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bb) Originäre Kennzeichnungskraft

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Eine wesentliche Funktion des Werktitels besteht häufig, etwa bei Sachbüchern oder Zeitschriften, darin, schlagwortartig auf den Inhalt des Werkes hinzuweisen (Ingerl/Rohnke § 5 Rn 92; LG München I GRUR 1991, 931, 933 – Wellness). Dem Titel ist daher in vielen Fällen ein beschreibender Charakter vorgegeben; das führt dazu, dass die Anforderungen an die Unterscheidungskraft des Werktitels im Vergleich zu der notwendigen Originalität von Unternehmenskennzeichen herabgesetzt ist (Ingerl/Rohnke § 5 Rn 92; OLG München GRUR 1993, 991, 992 – Deutsch im Alltag). Schon die geringfügige Unterscheidungskraft auch inhaltsbezogener Titel kann den Titelschutz rechtfertigen (BGH GRUR 2002, 176 – Auto Magazin; OLG Hamburg AfP 1992, 160 – Snow Board). Das wird nicht nur mit der inhaltsandeutenden Funktion des Titels begründet, sondern auch mit der Massenhaftigkeit von Titeln innerhalb einer Werkkategorie sowie der Unabhängigkeit des Titelschutzes vom Urheberrecht (OLG Karlsruhe GRUR 1986, 554, 555 – Abenteuer heute).

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Kennzeichnungs- und Unterscheidungskraft eines Werktitels sind zu verneinen, wenn sich dieser in der Beschreibung der Werkgattung (zB „Kochbuch“) oder des Werkinhaltes erschöpft, ohne aber das Werk selbst zu benennen und so von anderen Werken zu unterscheiden (OLG Düsseldorf NJW-RR 1986, 1095 – Mädchen hinter Gittern; LG München I GRUR 1991, 931, 933 – Wellness; OLG Hamburg AfP 1992, 160 – Snow Board; LG Hamburg AfP 1993, 775 f – Geschichte der arabischen Völker; OLG Köln NJW-RR 1995, 1003 – Sports Life; OLG Köln NJW-RR 1997, 803 – PC-Welt; OLG Köln GRUR 1997, 663 f – FAMILY). Ein Werktitel ist dann ausschließlich inhaltsbeschreibend, wenn er inhaltsbedingt ist, sich also aus dem Inhalt des Werkes zwangsläufig ergibt (OLG Karlsruhe GRUR 1986, 554, 555 – Abenteuer heute; KG GRUR 1988, 158 – Who's who in Germany; OLG Hamburg AfP 1992, 160 – Snow Board; OLG München GRUR 1993, 991, 992 – Deutsch im Alltag). Erscheint der Titel im Hinblick auf den Werkinhalt einigermaßen willkürlich und ist er aufgrund seiner Interpretierbarkeit geeignet, die Fantasie des Publikums anzuregen und sich ihm deshalb einzuprägen, ist der Werktitel nicht ausschließlich inhaltsbeschreibend (OLG Karlsruhe GRUR 1986, 554, 555 – Abenteuer heute; OLG Köln NJW-RR 1994, 818, 819 – die Geschäftsidee; OLG Köln NJW-RR 1997, 803 – PC-Welt). Wird ein Wort der Umgangssprache mit beschreibendem Charakter als Werktitel benutzt und damit auf einen ihm an sich fremden Gegenstand übertragen, so kann es damit eine bildhafte, übertragene Bedeutung gewinnen, die hinreichend charakteristisch und damit unterscheidungskräftig ist (BGH GRUR 1957, 29, 31 – Spiegel; BGH NJW 1957, 1919 – Spiegel der Woche; BGH GRUR 1961, 232, 234 – Hobby; BGH NJW 1959, 2015 – Nußknacker; BGH NJW 1977, 951, 953 – Der 7. Sinn; OLG Köln GRUR 1984, 751 – Express; OLG Köln GRUR 1989, 690, 691 – High Tech; OLG Köln NJW-RR 1994, 818 – die Geschäftsidee; OLG Hamburg NJW-RR 1997, 357, 358 – Szene; OLG Köln GRUR 1997, 663, 664 – FAMILY). Als rein inhaltsbeschreibend und damit nicht kennzeichnungskräftig wurden die Zeitschriftentitel „Das Auto“ und „Snow Board“ beurteilt, obgleich eine übertragene Sinnbedeutung auch in diesen Fällen vorlag (OLG Stuttgart NJW 1951, 76 – Das Auto; OLG Hamburg AfP 1992, 160 – Snow Board). Enthält ein Titel Wörter aus der Umgangssprache mit beschreibendem Charakter, ohne diese in einem übertragenen Sinn zu verwenden, ist die originäre Kennzeichnungskraft des Titels abzulehnen (BGH NJW 1993, 1466 – Verschenktexte II).

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Bes geringe Ansprüche an die Kennzeichnungskraft stellt die hM an die Titel von Zeitungen, Zeitschriften und – wenngleich noch unter Vorbehalten – von Sachbüchern (Fezer § 15 Rn 274–277; Ingerl/Rohnke § 5 Rn 98). Zeitungstitel weisen traditionell eine große Ähnlichkeit auf, da sie sich regelmäßig aus einer (bekannten) Ortsbezeichnung und einer bloßen Warenbeschreibung („Zeitung“, „Anzeiger“, „Kurier“ oÄ) zusammensetzen (BGH NJW 1963, 1004 – Deutsche Zeitung; BGH NJW-RR 1992, 1128 – Morgenpost; vgl auch OLG Freiburg GRUR 1951, 78 – Offenburger Zeitung; OLG Düsseldorf GRUR 1983, 794 f – Rheinische Post). Das Publikum hat sich an die Farblosigkeit von Zeitungstiteln gewöhnt und misst daher auch solchen Titeln Unterscheidungskraft zu, denen für andere Druckschriften keine Kennzeichnungskraft zugebilligt werden könnte (BGH NJW 1963, 1004 f – Deutsche Zeitung; BGH NJW-RR 1992, 1128 – Morgenpost). Auch die Titel von Zeitschriften, insb von Fachzeitschriften, weisen Ähnlichkeiten insofern auf, als diese häufig aus beschreibenden Angaben oder Gattungsbegriffen gebildet sind (BGH GRUR 2000, 70, 72 – SZENE; BGH WRP 2000, 533 f – FACTS; BGH GRUR 2002, 176 – Auto Magazin; OLG Köln NJW-RR 1997, 803 – PC-Welt; OLG Köln GRUR 1997, 663, 664 – FAMILY). Für den Verkehr sind daher auch solche Titel unterscheidungskräftige Kennzeichnungen, die sich an das in der Zeitschrift behandelte Sachgebiet anlehnen oder auf dieses hinweisen (GK/Teplitzky § 16 Rn 211 mwN; BGH GRUR 2002, 176 – Auto Magazin; OLG Köln GRUR 1997, 663, 664 – FAMILY; OLG Köln NJW- RR 1997, 803 – PC-Welt). Auch bei den Titeln von Nachrichtensendungen stellt die Rspr nur geringe Anforderungen an die Kennzeichnungskraft (BGH GRUR 2001, 1050, 1051 f – Tagesschau; BGH GRUR 2001, 1054 f – Tagesreport). Auch Werktitel, die gattungs- oder inhaltsbeschreibende Angaben – wie etwa häufig bei Kochbüchern oder Sprachlehrbüchern – enthalten, können nach der Verkehrsauffassung unterscheidungskräftig sein (BGH NJW 1991, 1350 – Pizza & Pasta, OLG München GRUR 1993, 991 f – Deutsch im Alltag). Der BGH hält es jedoch für bedenklich, die Anforderungen an die Kennzeichnungskraft von Sachbuchtiteln generell herabzusetzen, und fordert im Hinblick auf die Üblichkeit beschreibender Titel auf dem entspr Teilmarkt der Sachbücher nähere Feststellungen des Tatrichters (BGH NJW 1991, 1350 – Pizza & Pasta; so auch GK/Teplitzky § 16 Rn 212). Wird die Gewöhnung an inhaltsbezogene Titel bejaht, muss der in Frage stehende Titel trotzdem, wie auch bei Zeitungen und Zeitschriften, ein Mindestmaß an Kennzeichnungskraft aufbringen (für den Kochbuchtitel „Pizza & Pasta“ aufgrund der Alliteration und des kaufmännischen Und-Zeichens vom BGH NJW 1991, 1350 – Pizza & Pasta bejaht; vgl auch OLG Köln GRUR 2000, 1073, 1074 f – Blitzgerichte). Der Grad der Unterscheidungskraft spielt für den Beginn des Titelschutzes keine Rolle, sondern betrifft den Schutzbereich der Bezeichnung (BGH GRUR 1957, 29, 31 – Spiegel; OLG Köln GRUR 1997, 663, 664 – FAMILY).

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