stimmung hervor, werden Fußballanhänger bei öffentlichkeitswirksamen Ereignissen schnell als Gewalttäter gebrandmarkt.

Die Darstellungen in der Öffentlichkeit vermittelten allgemein den Eindruck, dass Straftaten in und um Stadien nachhaltig gestiegen und die heutigen Fußballfans gewalttätiger als die früheren sind. Offizielle Verlautbarungen untermauerten dies: So berichtet die „Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze“ (ZIS) für die Saison 2010/11 in der 1. und 2. Bundesliga von insgesamt 846 verletzten Personen, wobei Unfallopfer in dieser Zahl nicht enthalten sind. Nach Angaben der ZIS handelt es sich dabei um den Höchststand der vergangenen zwölf Jahre.

Ultras im Abseits?

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